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Unwetter

Zeitraffer: So heftig tobte der Sturm über Lindau

Lindau / Lesedauer: 4 min

Bäume stürzen auf Autos und Camper und blockieren auch die Bahnlinie und die Autobahn
Veröffentlicht:03.08.2017, 00:01

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30 Sturmeinsätze der Feuerwehr , umgestürzte Bäume blockieren die Bahnstrecke, orkanartige Böen fegen auch über den Campingplatz Gitzenweiler Hof: Ein kurzer, schwerer Gewittersturm ist am Dienstagabend über Lindau hinweggebraust. Die Bilanz am Tag danach: Viel Sachschaden, aber glücklicherweise ist niemand verletzt worden.

Die Wetterdienste hatten die Unwetterfront, die am frühen Dienstagabend aus der Schweiz auf den östlichen Bodensee zuzog, rechtzeitig angekündigt. Wobei Kreisbrandrat Friedhold Schneider anmerkt, dass Unwetter so einiges heißen könne, wie Starkregen, Sturm oder Orkan. Vorsorglich habe die Integrierte Leitstelle Allgäu im Vorfeld für den gesamten Kreis Lindau die sogenannten Abschnittsführungsstellen bei den Feuerwehren Weiler, Heimenkirch, Weissensberg und Lindau alarmiert, schildert Schneider. Von diesen Stellen aus würden dann im Bedarfsfall alle „zeitunkritischen“ Einsätze wegen der Überlastung der Leitstelle gleich vor Ort koordiniert.

„Hier war die Hölle los“

Die Lindauer Feuerwehr wurde zu 30 Sturmeinsätzen gerufen, so die Bilanz nach dem Gewittersturm. Um kurz nach halb acht wurden die Einsatzkräfte parallel zu mehreren Einsätzen alarmiert. Zuerst löste die automatische Brandmeldeanlage am Mangturm aus. Etwa zeitgleich gingen mehrere Meldungen ein zu umgestürzten Bäumen, Bauzäunen sowie überfluteten Straßen und Gebäuden, schreibt die Feuerwehr am Mittwoch. Einige Fahrzeuge wurden unter größeren Bäumen begraben und mussten befreit werden.

Im Westallgäu habe der Sturm nur die Orte Scheffau, Weiler und Röthenbach gestreift. Schneider ist froh, dass im Gegensatz zu anderen Unwetterregionen hier keine größeren Schäden entstanden sind und vor allem niemand verletzt worden ist. Immerhin sei zum einen die Bahnlinie Lindau-Kempten wegen umgestürzter Bäume in den Bereichen Weißensberg und Hergensweiler zeitweise gesperrt gewesen. Aber auch der größte Lindauer Campingplatz stand im Mittelpunkt des Unwetters.

„Hier war die Hölle los.“ Hans König vom Gitzenweiler Hof und dessen Geschäftsführerin Heidrun Müller können sich nicht erinnern, jemals ein solches Unwetter auf dem „Gitz“ erlebt zu haben. Mehrere Bäume und Äste waren auf Fahrzeuge und Wohnwagen gestürzt, laut Feuerwehr verloren viele Campingäste ihre Zelte durch Wind und Regen.

Aber obwohl am Dienstagabend einzelne Sturmböen mit bis zu 130 Stundenkilometer über Lindau hinweggefegt sind, ging das Unwetter für die vielen Campingfreunde auf dem Gitzenweiler Hof einigermaßen glimpflich aus.

„Einfach abgebrochen – wie ein Streichholz“

„Nein, wir haben nicht evakuiert“, stellt Hans König zu anders lautenden ersten Meldungen fest. Seine Kollegin fügt an, dass vor allem jene, die in Zelten übernachten wollten, sich vorsichtshalber in die festen Räume des Campingsplatzes in Sicherheit gebracht hätten.

Weil anfangs zu befürchten war, dass es in der Nacht auf Mittwoch noch zu weiteren Unwettern kommen würde, hatte die Feuerwehr mit den Betreibern des Gitzenweiler Hofs allerdings zunächst überlegt, den Campingplatz zu räumen. „Nach umfassender Beobachtung der Radarbilder konnte dies aber ausgeschlossen werden“, schreibt die Feuerwehr, die am Dienstagabend mit etwa 90 Kräften im Einsatz war.

Direkt nach dem Unwetter machten sich Camper und das Gitz-Team gemeinsam ans Aufräumen. Unter Leitung des Betriebsleiters und Feuerwehrmanns Wolfgang Kutter wurden die schweren Baumstämme zur Seite geschafft und zersägt. Gäste sammelten die heruntergefallenen Äste ein, während das Campingplatzteam mit Kettensäge, Traktor, Rechen und Besen agierte. Bis Mittwochmittag war der Gitzenweiler Hof dann wieder weitgehend aufgeräumt.

Glücklicherweise niemand verletzt

„Am Schlimmsten hat es den Bereich der Animationswiese getroffen. Hier ist die Spitze eines Nadelbaumes einfach abgebrochen – wie ein Streichholz... unglaublich“, so Heidrun Müller, die Geschäftsführerin des Campingplatzes. Alle Bäume würden jährlich von Spezialisten auf Sicherheit überprüft. Aber in ihrer fast 25-jährigen Zeit als Geschäftsführerin am Gitz habe es noch nie ein Unwetter mit diesen Ausmaßen gegeben.

Die Bilanz: Sturmschäden an gut zehn Wohnwagen und Wohnmobilen, dazu eine ganze Reihe Zelte, die durch die Orkanböen teilweise heftig in Mitleidenschaft gezogen worden sind – kein Wunder angesichts der bis zu zwölf Windstärken, die nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes während des Unwetters herrschten.

Da wundert es auch nicht, dass laut Polizei rund um Lindau umgestürzte Bäume den Verkehr auf der Autobahn A 96 auf Höhe der Abfahrt Weißensberg, auf der B 31 am Diepoldsbergtunnel und der B 308 im Dornacher Wald sowie auch auf etlichen kleineren Straßen blockierten. In der Stadt selbst beschädigten umgestürzte Bäume geparkte Autos auf dem Karl-Bever Parkplatz, vor dem Rewe auf der Insel und in Zech. Der Schaden liegt nach Aussage der Polizei mindestens „im mittleren fünfstelligen Bereich“.

Die wichtigste Nachricht schreibt die Pressestelle der Polizei am Schluss: „Glücklicherweise wurde niemand verletzt.“