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Neubau fürs Lindauer Schülerwohnheim begeistert Berufsschüler wie Kreisräte gleichermaßen

Lindau / Lesedauer: 4 min

Neubau und die Arbeit im Heim beeindrucken Kreisräte – Hausordnung ist streng
Veröffentlicht:19.11.2018, 11:26

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Enno Reinecke ist zufrieden. Sein Team hat nicht nur gerade den Einzug der ersten Berufsschüler in den Neubau des Lindauer Schülerwohnheims gemanagt. Die Regierung von Schwaben hat dem Wohnheims auch gerade die neue Betriebsgenehmigung erteilt. Sichtbar stolz führen der Leiter des Wohnheims und GKWG-Prokurist Benjamin Bormann die Kreisräte durch das 7,8 Millionen-Euro-Projekt: Bis zu 154 Auszubildende können dort ab sofort während ihres Blockunterrichts in der Berufsschule wohnen.

Vor fünf Jahren hat der Landkreis die Heimleitung dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) übertragen. Ein Team von sieben Sozialpädagogen und Erziehern kümmert sich inzwischen um jene Berufsschüler, die den Blockunterricht der vier in Lindau unterrichteten Landessprengel besuchen. Das können bis zu 450 junge Leute sein, schilderte Reinecke den Kreisräten.

Während er mit dem Bildungsausschuss den jetzt bezogenen Neubau besichtigte, macht der Heimleiter eine Schwierigkeit deutlich: Das Lindauer Schülerwohnheim ist zwar eines der größten im Freistaat und gilt nach Reineckes Worten in vielerlei Hinsicht „als Vorbild für Bayern“. Doch selbst, wenn in gut einem Jahr auch das bisherige Gebäude generalsaniert ist und dort weitere knapp 120 Betten stehen, kann das Haus nicht alle Landessprengelschüler aufnehmen.

Landrat Elmar Stegmann und die Kreisverwaltung sehen darin kein Problem. So habe der Kreis in der Stadt Lindau neben etlichen Ferienapartments auch Wohnungen in der Reutiner Straße angemietet, in denen volljährige Berufsschüler während ihres Blockunterrichts leben können. Auch das frühere Hausmeisterhaus auf dem Schulgelände biete Platz für junge Leute. Und dazu hat der stellvertretende Kämmerer Lothar Müller noch eine Idee: Der Kreis könnte das Platzangebot auf dieser Fläche mit einem Neubau „optimieren“ und so weitere Übernachtungskapazitäten schaffen.

Die 76 Zweibettzimmer im Neubau sind nicht besonders groß. Aber jene Berufsschüler, die zuvor im alten Wohnheim gelebt haben, sind sehr zufrieden mit ihren neuen Quartieren: Man habe jetzt ja sogar ein eigenes Bad, grinsen zwei junge Männer. Und nein, zu eng sei das Zimmer nicht: „Man kennt sich ja.”

Bei Alkohol und Drogen verstehen Betreuer keinen Spaß

Will der eine Zimmerbewohner lernen und der andere relaxen, dann gibt es dafür im Erdgeschoss genügend Platz: Davon überzeugten sich die Kreisräte beim Blick in Billard- und Fitnessräume und testeten auch gleich die Tischkicker. Und wenn junge Leute, deren Elternhaus einige Hundert Kilometer weg vom Bodensee steht, die ganze Zeit während ihrer zwei oder auch drei Wochen Blockunterricht in Lindau bleiben wollen, dann müssen sie nicht mit mehreren großen Taschen anrücken: Der Neubau verfügt über einen Raum mit Waschmaschinen und Trocknern.

Großen Wert legt CJD-Heimleiter Reinecke auf die Hausordnung im Schülerwohnheim. Da sind 50 Cent „Öko-Steuer”, wenn während des Unterrichts das Licht im Zimmer weiter brennt, noch das kleinere Übel. Bei Vorfällen mit Alkohol und Drogen versteht das Pädagogen-Team hingegen keinen Spaß: Im vergangenen Schuljahr habe man in 90 Fällen die Betriebe über Fehlverhalten ihrer Azubis informiert, sagte Reinecke im Bildungsausschuss.

Was die Pädagogen mehr und mehr vor Herausforderungen stelle, ist nach seinen Worten die immer größere Altersspanne der Berufsschüler: Die jüngsten sind erst vierzehn, der älteste Blockschüler über 50 Jahre Jahre alt, wie Reinecke schilderte. Und weil das CJD die Aufsichtspflicht für die Minderjährigen habe, müssten die über 18-Jährigen zumeist extern leben. Damit gingen aber Synergieeffekte verloren, sagte Reinecke: Denn früher hätten ältere Berufsschüler auch mal ein Auge auf die jüngeren gehabt.

Kreisrat Dieter Wurm interessierte sich für die baubedingt derzeit in die Turnhalle der Fachoberschule ausgelagerte Mensa des Schülerwohnheims: Dort laufe der Betrieb reibungslos, versicherte der Heimleiter. Bis zu 130 junge Leute könnten dort zeitgleich essen, „und die Rückmeldungen der Schüler zum Essen sind erstaunlich positiv”, schilderte Enno Reinecke.