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Spaichingen

Rom inspiriert Jürgen Klugmann

Spaichingen / Lesedauer: 3 min

Der Spaichinger Künstler pendelt zwischen Italien und Tübingen
Veröffentlicht:02.07.2012, 10:00

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Riesige schwarze Wolken tanzen am Himmel. Von Sekunde zu Sekunde verändert sich die Formation. Tausende Stare fliegen im Herbst über den Tiber in Rom und bilden in ihren Schwärmen abstrakte Muster. Am Boden: Jürgen Klugmann, der sich von den filigranen Vogelflügen inspirieren lässt.

Der Spaichinger Künstler lebt seit zwei Jahren in Rom. Seine Frau, die Lehrerin ist, arbeitet für eine Zeit lang dort in einer Schule. Er fühle sich wohl in der italienischen Hauptstadt, doch merke er, dass sie in der Fremde seien. „Ich bin manchmal ganz schön perplex, wie anders das Leben hier funktioniert“, sagt er. Begeistert von der Stadt ist er trotzdem. Die Galerie, in der bis jetzt seine Werke ausgestellt waren, liegt um die Ecke des Kolosseums. Er habe viel über Geschichte gelernt, seit er dort wohnt.

Auch Zuhause in Tübingen stellt er aus. Seine Bilder, die noch eine Woche lang in der Galerie Peripherie im Sudhaus Tübingen zu sehen sind, zeigen seinen Blick auf das neue italienische Zuhause. Alte römische Gebäude, den Markt, Details der Stadt – Jürgen Klugmann komponiert die Zeichnungen davon mit Krakeln ineinander. Vor Ort sei er zum Arbeiten nicht. Er zeichne von Fotos. „Ich brauche zuerst moderne Medien. Erst dann wird es zur Skizze oder Zeichnung.“ Diese Arbeitsweise zieht sich durch alle seine Arbeiten. „Ich mag es einfach immer, wenn ich die neuen Medien sozusagen imitieren kann, von Hand einholen.“ Über die kreisenden Starenschwärme über dem Tiber hat er einen kleinen Film gemacht. Dröselt man die wenige Sekunden lange Sequenz aber auf, steckt mehr dahinter als gefilmte Vögel. Zuerst hat er die Filmaufnahmen auseinandergeschnitten, einzelne Stare herausgesucht und dann nachgezeichnet. Wieder zusammengesetzt entstand daraus eine Videoinstallation, wie eine Art Daumenkino. Am Donnerstag kommt Jürgen Klugmann zu Besuch nach Tübingen. Bei einer Abschlusslesung am Donnerstag, 5. Juli, zu seiner Ausstellung „Am Tiber kreisen“ trägt Michael Kapellen ab 20 Uhr Texte „Von Wolken, vom Wasser und vom Glas“ vor. Dauerhaft wohnt Jürgen Klugmann voraussichtlich erst wieder in einem Jahr in Tübingen. So lange dauert der Auslandsdienst seiner Frau noch. Es zieht ihn aber zurück nach Deutschland. Dabei hat er auch schon in der Nähe von Rom Ähnlichkeiten zu seiner Heimat Spaichingen entdeckt. In Mazzano Romano sähe die Landschaft so aus wie zuhause. Beim näheren Hinschauen jedoch wäre es doch anders, mit Feigenbäumen auf den Wiesen und Stachelschweinstacheln auf dem Boden. Seine Kunst komme in Italien gut an. Die Werke der Ausstellung „Befund 2666“ mit klaren und konzeptionellen Formen würden den Römern gefallen. Basierend auf einem uralten Stück Holz, das bei Grabungen am Tübinger Kornhaus zutage kam, machte er aus verschiedenen Techniken Bilder, zum Beispiel mit Holzdruck, dazu gezeichneten und geschriebenen Elementen. Als vor Kurzem sein Vater, der ehemalige Spaichinger Stadtbaumeister Hans Klugmann, gestorben ist, und er sich wieder mit diesen Werken beschäftigte, erkannte er viel vom Vater in den Arbeiten. „Als Kind habe ich seine ganzen Pläne gesehen, zum Beispiel von unserem Haus. Wie es sich für einen Architekten ziemt auf Papier mit lauter Kürzeln. Damals war ich fasziniert von den feinen Linien. Da habe ich vielleicht doch etwas von ihm mitbekommen“, sagt er. Wenn er in Deutschland ist, kommt er häufig nach Spaichingen, um seine Mutter und seine Freunde zu besuchen. „Ich bin in Spaichingen groß geworden. Spaichingen ist einfach meine Heimat“, sagt er. Seine nächste Ausstellung ist allerdings nicht hier in der Region, sondern in Biberach, zusammen mit Daniel Erfle, aus Emmingen-Liptingen.