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Umstrittener Friedenspreis für Rainer Rothfuß

Lindau / Lesedauer: 3 min

Verein überreicht dem Lindauer die Bautzner Auszeichnung
Veröffentlicht:19.02.2018, 14:36

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Der Lindauer Rainer Rothfuß ist mit dem Bautzner Friedenspreis ausgezeichnet worden. Die Preisverleihung in der sächsischen Stadt war allerdings von Streit begleitet. Denn die Kritiker halten Rothfuß für einen Propagandisten des russischen Staatschefs Putin und werfen ihm vor, er verbreite Verschwörungstheorien. Außerdem steht der Verein „Bautzner Frieden“ im Ruf, sehr weit rechts zu stehen.

Anlass für den Preis ist die Tatsache, dass Kaiser Heinrich II. und der polnische Herrscher Boleslaw I. Chroby vor 1000 Jahren in Bautzen nach 15 Jahren Krieg einen Frieden geschlossen haben. Der diente damals nach Meinung der Historiker zwar nur dazu, dass die Polen ungestört weiter im Osten Krieg führen konnten, dennoch feiert Bautzen diesen Anlass. Der 2014 gegründete Verein „Bautzner Frieden“ hat deshalb heuer zum dritten Mal den mit 500 Euro dotierten Bautzner Friedenspreis verliehen.

Sehr friedlich geht es im Umfeld des Vereins und der Preisverleihung allerdings nicht zu. Denn der Verein ist aus der Mahnwachenbewegung in Sachsen heraus entstanden. Bei einer Veranstaltung hat sich ein Redner offen als „Nationalsozialist“ bezeichnet. Die Stadt Bautzen ist deshalb zwiespältig im Umgang mit dem Verein. Oberbürgermeister Alexander Ahrens ( SPD ) distanziert sich, sein Finanzbürgermeister Robert Böhmer (CDU) ist bei der diesjährigen Preisverleihung als Redner aufgetreten.

Ahrens’ Kritik richtet sich dabei nicht nur gegen Teile des Vereins, sondern vor allem gegen einen der beiden diesjährigen Preisträger. Während der Theologe Eugen Drewermann unzweifelhaft als Galionsfigur der Friedensbewegung gilt, ist der Lindauer Rainer Rothfuß in diesen Kreisen sehr umstritten. Bautzens OB wird in örtlichen Medien zitiert, dass er sich wundere, wenn jemand vom Frieden spreche, gleichzeitig aber die Europäische Union verteufele, die eine lange Phase von Frieden und Wohlstand gebracht habe. Denn Rothfuß kritisiert immer wieder die EU massiv wegen ihrer Russland-Politik.

500 Menschen fahren für den Frieden nach Russland

Rothfuß ist jetzt ausgezeichnet worden als Vorsitzender des Vereins „Druschba Global“ mit Sitz in Leipzig. Der Verein hat in den vergangenen beiden Jahren sogenannte Friedensfahrten organisiert, an denen nach Angaben des Vereins 500 Menschen aus 20 Ländern teilgenommen haben, die 45 Städte in Russland besucht und dabei insgesamt mehr als 40 000 Kilometer für das Motto „Frieden durch Völkerfreundschaft“ zurückgelegt haben.

Rothfuß fordert mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine ähnliche Aussöhnung „in Richtung Osten“, wie sie die EU in Westeuropa gebracht habe. Er spricht von einer „dauerhaften Annäherung aller Völker – einschließlich Russlands“. So hat sich der Verein mittels einer Petition auch gegen die Sperre russischer Sportler von den Olympischen Spielen ausgesprochen. Befürworter auch in verschiedenen Medien zollen Rothfuß Respekt: „Seine Druschba-Autokonvois nach Russland setzen das um, was in den besseren Zeiten der SPD einst ,Wandel durch Annäherung’ genannt wurde“, schreibt der Bautzner Bote und nimmt Rothfuß vor dem Vorwurf in Schutz, er sei ein „Verschwörungstheoretiker“. Anders sieht das ein Bericht des NDR, der auf Rothfuß’ Nähe zu verschiedenen Medien verweist, die bekannt sind für Verschwörungsideologien, denn Rothfuß ist häufiger Interviewpartner auf Kanälen wie KenFM, NuoViso, Sputniknews.com oder KlagemauerTV, das von einer Sekte betrieben wird und immer wieder Hetze gegen Homosexuelle und Flüchtlinge verbreitet und Holocaustleugner und Scientologen zu Wort kommen lässt.

Der NDR berichtet zudem über Rothfuß’ Nähe zum russischen Bikerclub „Nachtwölfe“, der die westliche Demokratie ablehnt und sein Hauptquartier auf der von Russland besetzten Krim hat. „Nachtwölfe“ waren auf Seiten der Separatisten an Kämpfen in der Ostukraine beteiligt. Deren Chef Alexander Saldostanow habe Rothfuß laut NDR vor einem Scooter-Konzert auf der Krim einen Auftritt verschafft, bei dem er vor Musikfans eine politische Ansprache halten konnte. Außerdem habe Rothfuß auf seiner Facebookseite geschrieben, dass Saldostanow den „Druschba“-Aktivisten bei Visaproblemen helfen werde.