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Nach dem Umbau gibt es Bücher statt Damenmode

Lindau / Lesedauer: 3 min

Osiander zieht in die Räume von Damenmoden Spiegel - Größte Buchhandlung Baden-Württembergs
Veröffentlicht:30.11.2017, 14:03

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In wenigen Tagen ist Damenmoden Spiegel Geschichte. Dann schließt das Bekleidungsgeschäft, das seit 1967 zu einer festen Größe im Lindauer Einzelhandel gehört hat. Das Haus in der Fußgängerzone wird in den nächsten Monaten umgebaut, der neue Mieter des Ladens steht bereits fest: Osiander, die zweitälteste Buchhandlung Deutschlands, eröffnet hier auf rund 200 Quadratmetern Verkaufsfläche eine Filiale.

„Der Mietvertrag ist unterschrieben“, bestätigt Inhaber Mark Spiegel. Osiander wird vermutlich im Mai nächsten Jahres in Lindau eröffnen. Den Kontakt zu dem Bücherriesen hatte eine Maklerfirma hergestellt. „Wir haben lokal gar nicht nach einem Mieter gesucht“, sagte Spiegel.

Anlass für die Neuordnung war die notwendige Renovierung des Daches, die letztlich in einen großen Umbau – den Ausbau des Dachgeschosses sowie den Einbau eines Aufzuges – mündete, berichtete Mark Spiegel. Da dieser Umbau auch den Laden im Erdgeschoss miteinschloss, stellte sich die Frage, wie es mit dem Geschäft in Zukunft weitergehen sollte.

„Wir haben rein kalkulatorisch gerechnet“, sagte Spiegel, der seine Überlegungen so auf den Punkt bringt: „Wenn wir einen guten Mieter finden, geben wir es her, ansonsten betreiben wir es selber weiter.“ Wichtig sei ihm gewesen, dass „kein Billiggeschäft“ und kein Konzern, sondern ein familiengeführtes Unternehmen in seine Räume einzieht. Außerdem wollte er „die Sicherheit eines großen Partners haben“, sagte Spiegel. Die Branche habe da eine Nebenrolle gespielt. Nachdem er nun die Anfrage von Osiander erhalten hatte, war die Entscheidung relativ schnell klar. „Das war für uns der einfachere Weg.“

Durch den Umbau wird der Laden seine Form verändern. Der hintere Teil des Bekleidungsgeschäftes wird der spätere Eingangsbereich des renovierten Hauses, frühere Ladenflächen werden auch für den Hausmeisterraum und Vorratsraum benötigt. Dafür kommt die Passage weg, und der Laden kann zukünftig bis nach vorne rücken. „Es bleibt in etwa bei einer Fläche von rund 240 Quadratmetern“, so Spiegel.

„Eine deutlich größere Buchhandlung tut der Stadt sicher gut“

„Da werden wir ein Schmuckkästchen machen“, sagte Osiander-Geschäftsführer Christian Riethmüller , dessen Familie das Unternehmen schon in der vierten Generation betreibt. Die Kunden erwarte auf 200 Quadratmeter Verkaufsfläche in modernem Ambiente ein breitgefächertes Angebot. Lindau sei schon immer ein Traum von ihm gewesen. „Das passt zu uns“, sagte Riethmüller, der im Februar in Wangen auch eine Osiander-Buchhandlung eröffnen wird.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Osiander gibt es in Lindau bereits zwei Buchhandlungen. Dass die, aber vermutlich auch die anderen Buchhandlungen in Lindau, nicht erfreut sind über die neuen Mieter, ist Spiegel klar. „Aber einem hätte es immer wehgetan“, sagte er. Wenn beispielsweise Fielmann gekommen wäre, dann wären eben die Optiker betroffen gewesen. „Eine deutlich größere Buchhandlung tut der Stadt sicher gut“, meinte Christian Riethmüller. Seiner Meinung nach sei der Buchmarkt mit den kleinen Buchhandlungen in Lindau nicht ausgeschöpft. „Ansonsten wandern die Kunden ins Internet ab.“

Noch läuft der Räumungsverkauf, aber Damenmoden Spiegel wird in den nächsten Tagen schließen, da dort die ersten Arbeiten anstehen. Die Handwerker haben viel zu tun: Das Dach werde bis auf den Dachstuhl, der nach Ansicht des Denkmalamtes „erhaltenswert“ sei, komplett erneuert, zudem würde das Haus energetisch saniert und mit einem Aufzug ausgestattet. Im vierten und fünften Obergeschoss soll Wohnraum entstehen, den Spiegel zunächst als Ferienwohnungen nutzen will. Die Dacharbeiten werden vermutlich noch bis Sommer nächsten Jahres andauern, der Laden soll dagegen schon im Mai mit der neuen Buchhandlung eröffnet werden.

Von dem Aus des Damenmodengeschäftes sind vier Aushilfskräfte betroffen. „Unsere Vollzeitkraft geht Ende des Monats in Rente“, sagte Spiegel, der zuversichtlich ist, dass die anderen Verkäuferinnen bald wieder eine Beschäftigung finden. Das Stammhaus, Herrenmoden Spiegel, bleibt Lindau dagegen weiterhin erhalten.