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Langstreckenregatta

Segler trotzen „barometrischem Sumpf“

Lindau / Lesedauer: 2 min

68. Langstreckenregatta Rund Um startet bei wenig Wind vor der Lindauer Insel
Veröffentlicht:01.06.2018, 21:33

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312 Crews mit insgesamt 1500 Seglern aus fünf Nationen haben sich bei der 68. Langstreckenregatta Rund Um am Freitagabend auf dem Weg gemacht. Der Start vor Lindau verlief unspektakulär: Während sich die Mehrrumpfboote der ersten Startergruppe ganz gemächlich aus dem Staub machten, klebte das Hauptfeld auch knapp eine Stunde nach dem Beginn noch wie Kaugummi am Startschiff Hohentwiel.

Dass lediglich ein laues Lüftchen das Teilnehmerfeld der Boote hinaus in Richtung der ersten Wendemarke bei Romanshorn trieb, war laut Wetterprognose nur wenig überraschend. „Wir haben eine Flachdruck-Wetterlage mit fast konstant 1020 mbar über ganz Europa“, verkündete Frank Bandle drei Stunden vor dem Start. Als Diplom-Meterologe schlüpfte er zum dritten Mal bei der Traditionsregatta auf dem Bodensee in die Rolle des Wetterfroschs.

Mehr als ein bis zwei Windstärken aus südwestlicher Richtung plus lokal auftretenden Gewittern von 30 bis maximal 60 Minuten Dauer seien am Abend und in der Nacht nicht zu erwarten, dämpfte Bandle die Hoffnungen der Crewmitglieder im vollbesetzten LSC-Festzelt. In Fachkreisen wird eine Wetterlage ohne nennenswerte Druckunterschiede auch als „barometrischer Sumpf“ beschrieben. Diesem wollten die teilnehmenden Segler mit ihren Booten am Abend und in der Nacht so gut es ging trotzen.

Die Katamaran-Besatzungen an der Spitze versuchten aus den windarmen Verhältnissen das Beste zu machen – allen voran der für den Lindauer Segler-Club (LSC) als Rund-Um-Veranstalter ins Rennen gegangene Ralph Schatz. Dessen Crew auf „Orange Utan“ lag zunächst knapp vor der „Itelligence“ der Gebrüder Sach in Führung. Die erste kleine Herausforderung ergab sich am Seezeichen 86 unweit der Rheinmündung: Dort hatte sich eine Untiefe gebildet und musste 100 Meter seewärts umfahren werden. Dank einer Gewitterzelle über dem Schweizer Ufer frischte der Wind dann kurz vor Sonnenuntergang noch mächtig auf.

Ob viel oder wenig vorausgesagte Luftbewegung: Was Windverhältnisse anbelangt, bleibt der Bodensee eine Wundertüte: „Ich studiere seit einer Woche die Windsysteme und finde keine“, meinte etwa Vorjahressieger Fritz Trippolt, einer der Favoriten um das Große Blaue Band, im Pressegespräch vor dem Start.

Dass auch bei einer Traditionsregatta wie der 68. Rund Um nicht alles unbedingt rund läuft, zeigte sich am Freitagnachmittag im Festzelt am LSC-Clubhaus. Nirgends auf den Tischen oder bei den Ausgabestellen waren die – nicht nur in Seglerkreisen – begehrten Kopfbedeckungen aufzufinden. Des Rätsels Lösung verrieten LSC-Helfer: Die heißersehnte Lieferung mit den „Rund-Um-Mützen“ blieb im Zoll am Hamburger Hafen hängen. Was den Vertretern des Hauptsponsors, der Messe Boot Düsseldorf, nicht unbedingt gefallen haben dürfte.