StartseiteRegionalOberschwabenAulendorfEine Ära geht zu Ende – Maskenmeister hört auf

Narrenzunft

Eine Ära geht zu Ende – Maskenmeister hört auf

Aulendorf / Lesedauer: 3 min

Ehrenzunftmeister Klaus Wekenmann übergibt die Aufgabe an Michael Weißenrieder
Veröffentlicht:26.01.2018, 16:58

Artikel teilen:

Seit 1950 gibt es in der Narrenzunft Aulendorf die Figur des Maskenmeisters. Ohne diesen geht in der närrischen Zeit gar nichts. Er eröffnet die Fasnet und beschließt diese auch wieder. Dabei tritt er nur drei Mal in Erscheinung. Klaus Wekenmann schlüpfte fast 40 Jahre in diese Rolle.

Beim Häsrichten führt er die Besucher an den Verbannungsort der Aulendorfer Masken und erinnert sie daran, sich für die bevorstehende Fasnet vorzubereiten. Er verspricht ihnen, den Bann in Kürze zu lösen. Bei der Maskenbeschwörung am Hexeneck löst er auf Geheiß des Burggrafen dieses Versprechen ein. Mit den Worten: „Gleich beginnt der Zauber seinen Lauf. Ich befehl: Nacht tu Dich auf“ entzündet er mit zwei gekreuzten Fackeln den großen Holzstoß und befreit nach und nach die Originalmasken. Danach zieht er mit allen Beteiligten (Fanfarenzug, Zunftmeister und Zunftrat, Burggraf mit Hofstaat, Masken und Zuschauer) unter Musikbegleitung der Stadtkapelle den Kirchenbuckel hinauf, um im Schloss die Amts- und Schlüsselgewalt abzuholen. Dort bricht er gemeinsam mit den Eckhexen den Widerstand der Bürgerwehr. Nachdem auch Schultes und Stadtverwaltung sich ergeben haben, treten alle gemeinsam auf den Balkon, wo der Maskenmeister dem Volk verkündet: „Hier sind sie – die Eckhexen haben mit Macht Stadtrat und Schultes zur Vernunft gebracht.“ Beim dritten Einsatz am Kehraus befiehlt er dann: „Ihr Masken, ihr Narren, flieht diesen Ort. Und eilet, eilet wieder fort.“ Unter großem Wehgeschrei begeben sich die Masken zurück an ihren Verbannungsort, den Zauberberg, womit sich der Kreis wieder schließt.

Von 1979 schlüpfte Klaus Wekenmann Jahr für Jahr ohne eine einzige Unterbrechung in die Rolle des Maskenmeisters. Anfangs noch mit Strumpfhosen und kurzen Pumphosen, später mit Kniebundhosen bekleidet, leistete er sich zum 33-jährigen Einsatz ein neues Häs. Mit grauer Langhaarperücke, einem langen weißen Gewand unter dem schwarzen Umhang und einem Rebstock vom Bodensee als Zeremonienstab verkörperte er bis zu seiner Krankheit 2017 die Figur. „Bis auf den Zeremonienmeister gibt es in der Zunft kein Amt, das ich nicht innehatte, aber der Maskenmeister war immer meine liebste Rolle“, blickt er zurück. Nun freue er sich, dass mit Michael Weißenrieder ein langjähriger Freund sein Nachfolger wird, ergänzt er und blättert gemeinsam mit diesem in Fotoalben aus den Anfangszeiten.

Michael Weißenrieder (Jahrgang 1977) wurde in eine Aulendorfer Fasnetsfamilie hineingeboren. Seine Großmutter hat in ihrem Hutmachergeschäft in der Bachstraße Fetzleshüte angefertigt, die Mutter besitzt ein ganz altes Schnörkele und von Kind an war er in der Fasnet eingebettet. Als Clown, Hemedglonker und später als Eckhexe. Von 2003 bis 2008 war er Jungzunftrat, danach stellvertretender Mitgliedswart und seit 2008 Mitgliedswart.

Zudem moderiert er seit Jahren den großen Fasnetsumzug am Sonntag. „Von Kindheit an kenne ich Klaus als Maskenmeister und irgendwann habe ich mal erwähnt, dass ich diese Rolle gerne einmal übernehmen würde“, äußert er sich. Deshalb hätte er auch nicht gezögert, letztes Jahr für den erkrankten Maskenmeister einzuspringen. „Da war dann ganz schön viel Lernen angesagt“, lacht er und zeigt etliche Seiten Text, die ein Maskenmeister beherrschen muss. Für die richtige Gestik habe er sich unzählige Male Videoaufnahmen angeschaut. Seine größte Sorge als Krankheitsvertreter sei gewesen, dass das Feuer beim Hexeneck auch richtig brenne, gesteht er. Dass sein Vorgänger das Amt nun ganz ihm übergebe, erfülle ihn mit großem Stolz, auch wenn ihm noch viel lieber wäre, wenn dieser bei guter Gesundheit weitermachen könne.