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Toilettenwagen

Vom Toilettenwagen zur mobilen Disko

Aulendorf / Lesedauer: 4 min

Michael Deffaa aus Tannhausen baut ausgediente Bauwagen zu Partywagen um
Veröffentlicht:06.09.2016, 16:54

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Wenn Michael Deffaa auf Festen anrollt, wird sein Anhänger auch mal für den Toilettenwagen gehalten – das ist der Wagen aber längst nicht mehr. Deffaa hat ihn umgebaut. Aus dem acht Meter langen stillen Örtchen ist ein Partywagen geworden. Drei Monate hat das gedauert, die Arbeitsschritte hat der Tannhausener in einem Fotobuch festgehalten. Seit Herbst vergangenen Jahres vermietet er „Michis Fahrbar“. Die Leidenschaft für den Umbau von alten Wagen hegt der heute 25-Jährige aber schon viel länger.

„Angefangen hat es mit 13, da habe ich meinen ersten Bauwagen hergerichtet“, erzählt Deffaa. Später kamen weitere Wagen und irgendwann eben der Toilettenwagen. „Da dachte ich, das ist ein Konzept, das sich größer aufziehen lässt.“ Mittlerweile kauft der 25-Jährige immer wieder günstig ausgemusterte Anhänger, transportiert sie aufs Familiengelände in Röhren, verkauft sie weiter oder richtet sie wieder her. Denn wo andere nur noch Schrott sehen, sieht Deffaa Bastelpotential. Auch mit der Fahrbar lief das so. „Es war ein Toilettenwagen von Schaustellern in Konstanz, den gab’s für 300 Euro bei Ebay “, sagt Deffaa. So klein der Preis, so morsch die Wände und auch das Traggestell hatte die besten Tage hinter sich. Ursprünglich habe er den Wagen als Toilettenwagen belassen wollen, aber da er ohnehin so viel habe reparieren müssen, habe er ihn kurzerhand umgebaut.

Drei Monate lange werkelte er mit Freunden und einem Elektriker, machte Boden und Decke neu, dämmte die Wände, schweißte und schraubte. Eine alte Theke gab es bei einer Betriebsauflösung, die schwarzgetäfelte Rückwand war einst ein Küchenfußboden. Heute zieren bunte Partylämpchen, Schwarzlichtleuchten und ein Kaminofen den Raum. Ein paar Barhocker stehen an der Theke, ein Musikanlage und eine Nebelmaschine sind einbaut, eine knallgrüne Sitzbank und zwei Tischchen füllen den hinteren Bereich. Etwa 150 Euro am Tag kostet es den mobilen Disko- und Barwagen zu mieten, inklusive zehn Kilometer Transport.

Zu Deffaas Fuhrpark gehört auch eine Jagdhütte, wie er seinen zweiten Partywagen nennt. Der war mal eine Schießbunde. Und tatsächlich lässt sich der Wagen auf einer Seite über komplette Länge öffnen. Innen hängen Hirschgeweihe, ein original Schießbudenbild zeigt ein Wild auf grüner Aue. Viel mehr ist vom einstigen Einsatz nicht mehr zu erkennen, auch diesen Wagen hat Deffaa innen komplett ausgebaut und zum Feiern umgerüstet. „Es wird noch dauern, bis ich, was ich reingesteckt habe, wieder raus habe“, sagt der junge Mann im, Karohemd, dem man durchaus abnimmt, dass die Freude am Basteln für ihn im Vordergrund steht, vor Feiern und Verdienst.

„Mobile Partywagen sind geschickt, man kann sie überall hinstellen, feiern und am nächsten Tag ist man wieder weg“, findet Deffaa. „Michis Fahrbar“ sei schon von unterschiedlichen Gruppen gemietet worden, für private Geburtstagspartys, ein Stadtfest, für einen Fußballverein oder die Dorffasnet in Tannhausen. „Zwei Mütter haben ihn mal für ihre Söhne zu deren 18. Geburtstag als Überraschung gemietet“, erinnert sich Deffaa an eine etwas kuriose Vermietung. Um Getränke und Ausschank müssen sich die Mieter dabei selbst kümmern, „Putzmittel ist dabei“, sagt Deffaa und lacht.

Ärger hat er wegen seines Partywagens noch nie bekommen. „Ich will immer genau wissen, was für eine Veranstaltung es ist und wer hinkommt. Und ich frage, ob die Gemeinde oder der Grundstücksbesitzer Bescheid wissen und es erlaubt haben.“ Eine Tüv-Prüfung mussten die Partywagen nicht bestehen, sie fahren unter einem Folgekennzeichen zum Traktor und kommen ohne Sondergutachten aus. Der Preis: Schneller als 25 Kilometer in der Stunde geht es nicht voran, entsprechend begrenzt ist die Reichweite der Partywagen.

Der jüngste Neuzugang im Deffaaschen Fuhrpark ist übrigens eine ehemalige Würstchenbude eines Fußballvereins. „Wahrscheinlich wird es ein Imbisswagen“, sagt Deffaa und blickt zu der grünen Hütte hinüber. Zunächst allerdings muss der Wagen wieder fahrtauglich werden. Den entsprechenden Anhänger, auf den er die Hütte aufbauen will, hat er bereits: ein ausrangierter Bootsanhänger aus Österreich.

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