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Das Dienen steht im Vordergrund

Hergensweiler / Lesedauer: 3 min

Josef Wetzel blickt anlässlich der Weihe von Franz Pemsl auf seine 39 Jahre Diakonat zurück
Veröffentlicht:19.09.2018, 19:02

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Diakone gibt es nicht wie Sand am Meer – deshalb ist es eine Besonderheit, dass aus einer Gemeinde zwei Männer hervorgehen, die sich zum Diakon weihen lassen. Am 6. Oktober erhält Franz Pemsl aus Hergensweiler seine Weihe. Anlässlich dieses Festes, hat die Kirchengemeinde St. Ambrosius eine Wanderausstellung der Diözese Augsburg zur Geschichte des Diakonats ins Pfarrheim geholt, und um sehr persönliche Inhalte erweitert.

Es sind Bilder, Texte und Zeitungsausschnitte aus 39 Jahren Diakonat von Josef Wetzel , die der Ausstellung einen individuellen Charakter verleihen. Josef Wetzel ist Urhergensweilerer. Der Kirche war er immer sehr zugetan. Als Junge diente er ihr als Ministrant. Zudem war der pensionierte Pädagoge viele Jahre Lehrer in der örtlichen Grundschule. Mitte der 1970er Jahre, als bei Pfarrer Johannes Hildebrandt der Ruhestand nahe rückte, hieß es, dass Hergensweiler dann wohl keinen eigenen Pfarrer mehr bekommen würde. Josef Wetzel hörte vom Diakonat als Möglichkeit, als verheirateter Mann der Kirche zu dienen. Damals gab es sehr wenige Diakone, aber in der Diözese Kempten wurde gerade der Ständige Diakonat eingeführt. Wetzel sprach mit seiner Frau Irid, denn zu diesem Schritt muss die Frau ihr Einverständnis geben. Was sie tat. Für das Diakonat ist ein komplettes theologisches Fernstudium notwendig, aber Wetzel hatte Glück: in seinem Lehramtsstudium hatte Theologie belegt und die Missio canonica – also den Auftrag Religion zu unterrichten – erhalten. Das wurde ihm angerechnet. So durchlief er eine dreijährige berufsbegleitende pastoral-diakonische Ausbildung, die zur Klärung und Vertiefung der Berufung diente. Er bestand Prüfungen und absolvierte Praktika, beispielsweise in der Bahnhofsmission Lindau und bei Dekan Johannes Egger in Lindau Aeschach.

Ja zum Dienst am Nächsten

Seine Weihe zum Diakon empfing er am 22. Juli 1979 in der Basilika St. Lorenz in Kempten durch Weihbischof Rudolf Schmid. Ein Bus voller Gläubiger aus Hergensweiler hatte ihn begleitet und die Weihe mitgefeiert. Er war damals einer von sieben Kandidaten, die in der Diözese Augsburg die geweiht wurden, und er war der jüngste Diakon der Diözese. An diesen Tag erinnert er sich gern, wie er mit seiner Frau und seinen Kindern in die Basilika trat, dem Bischof vorgestellt wurde, mit den Worten „Hier bin ich!“ nach vorne trat, und mit einem „Ja“ die Diakonenweihe empfing. In der Zeitung stand damals „Ihr Dienst in der Kirche ist auf das Dienen ausgerichtet.“ Bei seinem Einführungsgottesdienst am 12. August 1979 in der Pfarrei St. Ambrosius in Hergensweiler ministrierten seine Söhne Daniel und Uwe, damals zehn und neun Jahre alt. Seine Frau Irid und seine Tochter Nicola saßen in der ersten Bank. Eine aufregende Zeit begann, „und aufregend ist sie geblieben“, erzählt der Diakon. Viele Kinder habe er getauft, viele Eheleute getraut, vielen lieben Menschen das letzte Geleit gegeben, ihre Angehörigen gestützt. „Diakon sein bedeutet vor allem zum Glauben anregen und Glauben aufbauen, im Auftrag der Kirche“ sagt er. Und kurzzeitig habe er sich vor seiner Weihe überlegt, dass er die frohe Botschaft auch ohne feste Bindung an die Kirche verkünden könnte. Aber dann hätte er keine Sakramente spenden dürfen. Heute ist er froh, dass er sich zur Weihe entschieden hat. „Ich sehe mich als Bindeglied zwischen Pfarrer und Gemeinschaft der Gläubigen.“ Die Hemmschwelle sich ihm anzuvertrauen sei niedrig. Was gibt ihm Kraft? „Ja schon der da oben“ sagt Josef Wetzel, lacht und zeigt Richtung Himmel.