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Kindergartenneubau

Gemeinde Wasserburg muss die gut zwei Millionen Euro für den neuen Kindergarten in Hattnau erst mal selbst bezahlen

Wasserburg / Lesedauer: 4 min

Gemeinde Wasserburg muss erst einmal alles selbst bezahlen
Veröffentlicht:28.06.2020, 14:54

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Der neue Kindergarten in Hattnau kostet über zwei Millionen Euro. Geld, das Wasserburg erst einmal selbst aufbringen muss. Denn der Kindergartenneubau wird zwar von der Regierung von Schwaben gefördert. Allerdings nur mit 40 Prozent. Und die Fördergelder kann fließen frühestens im Jahr 2022.

„Wir sind im Plan“, versicherte Christian Baier vom Architekturbüro. Schon im November sollen die Kinder in ihren neuen Kindergarten an der Alten Schule in Hattnau einziehen. Der Rohbau steht bereits, die Holzkonstruktion sei „relativ zügig“ aufgebaut gewesen. Wie der Architekt dem Gremium anhand von Plänen erklärte, soll der zweigeschossige Flachbau vorwiegend aus Holz und Glas bestehen und ein begrüntes Dach erhalten mit einer Photovoltaikanlage. Ins Obergeschoss geht es über Innentreppe und Aufzug, aber auch über eine verkleidete und überdachte Außentreppe aus Massivholz, die auf eine Loggia führt. Diese Loggia sorgt im Erdgeschoss für einen überdachten Eingangsbereich.

Im Erdgeschoss und im Obergeschoss entsteht jeweils ein Gruppenraum mit beinahe bodentiefen Fenstern. Davor platzierte Bänke sollen den Kindern den Blick in die Landschaft freigeben, erklärte Baier. Während sich im Erdgeschoss zusätzlich eine Küche samt Kochblock für die Kinder und ein großzügiger Essensbereich befinden, sind im Obergeschoss noch ein großer Mehrzweckraum, ein Warteraum für Eltern, ein Personalraum sowie das Büro der Leiterin geplant.

Da der Kindergarten (außer im Sanitärbereich) mit Parkett ausgestattet wird, soll ein „Schmutzraum“ im Erdgeschoss den gröbsten Schmutz, den die Kinder von draußen hineintragen, auffangen. Im Außenbereich sind eine große Sandfläche, Pflanzbeete, eine Schaukel und eine Grünflache vorgesehen.

Nach Aussage des Architekten wird das Projekt gut zwei Millionen Euro kosten. Geld, das samt „Angstpolster“ bereits im Haushalt eingeplant ist. „Man kann davon ausgehen, dass die veranschlagten Haushaltsmittel ausreichen“, versicherte Kämmerer Joachim Waldbaur dem Gemeinderat. Allerdings muss die Gemeinde die komplette Summe erst einmal vorfinanzieren. Denn Fördergeld soll es laut Bescheid von der Regierung von Schwaben zwar geben. Aber frühestens 2022, vielleicht auch erst 2023.

Hinzu kommt, dass der Kindergarten nur zu 40 Prozent gefördert wird, was einer Fördersumme von 766 000 Euro entspricht. Den Rest von gut 1,2 Millionen Euro muss die Gemeinde selbst tragen. Den Grund für den hohen Eigenanteil erklärte der Kämmerer damit, dass lediglich die neu zu schaffenden Betreuungsplätze gefördert würden, nicht auch die bereits bestehenden. Und in diesem Falle sei der Kindergarten zusammen mit der sich im Schulhaus bereits bestehenden Krippe zu sehen. „Schade, dass das Geld erst später kommt“, ärgerte sich Bürgermeister Harald Voigt, gab jedoch zu bedenken, dass letztlich das Resultat zähle und die Gemeinde am Ende einen „tollen Kindergarten“ erhalte.

Für großartige Einsparungen ist es ohnehin zu spät. „Das hätte schon ganz am Anfang sein müssen“, betonte Architekt Dietmar Kathan und erklärte, dass größere Summen lediglich eingespart werden könnten, indem ganze Räume weg gelassen würden. Reduzierungsmöglichkeiten sah er bei verschiedenen kleinen Posten, vor allem aber im Außenbereich. Zwei Millionen Euro sind nach seinen Worten aber ein realistischer Betrag für einen Kindergarten.

Den Sachstandsbericht nahmen die Gemeinderäte ohne Diskussion zur Kenntnis. Für Gesprächsstoff sorgte hingegen die Vergabepraxis: Weil die Gemeinde Fördergelder beantragt hatte, war sie dazu verpflichtet, die unterschiedlichen Gewerke im Bundesanzeiger und damit europaweit auszuschreiben. Diese Regelung bezweifelte jedoch Werner Göser. Das Ratsmitglied kritisierte, dass die meisten Aufträge dann nach auswärts gehen, statt die heimischen Handwerker damit zu betrauen. „Das sind unsere Steuergelder, die in ganz Deutschland rumwandern und das kommt nie, nie wieder zurück“, empörte er sich und betonte, dass er sich bei zukünftigen Bauprojekten dafür einsetzen werde, dass dies nicht mehr passiere. Dass diese Vergabepraxis ein Politikum und nicht von der Gemeinde beeinflussbar sei, bestätigte letztlich auch der Architekt: „Es müsste sich politisch etwas ändern, damit alles hier bleibt.“