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Fluchtursache

So bekämpft die Region Fluchtursachen

Argenbühl / Lesedauer: 5 min

„Helfen-bringt-Freude-Aktion“ hat 2019 vier lokale Organisationen unterstützt
Veröffentlicht:16.11.2019, 10:00

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Seit fünf Jahren gibt es die Weihnachtsspendenaktion „Helfen bringt Freude“. Seit drei Jahren tut sie dies mit dem Hintergrund, zum einen, jeweils hälftig, zwei Flüchtlingscamps im Nordirak und zum anderen lokale Initiativen, die getreu dem Motto „Fluchtursachen bekämpfen“ handeln, zu unterstützen. In diesen drei Jahren sind insgesamt rund 1,457 Millionen Euro zusammengekommen. Profitiert haben jährlich zwischen 59 bis 81 Gruppierungen über das gesamte Verbreitungsgebiet der „Schwäbischen Zeitung“ hinweg. Die erhielten, je nach Anzahl der Beteiligten und dem entsprechenden Spendenaufkommen, Beträge in Höhe zwischen 2550 und 4040 Euro.

Soviel wie im vergangenen Jahr haben die Leser der „Schwäbischen Zeitung“ noch nie gespendet: Knapp 530 000 Euro sind von rund 5600 Spendern zusammengekommen. Für die beteiligten Organisationen bedeutete dies jeweils 3000 Euro. Darüber freuen durften sich Anfang des Jahres die Missionsarbeit von Schwester Ingeborg aus Argenbühl , die Pater-Berno-Stiftung, das Libanon-Projekt mehrerer Gemeinden und der Kißlegger Verein El Shaddai. Was haben sie mit den 3000 Euro gemacht? Die „Schwäbische Zeitung“ hat nachgefragt.

„Wir haben damit die noch fehlende Summe für eine Zahnarzt-OP-Ausstattung finanziert, aber auch Geld in die schulische und berufliche Ausbildung gegeben“, erzählt Angela Hartmann . Sie ist Ansprechperson und Verantwortliche für die Partnerschaft mit Schwester Ingeborg innerhalb der katholischen Kirchenpflege . Die inzwischen 75-jährige Schwester wuchs in Christazhofen auf. Seit 1975 wirkt sie an verschiedenen Stätten in Indonesien, seit 1997 auf der Insel Tello.

Dort gibt es durch die Argenbühler Schwester eine Poliklinik mit sechs Betten, einen Kindergarten, eine Nähschule für junge Frauen sowie ein Wohnheim für 50 bis 70 Schüler, die von dort aus eine Schule besuchen und in die Ausbildung starten. Hartmann berichtet von einer „riesengroßen Freude“, die die 3000 Euro ausgelöst haben: „Schule und Ausbildung sind erst durch die Missionsstation und Spenden überhaupt möglich.“ Die Berichterstattung und das in Erinnerung rufen des Projektes in der SZ, sagt Angela Hartmann, habe auch noch einen angenehmen Nebeneffekt für die Gruppierung selbst gehabt: „Es gab auch bei uns eine gute Spendenbereitschaft.“

Freuen konnte sich auch die Pater-Berno-Gruppierung aus Neuravensburg . Sie hilft Jahr für Jahr der gleichnamigen Stiftung, die die Arbeit des vor zwei Jahren verstorbenen Paters fortsetzt. Der in Bergatreute geborene Berno Rupp hatze enge verwandtschaftliche Beziehungen zu Neuravensburg. Nicht zuletzt deshalb sorgt der Kirchenchor für Zuwendungen, wird der Erlös des „Adventszaubers“ der Stiftung gespendet und werden „Weihnachtssäckchen“ gepackt.

Pater Berno kam 1991 nach Rumänien. 1998 eröffnete er das „Nachtasyl“, das 80 Schlafplätze anbietet. Fünf Jahre nahm das Frauenhaus, das Opfern von häuslicher Gewalt offen steht, seine Arbeit auf. Hinzu kam auch eine Jugendfarm. Ehemalige Obdachlose können sich sozial und beruflich reintegrieren. Auch ein Altenpflegeheim für chronisch Kranke und ein Hospiz stehen unter der Obhut der Stiftung. Bewusst haben Birgit Knill und ihre Neuravensburger Gruppierung offen gelassen, für welchen Zweck genau das „Helfen-bringt-Freude“-Geld verwendet werden soll: „Einfach dort, wo es am nötigsten gebraucht wird.“

Ähnlich sieht es auch Andreas Kolb, Vorsitzender des Kißlegger Vereines „Hoffnung Kindheit – El Shaddai“ . Der 2010 gegründete Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die sieben Kinderheime von El Shaddai Charitable Trust, einer indischen Wohltätigkeits-Organisation, zu unterstützen. Getragen wird „Hoffnung Kindheit – El Shaddai“ auch von der Realschule Kißlegg, die Erlöse aus Schulprojekten einfließen lässt und damit auch den Kindern in Indien ermöglicht, die Schule zu besuchen oder eine Ausbildung zu absolvieren.

El Shaddai kümmert sich neben der Bildung auch um Unterkunft, Essen, die medizinische Versorgung, Betreuung und Freizeitgestaltung der Straßen- und Waisenkinder oder Kinder, deren Eltern nicht wissen, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Investiert wird auch in den Computer- und Nähunterricht. Die Gesamtkosten für die rund 350 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwei und über 18 Jahre beläuft sich auf rund 720 000 Euro. Ein knappes Zehntel kann der Kißlegger Verein beisteuern. „In diesem Jahr haben wir bereits 50 000 Euro überwiesen“, sagt Kolb.

Ein noch sehr junges „Kind“ ist das Libanon-Projekt , dem die Gemeinden Gestratz, Heimenkirch, Hergatz, Opfenbach und Amtzell seit einem Jahr angehören und das inzwischen auch von andernorts Unterstützung erhält. Grundsätzlich geht es zunächst darum, Know-how in den Nahen Osten zu transportieren. Die Gemeinde Amtzell sammelt darüber hinaus über den Verein Füreinander-Miteinander auch Geld für das von Amtzell betreute Rashiine im Norden des Landes.

„Es hat, ähnlich wie Amtzell etwa 4000 Einwohner – plus 600 Flüchtlinge“, erzählt Altbürgermeister und Vereinsvorsitzender Paul Locherer. Für die syrischen Flüchtlingsfamilien wurden im vergangenen Jahr Lebensmittel-Hilfspakete geschnürt – und dankbar entgegengenommen. „Die Menschen dort leben in einfachsten Behausungen“, erzählt Locherer und erinnert sich an einen besonders schlimmen Fall: „Eine der bedachten Familien hatte sogar nur ein Zelt.“

2019 wird die „Schwäbische Zeitung“ El Sol, das Projekt des Beruflichen Schulzentrums Wangen, den Verein Awamu – gemeinsam für Uganda, die „Helfenden Hände“ aus Argenbühl und erneut das Libanon-Projekt unterstützen. Alle vier Organisationen werden im Laufe der nächsten Wochen vorgestellt.