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Durchhaltevermögen

Von Zeppelin Mut und Durchhaltevermögen lernen

Lindau / Lesedauer: 3 min

Kinderakademie Bodensee ist zu Gast im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen
Veröffentlicht:16.06.2019, 17:29

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34 Dritt- und Viertklässler der Grundschule Lindau-Zech sind mit der Kinderakademie Bodensee des Vereins Schweizer Kinder ins Zeppelin Museum in Friedrichshafen eingeladen worden. Dort durften sie an zwei Workshops mit dem Titel „Zeppelin zum Kennenlernen“ teilnehmen.

„Angenommen, ein Mensch nimmt ganz viel Gas zu sich. Kann er dann abheben und fliegen? Wie ein Zeppelin?“ Maya Bernhard , Führerin im Zeppelin Museum, muss die Frage des Viertklässlers mit einem Nein beantworten. „So viel Gas würde gar nicht in seinen Körper passen.“ Der Junge schaut ein bisschen enttäuscht.

Seiner und der Begeisterung der Dritt- und Viertklässler der Grundschule Lindau-Zech für den Zeppelin tut die Antwort aber keinen Abbruch: Die Kinder sind voll dabei, wenn es darum geht, das Puzzle eines historischen Fotos zusammenzusetzen. Als es fertig ist, erkennen die Mädchen und Buben auf dem Foto, das Mitte der 1930er-Jahre entstanden ist, gleich zwei Luftschiffe: LZ 127 und LZ 129 Hindenburg . Während LZ 127 auf dem Foto im Hangar steht, ist die Hindenburg komplett zu sehen. Die Kinder erfahren, dass die Hindenburg seinerzeit mit einer Länge von 245 Metern das größte Luftschiff war, das jemals gebaut wurde. „Wir haben einen Teil der Hindenburg nachgebaut. Nachher gehen wir rein“, kündigt Maya Bernhard an, während ihre Kollegin Antje Mayer die andere Gruppe bereits durchs Museum führt.

Warum ein Zeppelin fliegen kann

Doch zunächst geht es um die Frage, warum ein Zeppelin überhaupt abheben kann. Während heute der Zeppelin NT (Neue Technologie) mit Helium befüllt fliegt, fuhr er früher mit seinen mit Wasserstoff befüllten Gaszellen. „Helium ist leichter als Luft“, erläutert die Führerin. „Deshalb steigt unser Luftballon-Zeppelin nach oben.“ Die Führerin hält einen Luftballon an einer Schnur, tariert ihn mit Büroklammern und ihrem Ring so aus, dass er nur noch einen Tick schwerer ist als Luft. Mit der Folge, dass der Ballon nicht so leicht ist, dass er immer höher steigen kann, aber auch nicht so schwer ist, dass er am Boden bleiben muss. Die Kinder haben das Prinzip verstanden, fragen weiter. Thematisieren das Unglück von Lakehurst. „Wären wir schon damals mit Helium, einem reaktionsunfreundlichen Edelgas geflogen, wäre der Zeppelin nicht in Flammen aufgegangen. Er war damals aber mit dem reaktionsfreudigen Wasserstoff gefüllt“, berichtet Maya Bernhard.

Mittlerweile sitzen die Kinder im Hindenburg-Nachbau, spüren dem damaligen Luxus nach. Vier Mal am Tag wurde für die Passagiere frisch gekocht, es gab selbstgebackene Brötchen an Bord. Vor dem schlimmen Unglück, erzählt die Führerin, sei die Hindenburg „ein fliegendes Hotel“ gewesen, sei zum ersten Mal von Europa nach Amerika gefahren. Sie weist die Kinder darauf hin, dass in der Gondel der Kapitän, Männer für die Navigation und Meteorologen saßen. „Damals gab es noch keinen Computer. Die Leute, die mit einem Zeppelin fahren konnten, mussten viel Erfahrung haben.“ Während die Reise von Europa mit dem Schiff fünf Tage dauerte, war der Zeppelin schon nach dreieinhalb Tagen am Ziel. Die Kinder hören zudem, dass der „alte“ Zeppelin früher nicht nur Menschen, sondern sogar Zirkustiere und noble Autos transportiert hat.

Sechs Millionen Nieten sind nötig

Vor einer großen schweren Nietzange, die früher beim Bau von Zeppelinen eingesetzt wurde, stehen die Kinder mit großer Achtung. Sie dürfen schätzen, wie viele Nieten für einen Zeppelin von Hand verarbeitet wurden. Die Antwort: rund sechs Millionen. Überhaupt erfahren sie, dass beim Projekt Zeppelin Mut und viel Durchhaltevermögen von Nöten war. Hatte die Hülle ein Loch, kletterten angeseilte Mutige mit Fellen an den Schuhen nach draußen und flickten das Leck. Was durchhalten bedeuten kann, machte Maya Bernhard am Beispiel Graf Ferdinands von Zeppelin deutlich: „Er hat 20 Jahre gebraucht, um für seinen Traum Anerkennung zu bekommen.“