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Einweihung

Historisches Gebäude im neuen Gewand

Nonnenhorn / Lesedauer: 3 min

Zahlreiche Gäste kommen zur offiziellen Einweihung des frisch sanierten und umgebauten Rathauses
Veröffentlicht:06.05.2018, 14:40

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Den ersten Härtetest hat das frisch sanierte und umgebaute Rathaus bei seiner offiziellen Einweihung bestanden: Bei so vielen Menschen, die sich zu dem Festakt in den neuen Saal gedrängt hatten, wäre vor der Sanierung der Boden durchgebrochen. Dies aber war nun zurecht nicht zu befürchten.

Vor 107 Jahren war dieses Gebäude als Schule fertiggestellt worden und für seine Zeit sehr modern, wie der für die Sanierung zuständige Architekt Jochen Wendel erzählte. Die klare Gliederung der Fassaden sowie die Farbgebung hätten schon damals die öffentliche Nutzung betont. Diese Farbgebung ist auch heute wieder zu sehen. Doch unter dem Putz hat sich nun viel getan, denn nach mehr als 200 Jahren konnte das Gebäude, das von 1950 bis 1978 schon einmal als Rathaus diente und seit dem Austritt aus der Verwaltungsgemeinschaft 1994 wieder die Verwaltung beheimatet, beim besten Willen nicht merh als modern betrachtet werden.

Zahlreiche Diskussionen über die Zukunft des Rathauses

Wie Bürgermeister Rainer Krauß in seinem Rückblick auf die Geschichte des Rathauses erläuterte, gingen der Sanierung des Gebäudes als Rathaus endlose Diskussionen voraus. Solle man ein neues Rathaus in der Nähe des Bahnhofs bauen oder das alte dafür sanieren, der Ratssaal mutierte fast zum Kreißsaal: „Die Diskussionen drehten sich im Kreis“, so Krauß. Und siehe da, schlussendlich wurde da der Plan zur Sanierung geboren, da sich im Rahmen der Arbeitskreise Dorferneuerung herauskristallisierte, dass der aktuelle Standort des Rathauses schon der richtige sei. Letzte Diskussionen des Gemeinderates im Jahre 2014 endeten mit demselben Entschluss, nachdem alles noch einmal untersucht worden war inklusive Varianten.

Mit Jochen Mendel gewannen sie einen Architekten, der schwerpunktmäßig im Denkmalschutz und in der Altbausanierung tätig ist. Auch Mendel betonte, dass es eine gute Entscheidung gewesen sei, „das für die Gemeindegeschichte so wichtige Gebäude weiterhin für eine öffentliche Nutzung zu erhalten“. Nicht nur aus historischer und städtebaulicher Sicht, sondern auch unter dem Aspekt, dass das Haus für die Nonnenhorner und ihre Gäste einen großem Wiedererkennungswert besäße.

Die Instandsetzungsarbeiten an dem altehrwürdigen Gebäude verlangten aufgrund der teilweise stark geschädigten Substanz tiefe Eingriffe, parallel dazu kam auf der Hinterseite ein moderner Anbau, der die Barrierefreiheit gewährleisten soll und neben dem neuen Treppenhaus auch einen Aufzug und weitere dringend benötigte Nebenflächen aufnimmt.

Wendel freute sich an der „wirklich gut besuchten Baustelle“, die zeige, wie tief die Verbundenheit vieler Nonnenhorner mit dem Haus sei, viele seien ja hier schließlich zur Schule gegangen.

Bei den Arbeiten im alten Gebäudeteil kamen schließlich doch noch ein paar Schätzchen ans Tageslicht. Da wäre zum einen der farbige Zementplattenboden im Erdgeschoß, der nach kurzer Diskussion erneuert wurde und nun mit einem umlaufenden Weinblattfries verziert ist, zum andern eine kleine Kupfermünze von 1772 im Wert eines halben Kreuzers, geprägt unter Maria Theresia aus dem Hause Habsburg. Die kam unter dem Dielenboden unmittelbar vor dem heutigen Büro des Bürgermeisters zum Vorschein, „wer weiß, wie das zu deuten ist?“, schloss Mendel seine Ausführungen, um diese Münze mit dem Wunsch, sie möge dem Bürgermeister und seinen Mitarbeitern Glück bringen. Weniger Glück, aber dafür glückliche Beschäftigte in diesem Haus und zufriedene Besucher des Amtes sowie eine demokratische Zukunft ohne Kriege wünschten die Vertreter der beiden Kirchen, Pfarrer Ralf Gührer und seine evangelische Kollegin Petra Harring, dem erneuerten Haus und denen, die hier arbeiten.

Nach der Segnung lud Rainer Krauß zu dem ein, ohne dem in Nonnenhorn nichts geht: Seeweine der Nonnenhorner Winzer. Denn mit einem Glas bewaffnet ließen sich die neuen Räumlichkeiten doch viel besser unter die Lupe nehmen.