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Wenn ein 2:10 mal überhaupt nichts ausmacht

Amtzell / Lesedauer: 4 min

Traditionsmannschaft von Borussia Mönchengladbach präsentiert sich als „Fußballteam zum Anfassen“
Veröffentlicht:09.09.2018, 17:49

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1991 – und damit acht Jahre nach dem Tod ihres Namensgebers und erfolgreichen Fußballtrainers Hennes Weisweiler – hat sich die Weisweiler-Elf gegründet. Seither hat die Mannschaft mit den ehemaligen Borussen-Spielern, unter denen sich auch etliche Nationalspieler tummeln, schon viele Titel gewonnen. Dass sie alles andere als „alte Herren“ vereint, bewies sie am Sonntag in Amtzell: 10:2 endete die Partie gegen die Old Stars aus Amtzell.

„Für mich ist Amtzell schon fast zur zweiten Heimat geworden“, erzählt Thomas Kastenmaier , Spielführer der Weisweiler-Elf. 182 Spiele hat der heute 52-Jährige Ex-Profi für die Borussia absolviert, als Abwehrspieler 40 Tore geschossen. Mit 30 Jahren musste er seine Karriere beenden, fand zunächst eine Anstellung in der Geschäftsstelle.

Es folgten diverse Trainertätigkeiten, unter anderem bei der U17-Mannschaft seines alten Vereins. Mit seiner 2005 gegründeten Fußballschule kam er nun auch bereits zum dritten Mal nach Amtzell. Die Weisweiler-Elf, sagt Kastenmaier, sei zwischen Anfang Mai und Ende September „rund 20 Mal im Jahr“ unterwegs: „Da geht es nicht darum, groß Geld zu verdienen, sondern Gaudi und Spaß zu haben.“

Hanke gehört zu den Jüngsten

Zu den Jüngsten in der Traditionsmannschaft gehört Mike Hanke , der sich nach seinem Karriereende Ende 2014 erst einmal ein halbes Jahr „Auszeit“ nahm und dann gemeinsam mit dem Ex-ProfiundefinedThorben Marx und Geschäftspartner Sven Wenzel das Unternehmen Tivela, eine Plattform, auf der Fußball-Profis vermarktet werden, gegründet.

Anfang 2016 kam er dann zur Weisweiler-Elf, die Hanke als „Supertruppe“ bezeichnet. Der heute 34-Jährige Ex-Nationalspieler, der 2013/2014 auch für den SC Freiburg die Fußballschuhe schnürte, schätzt in der Weisweiler-Elf vor allem das Zusammentreffen verschiedener Fußball-Generationen und gab sich auch in Amtzell sympathisch leutselig: „Wir sind keine Übermenschen. Ich komme aus ganz einfachen Verhältnissen. Mein Vater war im Bergbau tätig.“

Genau solche Gesichter oder Typen wie Hanke, sagt Karlheinz Pflipsen, wolle die Weisweiler-Elf und suche auch bewusst die Fannähe. Autogramme werden geschrieben, Fragen beantwortet – Fußballer, zum „Anfassen“ eben. Das bewiesen die „Alt-Fohlen“ am Samstag wie am Sonntag: Bei der Jubiläumsfeier waren sie bis Mitternacht dabei.

Dabei ließen sie allerdings sportlich Federn. Gegen die SVA-Damen-Mannschaft kamen die Borussen an der Tischtennisplatte partout nicht an und verloren deutlich, wie Hartmut Alender erzählte. Dafür ließen sich die Ex-Profis am Sonntagvormittag nicht lumpen. 10:2 gewannen sie vor rund 1500 Zuschauern in vier Vierteln à 20 Minuten. Wenngleich die Gastgeber ihre beiden Tore im letzten Viertel schossen – und dieses sogar 2:1 gewannen.

Und warum vereinen sich die früheren Bundesliga-Stars in der Weisweiler-Elf? Man wolle sich auch fit halten, berichtet Karlheinz Pflipsen. „Und die dritte Halbzeit ist auch interessant“, ergänzt er schmunzelnd. Wie am Sonntag: Da blieben die Alt-Fohlen laut Alender bis gegen 16 Uhr am Platz, schrieben fleißig Autogramme und lächelten für Selfie-Aufnahmen.

Neben den wie in Amtzell über Sponsoren finanzierten Auftritten hat sich die Mannschaft laut dem 47-jährigen Mittelfeldspieler auch ganz bewusst zwei bis drei Benefizspiele auf die Fahnen geschrieben: „Wie beispielsweise nach der Germanwings-Absturz-Katastrophe in Haltern.“

Weisweiler-Elf war gnädig

Pflipsen beendete im Alter von 34 Jahren seine aktive Karriere, schloss sich im Frühjahr 2006 noch einmal für kurze Zeit dem österreichischen Fünftligisten Union Raika Weißkirchen an und wurde ab Juli 2008 für sieben Monate U23-Cheftrainer von Rot-Weiß Essen. Pflipsen: „Ich bin dann lange Zeit Beratungstätigkeiten nachgegangen.“ Heute scoutet er für den Deutschen Fußball Bund Nationalmannschafts-Kandidaten des Altersbereichs U15 bis U21.

Übrigens: Mit ihrem 10:2 zeigte sich die Weisweiler-Elf in Amtzell noch gnädig. Mitte August erzielte die Mannschaft mit einem 20:2 Sieg bei der TuS Wickrath (bei Mönchengladbach) den in diesem Jahr höchsten Sieg. Auf so ein Ergebnis, sagt Thomas Kastenmaier, komme es aber gar nicht an: „Wir wollen einfach unseren Spaß haben.“