StartseiteRegionalOberschwabenZollenreuteFleischskandal wirkt sich auf Pferdemetzger nicht aus

Fleischskandal

Fleischskandal wirkt sich auf Pferdemetzger nicht aus

Zollenreute / Lesedauer: 3 min

Fleischskandal wirkt sich auf Pferdemetzger nicht aus
Veröffentlicht:14.02.2013, 19:15

Artikel teilen:

Die Tiefkühl-Lasagne mit falschem Etikett schlägt europaweit hohe Wellen. In den gefundenen Fertigprodukten war statt Rindfleisch Pferdefleisch verarbeitet worden. Franz Müller, Inhaber der gleichnamigen Landmetzgerei in Zollenreute, schlachtet seit rund 15 Jahren Pferde und verarbeitet sie zu Steaks, Filets, Wurst, Fleischkäse oder Salami. Er bleibt angesichts des Fleischskandals gelassen. „Ich glaube nicht, dass uns das schadet. Im Gegenteil: Unsere Kunden, die wissen, dass wir Pferde schlachten. Diejenigen, die zu uns kommen, wollen ja Pferdefleisch essen“, sagt er. Die Nachfrage nach Pferdefleisch sei tadellose. Sein Pferdefleisch verkaufe er in seinem Laden sowie auf Wochen- und Pferdemärkten. „Ich habe auch schon Metzgereien in Speyer, Saarbrücken und Mailand beliefert“, sagt er.

Zehn Pferde schlachtet Müller pro Woche. „Die Pferde kommen von Privatleuten aus dem Umland oder auch vom Pferdegestüt Marbach“, sagt er. Laut Müller werden die meisten Pferde in Deutschland für den Reitsport gezüchtet. „Die Pferde werden untersucht, ob ihre Knochen top sind. Wenn nicht, dann gehen sie nicht in den Sport, dann sind sie unverkäuflich und werden geschlachtet“, erklärt Müller.

Er selbst isst gerne Pferdefleisch. Müller sieht das ganz pragmatisch: „Es gibt Menschen, die haben Mitleid mit den Pferden. Andere Leute essen sie gerne.“ Doch er ist sich sicher: „Wer einmal Pferdefleisch gegessen hat, der isst es immer wieder“ Besonders in Frankreich und Italien sei Pferdefleisch eine Spezialität. „Der Preisunterschied zwischen frischgeschlachtetem Pferdefleisch und Rindfleisch ist nicht groß. Es ist beides hochwertiges Fleisch“, sagt Müller, der neben Pferden auch Rinder und Schafe schlachtet.

Doch woher kommt dann das ganze Pferdefleisch, das jetzt in den Tiefkühl-Lasagnen gefunden wurde? „In Mexiko werden beispielsweise viele Mustangs aus den USA geschlachtet. In Uruguay und Paraguay werden Wildpferde geschlachtet. Sie können im Internet solches Gefrierfleisch kaufen. Die werden schon billig sein“, sagt Müller. Die Fleischindustrie agiere weltweit. „Es geht es um Massen. Die Industrie ist riesen groß. Da wird es immer schwarze Schafe geben“, sagt Müller. Er könne nicht nachvollziehen, wie jemand auf die Idee kommt Pferdefleisch als Rindfleisch zu deklarieren. Jeden Morgen komme der Tierarzt in die Landmetzgerei und schaue sich die lebenden Tiere an. Erst dann werden sie geschlachtet. „Eine kleiner Betrieb ist für einen Tierarzt gut überschaubar“, sagt Müller. Aber bei 3000 Tieren, die in großen Schlachthäusern, geschlachtet werden, gehe es um Masse. „Bei einer Masse fällt manches vielleicht weniger auf“, sagt Müller. In seinem Betrieb gebe es regelmäßig unangekündigte Kontrollen vom Veterinäramt. „Die ziehen fast jeden Monat eine Probe“, sagt Müller.

Müller setzt auf regionales Fleisch und regionale Verarbeitung. „In Oberschwaben bin ich glaube ich der einzige, der Pferde schlachtet. Der Nächste ist erst wieder im Großraum Stuttgart“, sagt er. Nur ein geringer Teil der Pferde aus Deutschland werde auch in Deutschland geschlachtet. „Stattdessen werden die Tiere lebend nach Polen, Frankreich oder Italien gefahren“, sagt Müller. Er sei gegen die langen Transportwege für die Tiere. „Die Pferde werden quer durch die Welt gekarrt. Eigentlich tun die Leute den Pferden einen Gefallen, wenn sie sie essen. Die Tiere werden dann in Deutschland geschlachtet und kommen nicht auf den Transport nach Polen“, sagt er. Wenn ihr Pferd in der Landmetzgerei erschossen werde, seien die meisten Privatleute dabei. „Die wollen sicher gehen, dass ihr Tier in Deutschland bleibt und geschlachtet wird und nicht auf einen Transport kommt“, sagt Müller.