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Tischplatte

Bei Nassals regnet es seit zwei Jahren eine rote Substanz

Aulendorf / Lesedauer: 2 min

Bei Nassals regnet es seit zwei Jahren eine rote Substanz
Veröffentlicht:20.08.2009, 16:15

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Die Tischplatte lehnt umgedreht an der Hauswand. Auf dem weißen Plastik leuchten dunkelrote Flecken. Überall wo sich der Regen gestaut hatte, sieht man jetzt festgetrocknetes Rot. "Man kann es im Wasser wieder auflösen", sagt Ottmar Nassal , 52. Doch wenn es an den Fingern festtrockne, bekomme man es kaum wieder weg. Er vergleicht das rote Material mit Schleifstaub.

Nassals leben im Gewerbegebiet Sandäcker III. Vor zwei Jahren haben sie das "rote Zeug" zum ersten Mal entdeckt. In unregelmäßigen Abständen, meist nach dem Regen, tritt es auf. Einmal sei die ganze Terrasse von einem roten Film überzogen gewesen, sagt Nassal. Ihr Tümpel färbte sich rot, Topfuntersetzer ebenfalls. Irgendwann seien die Blätter ihrer Hängeerdbeere über Nacht rotbraun geworden. "Da bin ich schon verschrocken", sagt Nassal.

Einer der Nachbarn hätte die Substanz auch in seiner Dachrinne entdeckt, ein anderer auf seinem Grundstück. Erst ein Jahr später haben sich Nassals an das Landratsamt Ravensburg und das Regierungspräsidium Tübingen (RP) gewandt. "Bevor ich alle schalou mache, beobachte ich das erst einmal", sagt Nassal. Im Herbst 2008 kamen zwei Beamte des RP und nahmen Proben aus dem Biotop. Wie sich herausstellte, handelte es sich hier einzig um Rotalgen. Der Winter kam, das Wasser fror zu. Nassals sollten, so das RP, weiter beobachten und das Frühjahr abwarten.

Das Frühjahr kam - und mit ihm auch der rote Staub. Nassals riefen wieder beim RP an. "Wir wollen einfach wissen, ob das Zeug giftig oder gesundheitsgefährdend ist", sagt Nassal, "und wo es herkommt". Seltsam sei auch, dass ein anderer Topfuntersetzer nur normale Algen im Regenwasser habe. Der weiße Plastikuntersetzer daneben sei aber rot. "Ich denke, das reagiert mit dem Material", spekuliert Nassal.

Im Auftrag des RP hat das Landratsamt Ravensburg am 2. Juli erneut Proben genommen. Laut Pressesprecher Franz Hirth weiß die Behörde noch nicht, um was es sich bei der Substanz handelt. Derzeit untersuchten verschiedene Institutionen wie die Universität Tübingen das Material. Hirth selbst bezeichnet es als "mysteriös". Es kämen mehrere Verursacher in Betracht. Aufgrund der Urlaubszeit sei nicht vor Ende September mit Antworten zu rechnen. "Wir wollen es aber von allen Seiten her beleuchten." Für Nassals heißt es also weiter warten. Ottmar Nassal sagt: "Wir machen keine Panik."

Von unserer Redakteurin Stefanie Järkel