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Wirtschaftsausschuss

Wirtschaftsausschuss gibt grünes Licht für Bodo

Lindau / Lesedauer: 4 min

Lindau will ab 2018 Teil des Verkehrsverbunds sein – E-Ticket soll das Fahren mit Bus und Bahn vereinfachen
Veröffentlicht:08.11.2016, 14:48

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Für Jürgen Löffler ist es ein „Leuchtturmprojekt“. Dementsprechend engagiert stellte der Geschäftsführer den Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben, wie der Bodo offiziell heißt, im Wirtschaftsausschuss vor. Der Landkreis Lindau strebt seit Jahren einen Beitritt zum Bodo an – der Verkehrsverbund soll es den Kreisbewohnern leichter machen, das eigene Auto stehen zu lassen und stattdessen den öffentlichen Nahverkehr, also Bus und Bahn zu nutzen. Zum 1. Januar 2018 kann das Wirklichkeit werden: Die Kreisräte im Wirtschaftsausschuss plädierten jetzt einstimmig für den Beitritt.

Geduld ist bisher die Herausforderung gewesen. Unzählige Verhandlungen waren und sind nötig, bis alle Weichen für den Bodo-Beitritt gestellt sind. So sind beispielsweise zum Zeitpunkt der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Regionalentwicklung die Gespräche mit dem Lindauer Stadtbus immer noch nicht endgültig abgeschlossen gewesen.

Doch genau das ist einer der wichtigen Punkte in den Augen von Bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler, Fachleuten und den Verantwortlichen des Landkreises Lindau: Von möglichst vielen Menschen genutzt werde der öffentliche Nahverkehr ÖPNV nur, wenn er einfach ist. Wenn Reisende unkompliziert vom Start- zum Zielpunkt ihrer Fahrt kommen – ohne unterschiedliche Tarifsysteme zu studieren und zig Fahrscheine lösen zu müssen.

Viele ÖPNV-Beteiligte unter einen Hut bringen

Vor drei Jahren hatte der Lindauer Kreistag den Grundsatzbeschluss gefasst: Der Nahverkehr im Kreis Lindau soll in den Verkehrsverbund Bodo integriert werden. Danach begann der schwierige Teil: Alle Verkehrsunternehmen unter einen Hut bringen. Dazu gehören die DB Region Allgäu-Schwaben, die Vogtlandbahn mit ihren Alex-Zügen, die Busunternehmen RBA und RBI sowie die Stadtverkehr Lindau GmbH. Dabei geht es vor allem um Geld: etwa den Ausgleich, wenn durchgehend gültige Fahrscheine für den ein oder anderen weniger Einnahmen bedeuten. Oder wenn Schülerzeitkarten im Verkehrsverbund günstiger werden.

Löffler und der Nahverkehrsfachmann des Landkreises, Eduard Stützle, schilderten den Kreisräten im Wirtschaftsausschuss, was bisher erreicht worden ist. So ist der wabenförmige Zonenplan des Bodo jetzt um sechzehn Waben erweitert, mit der Kernzone 400 im Lindauer Stadtbereich. Fahrpreise richten sich künftig nicht mehr Kilometern, sondern nach diesem Zonenplan. Angedacht ist, dass der Einzelfahrschein im Stadtgebiet Lindau, wie bisher im Stadtbus, 2,20 Euro kostet.

Oder dass beispielsweise der Weg nach Bodolz und Wasserburg zwei Zonen umfasst – mit einem Ausreißer: Die Bushaltestellen Hattnau und Hengnau würden danach in der benachbarten dritten Zone liegen, was die Fahrt natürlich verteuert. Das wollten die drei Wasserburger Kreisräte im Wirtschaftsausschuss, Sabine Schmid, Thomas Baumgartner und Thomas Kleinschmidt, nicht akzeptieren. Vielmehr soll auf ihr Drängen die Verwaltung zusammen mit dem Bodo prüfen, ob die beiden Ortsteile nicht doch noch in die Zone 410 „verschoben“ werden können.

Gedanken machen sich die Kreisräte über die Kosten dieses Beitritts zum Bodo: Mit 200000 Euro muss sich der Kreis Lindau einmalig am elektronischen Fahrscheinsystem beteiligen, weil rund achzig Regional- und Stadtbusse damit ausgestattet werden müssen. Der laufende jährliche Aufwand liege bei rund 570000 Euro, wobei der endgültige jährliche Zuschuss nach Stützles Worten geringer ausfallen werde. Denn der Kreis erwarte zum einen einen höheren ÖPNV-Zuschuss vom Land, aber auch mehr Geld für die Schülerbeförderung.

Chipkarte ersetzt Kleingeld und Fahrschein

Das tägliche Nutzen des ÖPNV einfacher machen will der Bodo mit einem neuen elektronischen System: Das sogenannte E-Ticketing bedeutet, dass der Fahrgast seine Bodo-Chipkarte beim ersten Einstieg vor ein Lesegerät hält und genauso beim letzten Aussteigen. Für die Fahrt, auch mit Umsteigen, sind weder Kleingeld noch Papierfahrkarte nötig. Der Verkehrsverbund rechne dann bargeldlos ab, so Bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler im Wirtschaftsausschuss.

Nach den Pilotprojekten in Heilbronn und Schwäbisch Hall nimmt der Bodo das Projekt jetzt in seinem Geltungsbereich zwischen Aulendorf, Kressbronn und Überlingen in Angriff. Lindau würde mit seinem Beitritt in gut einem Jahr gleich in dieses System hineinkommen. „Wir sind erst der dritte Verkehrsverbund in Deutschland, der dies dann anbietet“, betonte Löffler.

Probleme mit dem Datenschutz – Kreisrätin Christiane Thiesen hält es für kritisch, weil dann Bewegungsprofile der Bodo-Kunden aufgezeichnet werden – sieht der Bodo-Geschäftsführer nicht. Denn das Projekt sei in puncto Datensicherheit mit dem Datenschutzbeauftragten von Baden-Württemberg abgeklärt.

Klar ist für manchen Kreisrat, insbesondere aus dem Westallgäu, dass die Fahrpläne im Kreis Lindau mit dem Bodo-Beitritt verbessert werden müssen. Und die Stadt Lindau sollte nach Ansicht von Landrat Elmar Stegmann „größtes Interesse am Beitritt zum Verkehrsverbund haben – angesichts ihrer Verkehrsprobleme“. Klar ist für die Ausschussmitglieder aber auch: Dieser Beitritt zum Bodo muss zum Jahresbeginn 2018 kommen. Das beschlossen die Kreisräte dort einstimmig.

Das endgültige Ja für die Verträge mit dem Bodo muss allerdings der Kreistag beschließen. Und das wird wohl erst im Frühjahr sein. Da müssen sich Bürger wie Kreisräte wieder noch etwas gedulden.