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Stephansritt

Stephansritt: 125 Pferde, 1200 Besucher und viel Sonnenschein

Eisenharz / Lesedauer: 3 min

Reiter in 15 Gruppen erbitten beim 92. Stephansritt den Segen für Pferd und Stall
Veröffentlicht:26.12.2019, 17:08

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Bei Sonnenschein und mit etwa 1200 Gästen hat am zweiten Weihnachtsfeiertag in Eisenharz die einzige in der Region bekannte Winterprozession zu Pferde stattgefunden. 125 Reiter aus 15 Gruppierungen folgten der seit 1927 in der heutigen Form bestehenden Tradition.

Man kann es gar nicht oft genug erwähnen: Am nördlichen Dorfrand, wo sich die Straßen nach Albris und Matzen gabeln, steht eine Rundkapelle. Dem heiligen Stephanus geweiht und mit den Figuren der Heiligen Eligius und Sebastian ausgestattet, könnte sie eine lange Geschichte erzählen. Denn schon vor Jahrhunderten ritten die Bauern von Eisenharz am Stephanstag im Galopp um dieses kleine Gebäude herum. Die Überzeugung war, hiermit Böses von Haus und Stall abwenden zu können.

Hermann Wunderlich gab den Ausschlag

Ein Bezug zu christlichem Brauchtum lässt sich allerdings erst mit dem Jahr 1927 nachweisen, als aus dem ungeordneten Treiben eine Reiterprozession mit kirchlicher Beteiligung wurde. Hermann Wunderlich hatte sich nach der Wende zum 20. Jahrhundert des Brauches angenommen.

Festliches Glockengeläut erwartete auch an diesem zweiten Weihnachtstag die Besucher. Punkt 13 Uhr setzte sich dann der Zug der Reitergruppen aus dem Altkreis Wangen und dem Westallgäu in Bewegung. An der Spitze war die Musikkapelle Eglofs zu sehen und zu hören. Dahinter kamen die Ministranten mit Pfarrer Rupert Willburger und Adalbert Weber, dem Vorsitzenden der Eisenharzer Stephansreiter. Dann hoch zu Ross die Eisenharzer Brigitte Fuchs und Elisabeth Scheuerle, die Bürgermeister Roland Sauter in ihre Mitte genommen hatten. Die zweite Gruppe wurde von der Musikkapelle Eisenharz angeführt.

Segen durch Rupert Willburger

Wie gewohnt wurde um die Randkapelle geritten, gelangten die Reiter in einem weiten Bogen über Bienzen wieder an diesen Ort zurück und empfingen von Pfarrer Willburger den Segen für Pferd und Stall. In seiner Ansprache nannte dieser als Schlüsselwort für die Menschwerdung Gottes die „Rettung“ und erklärte: „Mit der Geburt Jesu leitet Gott den letzten Schritt zu unserer Erlösung und Rettung ein.“

Dieser Gott an unserer Seite, so der Priester weiter, habe ein Programm. Es zeige auf, „wie wir leben sollen“. Wenngleich der Weg wie bei Stephanus steinig sei, so sei er doch klar vorgezeichnet, denn: „Was immer ihr von anderen erwartet, das tut ihnen!“ Auf die Landwirte eingehend, sagte Willburger: „Sie wollen nicht die Sündenböcke sein und haben deshalb Protestkreuze aufgestellt. Nein, die Sündenböcke sind wir Konsumenten.“

„Wer fordert, muss glaubwürdig vorleben“

Im Hinblick auf die Forderung nach einem, dem Klimawandel gerecht werdenden Lebensstil, hielt der Seelsorger vor Augen: „Wer fordert, muss glaubwürdig vorleben. Das gilt auch für die katholische Kirche.“ Zusammenfassend wiederholte Rupert Willburger: „Was immer ihr von anderen erwartet – verlangt nichts, was ihr nicht selber zu geben bereit seid.“