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Obstbauern enttäuscht über Frostentschädigung

Lindau / Lesedauer: 3 min

Ein Obstbauer mit einem Frostschaden von 80 bis 90 Prozent bekommt im Durchschnitt 1800 Euro pro Hektar
Veröffentlicht:12.01.2018, 19:19

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Martin Nüberlin zeigt sich enttäuscht: Laut dem Sprecher der Obstbauern wurden die Landwirte viel zu gering für die dramatischen Frostschäden des vergangenen Jahres entschädigt. Denn Bayern habe sich an den geringen Zuweisungen pro Landwirt in Baden-Württemberg orientiert.

Ein Obstbauer mit einem Frostschaden von 80 bis 90 Prozent habe im Durchschnitt 1800 Euro pro Hektar bekommen. Besonders wenig habe ein Kollege mit 75 Prozent Ernteverlust erhalten: nämlich 750 Euro pro Hektar. Als positives Beispiel nennt Nüberlin die Zahlungen an österreichische Kollegen: Sie seien mit 4000 Euro pro Hektar entschädigt worden.

Wie vielfach berichtet, haben die Landwirte im Vorjahr extrem unter dem Wetter gelitten. Denn erst war es viel zu früh sehr warm. Worüber sich Spaziergänger, Radfahrer und Betreiber von Gartencafés gefreut haben, das hat den Obstbauern geschadet. Denn mitten in der Obstblüte Ende April hat ein Wintereinbruch mit Frost nach Ostern die Blüten vernichtet. Da halfen keine Schutzmaßnahmen. In der Folge gab es auch keine Ernte. Manche Landwirte am bayerischen Bodensee hatten im Herbst nur ein Fünftel der Erntemengen wie in normalen Jahren. Während Baden-Württemberg den betroffenen Landwirten schnell Hilfe zugesagt hatte, mussten die bayerischen Bauern sehr viel länger warten, bis die Staatsregierung auch für sie Entschädigungszahlungen beschlossen hatte.

34 Millionen Euro Hilfe

Im Oktober hatte der Freistaat insgesamt 34 Millionen Euro als Hilfen für vom Frost betroffene Landwirte zur Verfügung gestellt. Nachgewiesene Schäden sollten bis zur Hälfte ausgeglichen werden, sofern die Ernteerträge mindestens um ein Drittel schlechter als im Schnitt ausfallen, hatte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner damals gesagt. Kleinbetriebe, deren Existenz gefährdet ist, sollten bis zu 80 Prozent Entschädigung erhalten. In besonderen Härtefällen hatte der Freistaat sogar Hilfen bis zu 150 000 Euro pro Antragsteller versprochen. Zum Vergleich zieht der Freistaat die Ernteerträge der vergangenen fünf Jahre heran.

Laut Nüberlin sind damit am bayerischen Bodensee alle Obstbauern betroffen. Je weiter es nach Westen geht, desto schlimmer seien die Folgen des Frostes. Allerdings fallen die Entschädigungen in der Praxis deutlich niedriger aus als im Herbst erwartet. Entsprechend groß ist die Enttäuschung bei den Betroffenen.

Zur schlechten Stimmung trägt auch das warme Wetter in diesem Winter bei, das den Obstbauern überhaupt nicht gefällt: „Das birgt die Gefahr, dass der Boden warm wird“, sagt Nüberlin. Aber so früh hätten die Obstbäume noch keine Blüten ausgetrieben. Krokusse und Schneeglöckchen wiederum seien ein Zeichen dafür, dass der Boden sich erwärme. Bisher sei die Situation nicht bedrohlich: „Die Erinnerung aus dem letzten Jahr ist aber wach“, sagt Nüberlin. Die Obstbauern würden entsprechend auf das warme Wetter reagieren und beim Beschnitt der Bäume darauf achten, weniger Knospen wegzuschneiden als üblich. Dann gebe es die Chance, dass mehr überleben, die im Herbst Früchte tragen können.