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Jahresrückblick

Jahresrückblick: Corona hat Wasserburg 2020 fest im Griff

Wasserburg / Lesedauer: 6 min

Dennoch ist in der Gemeinde am See die Zeit nicht stehen geblieben – Der Jahresrückblick
Veröffentlicht:28.12.2020, 11:30

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Nicht nur der Corona-Pandemie ist es zu verdanken, dass 2020 für Wasserburg ein aufregendes Jahr war. Denn immerhin hat die Gemeinde nun mit Harald Voigt einen neuen Bürgermeister – und elf neue Gemeinderäte noch dazu. Und mit dem Bau des neuen Kindergartens in Hattnau hat Wasserburg einmal mehr ein Bekenntnis als familienfreundliche Gemeinde abgelegt. Doch auch über dieses Bauprojekt hinaus hat sich so manches in der schönen Gemeinde am See getan.

Das Jahr 2020 hat für Wasserburg erst einmal ganz lustig begonnen. So hatten 15 beinharte Schwimmer unter den Augen von rund 50 bibbernden Zuschauern am Neujahrstag nicht nur die Bade- und Surfsaison 2020 eröffnet, sondern auch, wenngleich sicher unwissentlich, gezeigt, was in diesem Jahr angesagt sein wird: Zähne zusammenbeißen.

Doch zu dieser Zeit war Corona erst mal noch weit weg. Stattdessen war die Kommunalwahl ganz nah, sodass mit dem neuen Jahr auch der Wahlkampf für die Wasserburger begann. Da der amtierende Bürgermeister Thomas Kleinschmidt nicht mehr kandidierte, hatte die Wasserburger CSU den 61-jährigen Jürgen Schalk aus dem Unterallgäu nominiert, die UWL die 58-jährige Sozialpädagogin Regina Hunschock aus Nordrhein-Westfalen, und die Freien Bürger Wasserburg den 44-jährigen Verwaltungsfachmann und Kommunalpolitiker Harald Voigt aus Oberstaufen.

Nachdem der CSU-Kandidat das Handtuch geworfen hatte, hatten die Wasserburger nur noch die Wahl zwischen zwei Kandidaten. Letztendlich machten sie am 15. März mit gut 72 Prozent der Stimmen Harald Voigt zu ihrem Bürgermeister. Zu dieser Zeit war die Corona-Pandemie bereits in Deutschland und im Landkreis Lindau angekommen und die Staatsregierung rief am 16. März für die nächsten zwei Monate den Katastrophenfall aus. Ein erster Lockdown folgte und mit ihm eine Vielzahl von Beschränkungen. Das öffentliche Leben stand still.

Erst Ende April tagte der Gemeinderat zum ersten Mal wieder nach dieser Zwangspause. Allerdings auch zum letzten Mal. Diese seine letzte Sitzung musste der „alte“ Gemeinderat zudem auch ohne den scheidenden Bürgermeister abhalten. Dieser befand sich in Quarantäne und verabschiedete sich nur schriftlich von dem Gremium und den Bürgern. Der Corona-Pandemie und den damit gebotenen Hygienemaßnahmen war es zudem geschuldet, dass die Gemeinderatssitzungen fortan und bis heute nicht mehr im Rathaus sondern in der Sumserhalle stattfinden. Von daher waren die Worte „besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen“ des ebenfalls scheidenden Alexander Fundele, mit denen er diese letzte Sitzung an diesem dafür ungewöhnlichen Ort, eingeleitet hatte, durchaus weitsichtig.

Während Harald Voigt wenige Tage später, am 1. Mai, sein Bürgermeisteramt antrat, konstituierte sich der neue Gemeinderat Mitte des Monats mit Masken, Mindestabstand und wenigen Bürgern. Ein Bild, das sich ebenfalls bis heute nicht geändert hat. „Corona hat uns alle fest im Griff“, stellte deshalb Voigt in der letzten Sitzung des Jahres fest und fasste damit die besondere Situation zusammen, mit der Wasserburg in allen Bereichen und auf allen Ebenen im Jahr 2020 zu kämpfen hatte.

Lockerungen brachte nur der Sommer. Und so konnte die Gemeinde zwar verspätet, aber immerhin, für Einheimische als auch Touristen im Juni das Aquamarin öffnen. Obwohl die Hygieneregln streng und die Besucherzahl begrenzt war, sollten bis zum Ende der Badesaison über 100 000 Gäste das beliebte Freibad besucht haben.

Im Sommer war es denn auch, nämlich im Juli, dass sich Sabine Holinski als Kindergartenleiterin des Kindergartens verabschiedete. Mit ihr ging eine Ära zu Ende und eine Frau nach 44 Jahren Arbeit in den Ruhestand, die in Wasserburg jedes Kind kannte.

Zu dieser Zeit, und zwar seit April, war mit dem Neubau des Kindergartens in Hattnau bereits ein Bauvorhaben in vollem Gange, das nicht nur das bedeutendste Projekt des vergangenen Jahres für Wasserburg darstellt, sondern gleichzeitig auch das bestätigt, wofür die Gemeinde steht. „Wir sind eine familienfreundliche Gemeinde“, betont deshalb Bürgermeister Harald Voigt und ist froh, dass die anvisierten Baukosten von 2,1 Millionen Euro eingehalten werden. Wenngleich sich die Fertigstellung verzögert und sich die angedachte Neueröffnung von November diesen Jahres auf nach den Osterferien im nächsten Jahr verschiebt. Der Grund ist, dass die mit den Fensterarbeiten beauftragte Firma aus Thüringen ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen ist und der Gemeinderat eine Lindauer Firma damit betraut hat, die jedoch erst im Januar mit den Einbauten beginnen kann.

Fertig ist dagegen das Regenrückhaltebecken in Selmnau. Rund 418 000 Euro hat dieser Hochwasserschutz die Gemeinde insgesamt gekostet.

Als ein weiteres größeres Projekt hat der Gemeinderat im November die Sanierung und Modernisierung der Tourist-Information für geschätzte 80 000 Euro auf den Weg gebracht. Dies war notwendig geworden, weil diese erste Adresse für Wasserburgs Gäste mittlerweile ein wenig in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß war. Gleichzeitig soll auch der Schallschutz erneuert und damit die Arbeitsbedingungen für das vierköpfige Touristik-Team verbessert werden.

Abgesehen davon, dass Wasserburg eine familienfreundliche Gemeinde ist, ist Wasserburg auch eine klimafreundliche Gemeinde, wie der Bürgermeister betont. So versicherte Voigt, dass er zusammen mit dem Gemeinderat genauso energiepolitisch weitermachen wolle wie es bisher schon der Fall gewesen sei. Nämlich, indem der European Energy Award fortgeführt und das Energieteam unterstützt werde. Weiterverfolgen will der Bürgermeister zudem die Halbinselsanierung. Schon allein deswegen, weil jetzt auch die bau- und wasserrechtliche Genehmigung vorliegt. Außerdem, so betonte er, sei in der Vergangenheit schon viel erarbeitet worden. „Das soll nicht unter den Tisch fallen.“ Und mit dem „Männerbad“ nimmt Voigt ein völlig unberührtes Projekt in Angriff. Dieses Kultplätzchen am See, an dem schon Generationen junger Leute laue Sommernächte genossen haben, soll aufgehübscht werden. Zu einem ersten Gespräch hat sich der Gemeinderat im Sommer mit Jugendlichen vor Ort getroffen.

Als ein Zeichen in Richtung Ehrenamt vonseiten der Verwaltung und des Gemeinderates ist sicherlich jene neue Regelung zu sehen, wonach Wasserburger Vereine künftig einmal im Jahr kostenlos das Bürgerbegegnungsheim für ihre Zwecke nutzen dürfen. Und ein Zeichen Richtung Kunst ist wiederum die Kooperation, die die Verwaltung und der Kunstverein Wasserburg miteinander eingegangen sind. Fortan haben Mitglieder des Vereins die Möglichkeit, ihre Kunstwerke drei Monate lang im Rathaus auszustellen.

Als Highlight des Jahres lässt sich der Besuch von Bischof Bertram Meier und sein Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde betrachten. Der Kirchenmann, dessen Besuch der erste offizielle in der Region war, seit er im Juni seine Bischofweihe erhalten hatte, war im Oktober wegen eines freudigen und eines traurigen Ereignisses nach Wasserburg gekommen. Das freudige bestand in der Ernennung von Pfarrer Ralph Gührer zum Dekan des Dekanats Lindau. Das traurige war das Requiem, das zum Tod von Pfarrer Johannes Netzer gehalten wurde. Der ehemalige Wasserburger Pfarrer war Anfang April verstorben: an Corona.