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Zeughausbühne

Uli Boettcher und Bernd Kohlhepp wissen was sie tun

Lindau / Lesedauer: 3 min

Zeughausbühne: Kekse und Vergnügliches für das Lindauer Publikum
Veröffentlicht:17.09.2018, 16:31

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„Man spürt schon das Prickeln“, begrüßt Stefan Führhaupter die Zuschauer. Das sei immer so, wenn Uli Boettcher auf der Zeughausbühne stehe, was er bereits über zehnmal getan habe. An diesem Abend hat Publikumsmagnet Boettcher seinen Best-Bühnen-Friend Bernd Kohlhepp dabei, der in Lindau ebenfalls immer gut ankommt. Dann geht es – Achtung kurzer Countdown „1,2,3,4,5 – und los!“

Was sofort klar wird: Uli Boettcher hat sich ergeben. Wenn er sich in früheren Programmen noch über Smartphones samt ihrer Träger lustig gemacht hat, nutzen er und Kohlhepp in „Denn sie wissen (noch) nicht was sie tun“ das inzwischen nicht mehr ganz neue Medium schamlos – nein besser: intensiv aus. In ihrem Rücken eine Leinwand, auf der in Echtzeit alles erscheint: sie filmen sich gegenseitig und auch das Publikum. Nie sei der Titel eines Programms treffender gewesen, verrät Boettcher. Denn der gesamte Abend sei reine Improvisation. Aus Zeitgründen, vielleicht auch aus Faulheit, haben sie nämlich nicht einmal geprobt, behauptet er. Was das Publikum freut; denn es weiß: sowohl Boettcher als auch Kohlhepp sind am besten, wenn sie improvisieren. Und was auch noch gesagt werden muss: Die beiden haben Stil, das muss man ihnen lassen. In tadellosen schwarzen Anzügen samt schwarzem Hemd stehen sie auf der Bühne und schauen schön aus.

Schauspielerisches Talent wechselt mit Klamauk und Comedy und weil die beiden vom Lindauer Publikum wirklich hingabevoll geliebt werden – das ist an allen Ecken und Enden zu spüren – reicht manchmal tatsächlich ein schräger Blick und die Zuschauer quietschen vor Vergnügen. Nach ein paar Minuten haben sie sich schon ihre Mitspieler ausgesucht. Im Großen und Ganzen ist es die erste Reihe. Wer sich dorthin setzt weiß, dass er dran ist. Heute ganz besonders. „Wir machen einen Clash“, erklärt Kohlhepp. „Das ist sowas wie ein Battle“, versucht er es erneut. Auf gut Deutsch: einn Wettstreit. Und zwar zwischen den Gladiatoren Ingrid und Harald. Vierfache Mutter mit Marketingtendenzen gegen impfenden Lindauer Kinderarzt. Der Gewinn: Schoko-Doppelkekse.

Schiedsrichterin ist Ruth. Willi, Petra und Claudia bekleiden Nebenrollen. Das Programm ist als Spielshow aufgebaut – wobei Harald und Ingrid eigentlich nur ihre Köpfe, Namen und ein bisschen Geschichte aus ihrem Leben beisteuern müssen – denn die Akteure sind die beiden grandiosen Schauspieler, die sehr wohl wissen was sie tun. Eventuelle Hänger in der Improvisation zeugen umso mehr von der ehrlichen Spontanität mit der sie eine Schote nach der anderen auf die Bühne jagen. Kauderwelschen, Reimen oder bestes Stehgreiftheater, etwa als sie den Prager Fenstersturz auf Publikumswunsch im A-B-C-Spiel in unglaublich amüsanter Weise interpretieren. Auf Zuruf setzen sie spontan Stichworte um, bauen Bibelzitate ein, sieben Katzen, einen Todesfall und ein Liebeslied. In der Pause sollen die Zuschauer von ihren Smartphones Urlaubsfotos schicken, die danach auf der Leinwand für das nächste Spiel herhalten und es ist erstaunlich witzig, was für schräge Fotos die Lindauer da zur Verfügung stellen. Es ist ein einmaliger, auf diese Weise unwiederholbarer Abend, den Uli Boettcher und Bernd Kohlhepp ihrem Publikum im Zeughaus bescheren. „Stefan hat gesagt, dass ich schon im zweistelligen Bereich auf der Zeughausbühne gestanden habe. Heute habe ich zum ersten Mal nicht gefroren“, erklärt Boettcher. Kohlhepp bedankt sich bei den freiwilligen Protagonisten des Abends: „Wenn ich Kind wäre würde ich mich von Harald impfen, oder mich von Julia großziehen lassen“.