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Alte Schule soll ein attraktiver Treffpunkt für alle werden

Sigmarszell / Lesedauer: 4 min

Gemeinderat beschließt Nutzungskonzept und hofft auf staatliche Zuschüsse
Veröffentlicht:22.03.2021, 19:16

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Die Überlegungen zur Zukunft der Alten Schule in Bösenreutin nehmen Fahrt auf. Schon seit Langem besteht der Wunsch, dieses sanierungsbedürftige Gebäude zu einem „Haus der Vereine“ auszubauen. Jetzt hat sich der Gemeinderat mit einem Nutzungskonzept befasst, das bei der Regierung von Schwaben eingereicht werden soll. Auf dieser Grundlage wird die Behörde entscheiden, ob das Projekt förderfähig ist. Beträchtliche Zuschüsse stehen dabei im Raum: Die Gemeinde könnte für die Alte Schule staatliche Gelder von bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten erhalten – maximal 720 000 Euro. „Damit lässt sich einiges gestalten“, sagte Bürgermeister Jörg Agthe in der Ratssitzung und fügte hinzu: „Man muss dafür aber auch Bedingungen erfüllen.“

Die wichtigste Voraussetzung ist ein schlüssiges Nutzungskonzept. „Die Alte Schule ist der letzte verbliebene soziale Treffpunkt in Bösenreutin“, erklärte Agthe. Weil der Brandschutz und die Rettungswege jedoch nicht dem aktuellen Standard entsprechen, durfte der Gemeindesaal zuletzt nur noch von maximal 20 Personen genutzt werden. Zudem ist das Dach undicht, die Tonziegel sind porös, und im Gebälk sitzt der Holzwurm. „Diesen Schädlingsbefall gab es in den 1990er-Jahren schon einmal. Er wurde damals erfolgreich behandelt und ist jetzt wieder aufgetreten“, berichtete Agthe. Ein Zimmermann habe ihm erklärt, dass der Dachstuhl erneuert werden müsse. Abgewittert und sanierungsbedürftig seien die Fenster und die Schindelfassade. Die ursprünglich angedachte „schmale Sanierung“ habe, wie Agthe sagte, immer mehr Punkte nach sich gezogen: Barrierefreiheit mit entsprechenden Toiletten, mit einer Rampe am Eingang und einem Aufzug steht inzwischen ebenso auf der Wunschliste wie eine größere Küche und Lagerräume.

Ziel ist nun, die Alte Schule zu einem vielfältig nutzbaren Treffpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger weiterzuentwickeln: für Vereine, für kulturelle Aktivitäten, für Brauchtumspflege, für generationenübergreifende Netzwerke und ganz allgemein für die Kontaktförderung. Der Musikverein, die Feuerhexen, die Maibäumler, der Kirchenchor, der Frauenbund, der Heimatverein, der Obst- und Gartenbauverein, die örtlichen Unternehmen: Sie alle sollen in der Alten Schule eine Heimstatt bekommen.

Das vorliegende Nutzungskonzept, das auf der Grundlage von drei Versammlungen zur Bürgerbeteiligung erarbeitet worden ist, listet konkret auf, wie und wofür die einzelnen Vereine die Räume nutzen würden. Die Bandbreite reicht dabei von Vorstandssitzungen und Verwaltungsaufgaben über Musik- und Chorproben, Vereinstreffen, Dämmerschoppen, Basare und Ausstellungen bis hin zu Festen und Veranstaltungen verschiedenster Art. Auch private Feierlichkeiten sollen in den Räumen ermöglicht werden.

Um diese Vielfalt zu ermöglichen, müsste zusätzlich zum derzeitigen Musikproberaum und Gemeindesaal mit je 80 Quadratmetern weiterer Platz in einem „Heim der Vereine“ mit etwa 60 Quadratmetern geschaffen werden. Die Küche soll auf etwa 20 Quadratmeter vergrößert, die sanitären Anlagen müssten der künftigen Besucherzahl angepasst werden, und die Vereine sollen auch Lagermöglichkeiten bekommen. Ermöglicht werden soll dies eventuell durch einen Anbau in Richtung Friedhofsmauer, wie Agthe andeutete.

Erhalten, sanieren und erweitern oder doch lieber abreißen und neu bauen? Diese grundsätzliche Frage blitzte in der Ratssitzung zwar kurz auf, stand jetzt aber noch nicht zur Debatte. Das jeweilige Kosten-Nutzen-Verhältnis müsse, wie es in dem Gremium hieß, eventuell von einem Sachverständigen ermittelt werden. Wichtiger ist zunächst aber die Frage, ob die Regierung von Schwaben das Nutzungskonzept überhaupt gutheißt und für förderfähig hält. Erst wenn dies der Fall ist, kann die Gemeinde als nächsten Schritt einen Planer beauftragen.

Der Gemeinderat beschloss nun, das Nutzungskonzept bei der Regierung von Schwaben einzureichen. Parallel soll schon mal Ausschau nach drei qualifizierten Architekturbüros und Sachverständigen gehalten werden, die zu gegebener Zeit der Regierung von Schwaben vorgeschlagen werden können. Mehrheitlich beschloss der Gemeinderat außerdem, mit der Kirche über den Erwerb des Mesnerhauses zu verhandeln, das direkt an die Alte Schule angebaut ist.

Zu Beginn der Ratssitzung hatte Bürgermeister Jörg Agthe ausführlich über zwei Referenzprojekte in Gundelfingen und Höchstädt (beides im Landkreis Dillingen) berichtet. Er und Ratsmitglied Jürgen Hartmann als Leiter der Arbeitsgruppe „Alte Schule Bösenreutin“ hatten diese beiden Bürger- beziehungsweise Vereinshäuser gemeinsam mit einem Vertreter der Regierung von Schwaben und den jeweiligen Bauamtsleitern besichtigt.

Zu den wichtigsten Tipps, die sie dabei erhielten, gehörte der Ratschlag, das Nutzungskonzept gut zu durchdenken und ein Betreiberkonzept zu erarbeiten. Demnach solle sich ein Verein bereit erklären, nach der Sanierung die Räume zu betreuen und eventuell auch für die Bewirtung zu sorgen. Abgeraten wurde vom Einbau einer Gastronomieküche, weil sie teuer und aufwendig sei. Sinnvoller sei in einem „Haus der Vereine“ eine normale Haushaltsküche.