StartseiteRegionalRegion LindauWeißensbergÜber Senioren-Wohnanlage nachdenken

Bahngleis

Über Senioren-Wohnanlage nachdenken

Weißensberg / Lesedauer: 4 min

Weißensberger Senioren fühlen sich wohl in ihrer Gemeinde – Wunsch nach mehr Bänken
Veröffentlicht:06.05.2015, 16:20

Artikel teilen:

„Auch wenn wir von Straßen und Bahngleisen geradezu umzingelt sind – immerhin sind 20 Prozent des Gemeindegebiets Verkehrsflächen, ist Weißensberg dennoch ein Ort, wo man gerne lebt“, meint Joachim Wiese, seit vielen Jahren Gemeinderat. So gebe es „noch viele naturbelassene Gegenden, die als Ruhe- und Erholungszonen dienen“. Seniorenbeauftragte Christel Steib sieht das ähnlich und unterstreicht: „Wir fühlen uns in Weißensberg gut aufgehoben.“ Vier Senioren aus verschiedenen Ortsteilen waren zusammengekommen, um gemeinsam mit der LZ darüber zu sprechen, was ihnen an ihrer Gemeinde gefällt und was es zu verbessern gilt.

Elfriede Zapf vermisst etwa eine „Beleuchtung auf dem Fußweg, der südlich von Eggenwatt nach Rothkreuz führt“. Dringend reparieren müsste die Gemeinde auch die viel genutzte Parkbank an der Kreisstraße LI2 auf Höhe der neuen Querungshilfe, „deren Holz immer weiter auseinanderbricht“. Zudem wünschten sich viele ältere Mitbürger eine weitere Sitzbank zum Ausruhen am Bahnweg zwischen Eggenwatt und Rathaus, sagt Zapf. Und Günther Motz fügt hinzu, dass es in Schwatzen zu wenig Laternen gebe, insbesondere der Weg zum „Mosträdle“ sollte besser ausgeleuchtet sein. Vermisst werde ferner eine „Sitzgelegenheit oben beim Wasserreservoir“, aber auch ein Dorfplatz, denn beim Brunnen sei „nicht ausreichend Platz“ vorhanden, meint Motz.

Die Anbindung an das Umland mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei im Großen und Ganzen gut, ist sich die Runde einig. Allerdings fehle ein Fuß- und Radweg zwischen Wildberg und Rothkreuz , bemängelt Motz. Seiner Meinung nach sollte auch der Radweg über Pechtensweiler hinaus bis nach Schwatzen verlängert werden.

Barrierefreie Zugänge seien in Weißensberg nur teilweise vorhanden, kritisiert die Seniorenbeauftragte. Während der Weg von der Straße bis in die Kirche hinein Behinderten keinerlei Probleme bereite, sei mit dem Rollstuhl ein Zugang zum Rathaus nicht möglich. Erfreut zeigt sich Steib darüber, dass in der Festhalle eine behindertengerechte Toilette eingebaut werden soll. Ein echtes Defizit hingegen sei, dass es in ganz Weißensberg „keine öffentliche Toilette“ gebe. Notwendig sei eine solche etwa unterhalb der Halde oder auch nahe der Festhalle, betont Steib.

Monatlicher Seniorennachmittag in der Festhalle ist beliebt

Früher habe es in Weißensberg Bankstellen, Arzt, Apotheke und Post gegeben, heute hingegen könne vieles nur noch in Schlachters erledigt werden, meint Zapf zu den Einkaufsmöglichkeiten. Bei Heiling in Rothkreuz, wo es auch eine Postannahme gibt, seien kleinere Einkäufe möglich. Aber für größere Einkäufe bleibe nur der Weg nach Lindau. Insofern hoffen alle, dass der neue Edeka-Supermarkt bis zum Herbst „tatsächlich auch eröffnen wird“. Schwierig bleibe es für ältere oder kranke Menschen, die nicht mehr aus dem Haus können. Hier denke man über die Gründung einer Nachbarschaftshilfe oder auch einen Fahrdienst nach, sagt Steib.

Ansonsten sind die Senioren mit dem Angebot der Gemeinde recht zufrieden. Besonders der einmal pro Monat stattfindende Seniorennachmittag in der Festhalle sei beliebt, berichtet Steib. Diverse Stammtische und Aktivitäten im Verein – Eisstockschießen, Schützen- oder Musikverein – ergänzen das Angebot.

Auch weil es sich in Weißensberg gut leben lässt, wäre es angebracht, über eine „Senioren-Wohnanlage“ nachzudenken, glauben Motz und Zapf. Viele wollten nicht nach Lindau in ein Senioren- und Pflegeheim, sondern „altersgerecht in Weißensberg wohnen bleiben“. Platz wäre vorhanden, zum Beispiel das Berkmann-Haus, wirft Wiese ein und ergänzt: „Eine solche Einrichtung sollte aber nicht die Gemeinde in Eigenregie, sondern ein Investor betreiben.“

Die Weißensberger Senioren haben ihre Gemeinde bewertet – gemäß den Schulnoten 1 bis 6:

Barrierefreiheit: 2

Freizeitangebot: 2

Einkaufsmöglichkeiten: 4

Verkehrsanbindung: 2

Selbst gewählte Kategorie:

Lebensqualität: 2

Das sagt der Bürgermeister:

Weißensbergs Bürgermeister Hans Kern freut sich über die Bewertung der Senioren. Das sagt er zu verschiedenen Aspekten:

Parkbänke: Die Mitarbeiter des Bauhofs überprüfen den Zustand der 70 Parkbänke der Gemeinde regelmäßig und reparieren schadhafte Bänke. „Eine Bank steht auch beim Wasserhochbehälter in Schwatzen, man muss nur um den Hochbehälter herumgehen, um diese zu sehen.“

Fuß- und Radwege: Den fehlenden Geh- und Radweg zwischen Wildberg und Rothkreuz habe die Gemeinde vor Jahren beim Staatlichen Bauamt bemängelt. „Das Bauamt wies darauf hin, dass eine Anbindung über einen kleinen Umweg bereits existiert“, so Kern. Der Weg führe von Wildberg über die Unterführung der A96 beim Anwesen Gierer nach Lampertsweiler und von dort auf dem Geh- und Radweg entlang der St.320/B12 nach Rothkreuz. Ein Radweg nach Pechtensweiler würde nur Sinn machen, wenn er auf württembergischer Seite fortgeführt wird. „Dort fehlt aber eine Anbindung.“

Barrierefreier Zugang zum Rathaus: Die meisten Dienstleistungen werden in der Verwaltungsgemeinschaft Sigmarszell angeboten. Im Rathaus in Schlachters gibt es einen barrierefreien Zugang. Der finanzielle Aufwand für den Bau eines Aufzuges am Rathaus Weißensberg wäre unverhältnismäßig hoch und wirtschaftlich kaum zu vertreten. Die Errichtung einer öffentlichen Toilette werde derzeit geprüft.