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Kammersteig

Absage: Die B32 wird nicht ausgebaut - vorerst

Amtzell / Lesedauer: 4 min

Der Ausbau der Bundestraße 32 im Bereich Kammersteige wird bis auf Weiteres nicht kommen. Doch der Bürgermeister von Amtzell hat noch ein As im Ärmel.
Veröffentlicht:14.03.2018, 15:39

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Der seit Jahren und Jahrzehnten in der Schwebe stehende Ausbau der Bundestraße 32 im Bereich Kammersteige wird bis auf Weiteres nicht kommen. Das geht aus einem Schreiben des Landesverkehrsministeriums an die Bürgermeister der Gemeinden Amtzell und Bodnegg, Clemens Moll und Christof Frick, hervor. Amtzells Schultes Moll setzt jetzt auf eine regionale Planungsgesellschaft.

Moll und Christof Frick hatten Ende vergangenen Jahres in einem Schreiben an das Ministerium erneut auf den seit langem geplanten dreispurigen Ausbau der B 32 gedrängt. Jetzt erhielten sie eine Absage. Das bedeutet: Wenn das Land voraussichtlich kommende Woche Dienstag seine Umsetzungskonzeption für die Bundesfernstraßen vorstellt, ist dieser Bereich der B 32 nicht auf der Liste.

Das Ministerium verweist in seinem Schreiben auf die den 2016 erstellten Plan, bei dem allein im Regierungspräsidium Tübingen (RP) 32 Projekte allein mit vordringlichem Bedarf eingestuft seien. Entsprechend groß sei der für die entsprechenden Planungen notwendige Personalbedarf.

Dass das Projekt zwischen Amtzell und Bodnegg nicht auf dieser Liste steht, ist bekannt, zumal es sich um ein Ausbauprojekt handelt. Und hier sagt das Verkehrsministerium: „Auch diese erfordern zur Planung ausreichend große personelle Ressourcen.“ Übersetzt heißt das: Die Vorbereitungen für die 32 dringlichsten Projekte (und weitere) sind so personalintensiv, dass für die Kammersteige schlicht keine Leute da sind.

Amtzells Bürgermeister Clemens Moll ist über die Nachricht aus Stuttgart natürlich alles andere als glücklich. Allerdings gewinnt er ihr auch Positives ab. Diese „ehrliche Absage“ sei ihm lieber als ein weiterer Schwebezustand: „Jetzt wissen wir wenigstens, woran wir sind.“

Kreistage hatten Gründung schon zugestimmt

Aufgeben will er dennoch nicht: „Wir werfen aus Allgäuer Sicht die Flinte nicht ins Korn.“ Mit diesem Satz zielt er auf die Gründung einer regionalen Planungsgesellschaft ab. Auf dieser Schiene könnte die bereits bestehende technische Vorplanung dennoch voran getrieben werden, so die Hoffnung des CDU-Kreistagsmitglieds. Zumal es sich beim B 32-Ausbau um eine Art „Lückenschluss“ zwischen Ravensburg und der A 96 handeln könnte, wenn im Schussental erst einmal der Moldietetunnel gebaut ist.

Denn im Wissen um fehlende Fachleute in den übergeordneten Behörden hatten die Kreistage in Ravensburg und Sigmaringen einer entsprechenden Gründung bereits zugestimmt. Am Bodensee will man vor einer Entscheidung über einen Beitritt noch die für den kommenden Dienstag avisierte Umsetzungskonzeption des Landes am Dienstag abwarten.

Verschiedene Ansichten zur Zahl der Unfälle

Eines der Hauptargumente für den Ausbau war immer wieder die Gefährlichkeit der kurvigen, teils schwer einsichtigen und mit Gefälle behafteten Strecke – und die entsprechende Häufigkeit an Unfällen. Dem widerspricht das Landesverkehrsministerium zumindest in Teilen. Vertreter des Ravensburger Landratsamts und der Polizei hätten die fragliche Strecke mehrfach überprüft. Ergebnis, nach Darstellung in Stuttgart: „Es gab zwar immer wieder Unfälle, die Unfallauswertung zeigte aber weder eine Unfallhäufung noch eine Unfallhäufungsstelle auf.“

Amtzells Bürgermeister Clemens Moll, in dessen Amtszeit sich gleich zu Beginn mehrere und teils schwere Unfälle ereignet hatten, erklärt: „Darüber kann man aus meiner Sicht diskutieren.“ Einerseits verstehe er die Herleitung dieser Erkenntnis von Land und RP, die Unfälle in Relation zu täglich dort fahrenden Autos (zuletzt rund 16 000) stelle: „Dass ist das vielleicht schon relativ wenig.“ Aber er sagt auch: „Nichtsdestotrotz finden die Unfälle statt, zum Teil mit heftigen Auswirkungen.“ Entsprechend untermauert er seine Haltung, dass die Strecke gefährlich ist.

Zur Erinnerung: Im vergangenen Herbst hatte die Polizei auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung erklärt, dass es im Bereich Kammersteige/Korb in den vergangenen drei Jahren zehn Unfälle mit 20 Leichtverletzten. In den Jahren zuvor hatte es allerdings zum Teil Crashs gegeben, bei denen Menschen ihr Leben lassen mussten. 2017 war auf Höhe des Gewerbegebiets Korb auf Höhe der Bushaltestelle Tempo 70 eingeführt worden.

Auf die Frage, ob er generell für eine Tempodrosselung auf der B 32 im Bereich Kammersteige (bis zum irgendwann doch erhofften Ausbau) ist, antwortet der Amtzeller Bürgermeister grundsätzlich: „Jede Maßnahme, die zur Steigerung der Verkehrssicherheit beitragen kann, ist zu begrüßen.“ Zweifel hegt er aber daran, ob sich die Verkehrsteilnehmer daran hielten. Zumal, wenn sie von der Autobahn kommen: Dann seien sie höhere Geschwindigkeiten gewohnt.