StartseiteRegionalRegion AllgäuAchbergEinen Job – aber kein Bleiberecht

Bleiberecht

Einen Job – aber kein Bleiberecht

Achberg / Lesedauer: 4 min

Landtagsabgeordnete Petra Krebs spricht in Achberg über Situation von Asylbewerbern
Veröffentlicht:01.08.2018, 17:56

Artikel teilen:

Im Rahmen ihrer Sommertour hat die Landtagsabgeordnete Petra Krebs (Grüne) die Gemeinde Achberg besucht. Im Mittelpunkt stand unter anderem das oft ungeklärte Bleiberecht von Asylbewerbern – auch wenn diese zum Teil bereits Jobs haben.

Bis dato haben 32 in Achberg lebende Flüchtlinge Asyl bekommen. Neben einzelnen Männern seien darunter auch zwei Familien. Die Menschen kommen aus Gambia , Syrien und Afghanistan. Einige von ihnen stehen sogar schon in einem Arbeitsverhältnis. Doch für jene sei eine dauerhafte Integration seitens der Ämter noch nicht garantiert, hieß es bei einer Gesprächsrunde Krebs’ mit dem örtlichen Helferkreis Asyl.

Bernd Kühner , ein Gastronom aus Achberg, beschäftigt seit geraumer Zeit einen Mann aus Gambia. Dieser könne kaum schreiben oder lesen. Da er sämtliche Schreiben und Dokumente von Behörden über Wochen und Monate ignoriert habe, stehe nun seine Abschiebung an. Er habe viele Termine nicht wahrgenommen, und jetzt sei seine Erlaubnis für Beschäftigung gestrichen. Unter anderem sei er aufgefordert worden ein Konsulat zu besuchen, um seinen Pass ausfertigen zu lassen.

Beschäftigung ist strafbar

Auf seine Nachfrage beim Landratsamt wusste dort jedoch keiner Bescheid, welches Konsulat gemeint sei, berichtete Kühner. Petra Krebs erklärte, dass eine Verweigerung der Passaufnahme zu einer Arbeitsverweigerung führe. Und auch wenn der Asylsuchende durchaus gerne arbeiten würde, mache Kühner sich strafbar, sollte er ihn dennoch beschäftigen. Daraufhin versprach Krebs, sie wolle in dem Fall gerne helfen, indem sie einen Anruf beim Landratsamt tätige, um Klarheit zu schaffen. Jedoch könne auch sie keine Wunder bewirken.

Für Kühner steht nur eines fest: Er möchte alles tun, dass sein Schützling da bleiben kann, und dafür würde er sich voll und ganz einsetzen: „Wir brauchen diese Menschen. Sie scheuen sich auch nicht davor, Arbeiten zu machen, die unsereiner nicht tun mag.“

Auch für Bürgermeister Johannes Aschauer hat es sich bewahrheitet, dass der Großteil der Zufluchtsuchenden, die in seiner Gemeinde sind, gerne arbeiten wollen und gut arbeiten könnten. In den Bereichen Bau, Gastronomie oder Pflege herrsche ein großes Defizit an Kräften, weil viele Einheimische nicht bereit seien, derartige Arbeiten zu verrichten. Dabei waren sich alle Anwesenden einig, dass desto weniger Straftaten begangen würden, je mehr diese Menschen einer Beschäftigung nachgehen könnten. Keiner der Asylbewerber säße gerne nur herum. Allerdings ist für Aschauer auch klar, dass Straftäter ohne Umschweife des Landes verwiesen werden müssten.

Händeringende Suche

Neben dem Gastronomen Kühner waren noch zwei weitere Arbeitgeberinnen in der Runde anwesend. Astrid Laux, die gemeinsam mit ihrem Mann ein Baugeschäft leitet, habe jahrelang händeringend nach einem Estrichleger gesucht. Nun habe sie einen Asylbewerber eingestellt. Er sei 40 Jahre alt und tue sich schwer mit dem Lernen, besonders mit der deutschen Sprache.

Dies sei jedoch kein Hindernis, um sich mit den Kollegen zu verständigen. Denn jeder auf dem Bau spreche Englisch, außer einem polnischen Mitarbeiter. Mit diesem verstehe sich der Asylbewerber aber besonders gut – „über die Sprache der Sympathie“. Auch sei der Flüchtling in der Gemeinde und seinen Mitmenschen bestens akzeptiert und beliebt. Die Inhaberin einer Landschaftsgärtnerei konnte nur bestätigen, wie viel Engagement und Freude diese Menschen an der Arbeit hätten.

Petra Krebs selbst zeigte sich davon überzeugt, dass Asylbewerbern Einheimischen nichts weg nähmen. Im Bund gehe mit dem Einwanderungsgesetz viel voran. Dafür stehe auch ihre Partei, die Grünen. Bürgermeister Aschauer zollte indes dem Helferkreis Asyl großen Respekt, da dieser den Kontakt zu verschiedenen Unternehmen hergestellt habe und ihren Schützlingen stets helfend zur Seite stehe.

Vor dem Gespräch mit dem Helferkreis hatte die Politikerin einen Rundgang durch die Gemeinde unternommen und dabei mehrere Institutionen besucht.