StartseiteRegionalOberschwabenBergatreuteIn Ratzenried wird das Allgäuer Brauchtum lebendig

Brauchtum

In Ratzenried wird das Allgäuer Brauchtum lebendig

Ratzenried / Lesedauer: 2 min

Rund 200 Besucher kommen zu Adventskonzert – Mundart und Musik
Veröffentlicht:27.12.2018, 17:45

Von:
Artikel teilen:

Der Wunsch, sich am Vortag des Heiligen Abends auf das Fest in besonderer Weise einstimmen zu lassen, ließ am Sonntagnachmittag 195 Besucher ins Foyer der Ratzenrieder Schule kommen. Mehr als in den Jahren zuvor. Der Heimatverein Ratzenried hatte erneut zu einem Adventskonzert eingeladen.

Auch zu Beginn der 29. Auflage dieser Veranstaltung erinnerte Berthold Büchele daran, was ihm wichtig ist: Liedgut, Mundart und Brauchtum der Allgäuer Heimat nicht verloren gehen zu lassen. Und so war es nur verständlich, dass er, nachdem das Ratzenrieder Bläserquartett dazu aufgefordert hatte, aufzuwachen, „weil uns die Stimme ruft“, Beispiele der „Unkultur“ in heutiger Vorweihnachtszeit zu benennen. Mit einem Text von Dieter Volkwein wurden diese Gedanken noch durch den Hinweis auf das „Weihnachtskuddelmuddel“ vertieft.

Alle negativen Gedanken wurden zur Seite gelegt, als man der Aufforderung, gemeinsam das aus Wangen stammende und von Büchele melodisch rekonstruierte Lied „Christen fanget an zu singen“ nachging. Und mehr und mehr strahlte der Text von einst auf, der den Menschen auch heute noch etwas zu sagen hat: „Ach, nach sehnsuchtsvollem Hoffen zeiget sich jetzt Gottes Plan.“

Neben den Bläsern Martin Bernhard, Heiko Kohn, Karl Kohler und Helmut Schupp, war es insbesondere das von Büchele zusammengestellte Ensemble aus Streichern (Nathalie Mathiesen-Büchele, Isabelle Fässler-Büchele, Frédéric Büchele und Berthold Büchele selber), Gitarristin Christa Schele und der Sängerin Sonja Paulmichl, das den Nachmittag mit Spiel und Gesang verzauberte.

Da wurde auf den in jüngster Zeit wieder bei den bayerischen Nachbarn neu belebten Brauch des „Klöpfeln“ für einen guten Zweck aufmerksam gemacht, die Stubenmusik stellte Walzer aus Bergatreute und Ratzenried ebenso vor wie einen Galopp aus Ratzenried oder einen Ländler aus Siggen. Mit schönem Gesang ging es zur „Rorate“, wurde festgestellt, dass „Maria koi Wiege g’hett hat“, und die Hirtenbuben wurden dazu ermunter: „Seid luschtig!“ Denn in der Nacht, da hatte sich im Stall etwas zugetragen, was nur fröhlich stimmen kann.

Büchele war es, der mehrere Geschichten zum Besten gab. Darunter die in schwäbischer Mundart von Ingrid Koch über die Eigenheit von „Weihnachtsfeiern“. Oder den Lobgesang auf die „Weihnachtsbrötle“, der wiederum von Dieter Volkwein stammte. Der Vergleich von „Weihnachtsma oder Chrischdkind“ erinnerte an den verstorbenen Mundartschreiber Edwin Wölfle.

Mit der „Schlittenpost“ aus Wilhams war zwar das Ende des Adventskonzerts erreicht, aber noch nicht die Heimfahrt angesagt. Zunächst gab es allerlei Leckeres zu essen und zu trinken und jede Menge Gelegenheit für Begegnung und Gespräch in gemütlicher Atmosphäre.