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Digitalisierungsstrategie

So will die Gemeinde Amtzell die Zukunft digital gestalten

Amtzell / Lesedauer: 5 min

Mehr als 70 Seiten Strategie für die kommenden Jahre – Weitere Apps und Online-Dienste geplant
Veröffentlicht:20.02.2019, 16:55

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Wie können die Amtzeller sich künftig schnell über freie Kita-Plätze austauschen? Kommt das Bürger-Mobil künftig nach einer Buchung in der App von alleine angefahren? Welche Chancen bietet eine Online-Jobbörse? Diese und ähnliche Gedankenspiele und Ideen sind in der neuen Digitalisierungsstrategie nachzulesen, die die Gemeinde gemeinsam mit dem Gemeindetag Baden-Württemberg in den vergangenen zehn Monaten ausgearbeitet hat. Die Strategie soll das zusammenleben, die Mobilität und die Arbeitswelt in Zukunft mitgestalten – und vor allem erleichtern.

Christopher Heck vom Gemeindetag überreichte die fertige Strategie in der jüngsten Gemeinderatssitzung an Bürgermeister Clemens Moll. „Die Digilaisierungsstrategie soll die digitale Spaltung von Jung und Alt vermeiden und die Gesellschaft zusammenbringen“, sagte Heck. Voraussetzung für den digitalen Wandel sei natürlich eine flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet in der Gemeinde.

 Christopher Heck vom Gemeindetag Baden-Württemberg (rechts) überreicht Bürgermeister Clemens Moll die Digitalisierungsstrategie für die Gemeinde.

Gerade beim schnellen Internet befürchtete Hans Roman (CDU) Probleme: „Die Ideen gefallen mir gut, wir müssen Mut zur Veränderung haben. Aber die Umsetzung der Projekte und der parallele Ausbau von schnellerem Netz könnte uns überfordern.“ Die Strategie sei sehr umfassend, antwortete Moll : „Der Prozess ist auf die kommenden Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte angelegt. Wir müssen die Digitalisierung jetzt anstoßen.“ Er könne noch nicht sagen, wann welches Projekt genau umgesetzt wird, aber das Ziel sei, sobald Ressourcen verfügbar sind, diese in die Strategie zu investieren.

Finanzierung noch nicht endgültig klar

Für die Ausarbeitung der Strategie hat die Gemeinde eine Förderung vom Land über 35 000 Euro erhalten. Dass diese Summe in der Zukunft die Projekte nicht am Laufen halten kann, sprach Lothar Heine ( BAP ) in der jüngsten Gemeinderatssitzung an: „Wir müssen uns überlegen, in der Zukunft Gebühren für unsere Angebote zu erheben.“ Dass die Finanzen problematisch sein könnten, bemerkte auch Birgit Arnegger (BAP). Es brauche auf jeden Fall die Unterstützung vom Land, antwortete Bürgermeister Moll: „Allein der Breitbandausbau ist 2016 mit 8,5 Millionen Euro veranschlagt worden. Mittlerweile dürfte das noch teurer werden.“ Bei den langfristigen Projekten der Strategie sei es im Moment aber noch schwer, genaue Zahlen zu nennen.

So könnten die Projekte aussehen

Beispielhaft folgen ein paar Projekte aus der Strategie, aus den Kategorien „Bildung und Betreuung“, „Gesellschaft“, „Mobilität“, „Wirtschaft und Handel“ und „Verwaltung“.

 Seit knapp zwei Jahren hat Amtzell bereits eine eigene App.

Kita-Info-App : Mit Hilfe einer App sollen Eltern und Mitarbeiter schnell über Änderungen informiert werden, Eltern könnten sich in einem Elternbeirat finden oder ihre Kinder zu Terminen in der Kita anmelden. Die App könnte laut Strategie bereits 2019 oder 2020 eingeführt werden. Ergänzend dazu ist ein digitales Anmeldeverfahren angedacht, allerdings erst in vier bis fünf Jahren.

Kommunikationsplattform Ländliches Schulzentrum : Die Leitung des Ländlichen Schulzentrums wünscht sich laut Strategie eine eigene, sichere Kommunikationsplattform. Bisher laufe der Austausch über verschiedenen Kanälen von analog über Whats-App-Klassengruppen bis hin zur speziellen Lehrplattform Infomentor. Ziel sei nun, die Kommunikation auf einem Kanal zu bündeln. Dateienaustausch, Stundenplanabsprachen oder auch Lerngruppen sollen so zum Beispiel zentral geregelt werden. Der Schutz der Daten sei bei Einführung einer Plattform besonders wichtig. Angedacht ist der Aufbau kurzfristig, 2019/ 2020.

Digitaler Denkmalpfad : In diesem Jahr soll schrittweise ein Denkmalpfad für Amtzell errichtet werden. Für das gesamte Projekt rechnet die Gemeinde mit einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren. Die Digitalisierung biete laut Strategie für den Pfad viele Möglichkeiten, die Besucher auf die Sehenswürdigkeiten in Amtzell (etwa Reibeisenmühle oder Schaukäserei) aufmerksam zu machen. Angedacht sind QR-Codes, Filme und ähnliche Angebote. Die Gemeinde bewirbt sich mit dem Projekt für verschiedene Förderprogramme auf Landesebene, etwa „Digitalisierung und Heimat“. Insgesamt sind Investitionskosten von 21 700 Euro bis 2025 angesetzt.

Erweiterung Bürger-Mobil und autonomes Fahren : Das Bürger-Mobil fährt seit beinahe drei Jahren durch die Gemeinde. Künftig soll vor allem die Bereitstellung des Autos digitalisiert werden. Das soll die Weiterleitung der Daten pro Fahrt (Start, Ziel, Person) an den jeweiligen Fahrer erleichtern. In einem zweiten Schritt soll überlegt werden, ob auch die Bestellung des Bürger-Mobils an sich digitalisiert werden kann. Dann könnten Personen, die eine Fahrt buchen wollen, diese zum Beispiel über die bereits bestehende Bürger-App anfordern. Hierfür muss laut Strategie erst einmal geprüft werden, wer genau die Zielgruppe ist und ob diese offen für digitale Angebote wäre. Langfristig gesehen möchte die Gemeinde auch autonomes Fahren testen.

 Auch das Bürgermobil soll sich künftig digitaler organisieren.

Lehrstellen-, Praktikums- und Jobbörse : Schüler, Studenten und Fachkräfte sollen auf das Angebot in Amtzell aufmerksam gemacht werden. Hier soll eine Online-Lehrstellenbörse helfen. Betreut werden soll die Börse vom Amtzeller Gewerbeverein und alle Unternehmen sollen tagesaktuell ihre Angebote einstellen können. Bevor eine solche Plattform speziell für Amtzell aufgebaut wird, soll laut Strategie geschaut werden, ob es zum Beispiel schon ein ähnliches Angebot der IHK gibt, das genutzt werden kann.

Digitaler Bürgerservice : Die Gemeinde Amtzell möchte sich am Portal „service-bw“ aktiv beteiligen. Über dieses Portal sollen künftig zum Beispiel Bewohnerparkausweise, Abmeldungen ins Ausland oder Wohnungsgeberbescheinigungen abrufbar sein. Die Nutzung sowohl für die Bürger wie auch für die Verwaltung seien bei diesem Service laut Strategie hoch.

Mit der vorliegenden Strategie solle die Gemeinde nun aber nicht stehen bleiben, sagte Christopher Heck vom Gemeindetag: „Sie müssen die Strategie mit Leben füllen.“

+++Die gesamte Digitalstrategie im PDF-Format gibt es hier++++