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Lindaus Eishalle birgt viele Probleme

Lindau / Lesedauer: 5 min

Bernd Wucher und Sebastian Schwarzbart sprechen im LZ-Interview über die Herausforderungen in der Oberliga und die Probleme mit einer maroden Halle
Veröffentlicht:04.10.2016, 17:15

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Seit dieser Saison gehören sie zu den Außenseitern: Die Lindauer Islanders spielen erstmals in der Eishockey Oberliga Süd. Damit steigen die Anforderungen – nicht nur für die Sportler, sondern auch für Vereinsmitglieder und Organisatoren. LZ-Redakteurin Julia Baumann hat mit Vereinsvorsitzendem Bernd Wucher und Geschäftsführer Sebastian Schwarzbart über neue Herausforderungen und die marode Eishalle gesprochen.

Herr Wucher, Herr Schwarzbart – Sie hätten schon vor einem Jahr in der Oberliga spielen können, haben sich aber damals gegen einen Aufstieg entschieden. Warum haben Sie nun Ihre Meinung geändert?

Bernd Wucher: Wir hatten damals schon gesagt: Wenn die Chance noch mal kommt, machen wir es. Wir waren Vorrundenmeister und die Motivation war groß. Außerdem hatten wir uns in einem Gespräch mit dem Deutschen Eishockey-Bund auf einfachere Bedingungen geeinigt.

Sebastian Schwarzbart: Der Schritt wurde von Seiten des DEB kleiner gemacht. Wir als Aufsteiger sind nur Gast beim Deutschen-Eishockey-Bund (DEB), das heißt beispielsweise, die Verbandsabgaben fallen für uns weg. Jetzt ist der Austausch zwischen der Bayernliga und der Oberliga möglich, diverse Zugeständnisse, die dem Höchstadter EC, dem EHC Waldkraiburg und den EV Lindau Islanders gemacht worden sind, gelten auch für alle Aufsteiger in den kommenden fünf Jahren.

Und dadurch ist die Oberliga für Sie finanziell machbar?

Schwarzbart. Ja genau. Aber wir arbeiten in dieser Saison mit einer doppelten Buchführung, um zu sehen, ob wir die Liga auch unter normalen Bedingungen finanziell stemmen könnten. Denn Pleiten kommen im deutschen Eishockey leider immer wieder vor, unabhängig der Ligenzugehörigkeit.

Nun ist die Lindauer Eishalle keine Profi-Halle. Lassen sich Oberliga-Spiele darin überhaupt professionell durchführen?

Wucher: Egal in welcher Liga wir spielen – in unserer Halle gibt es Dinge, die dringend gemacht werden müssen. Die Bande zum Beispiel entspricht nicht der Norm und birgt ein viel zu hohes Verletzungsrisiko. Wir haben Netze, normalerweise muss zumindest im Bereich hinter dem Tor festes Material, wie zum Beispiel Plexiglas sein. Aber auch die Gummimatten um die Eisbahn sind alt und lappen übereinander. Vor einigen Jahren hat sich sogar mal eine Frau daran verletzt. Auch die sanitären Anlagen sind sicher nicht mehr zeitgemäß, weder für Besucher noch für Sportler.

Schwarzbart: Ja, über kurz oder lang muss sich dort etwas ändern. Die Umkleidekabinen sind alt und feucht. Hier müssen wir viel improvisieren. Wir müssen zum Beispiel mit den gegnerischen Mannschaften zusammen duschen und uns die sanitären Anlagen teilen, das kenne ich so nur in Lindau .

Sie hatten in diesem Jahr ja auch Probleme beim Eis machen...

Wucher: Ja, das Eis war in diesem Jahr ein Problem. Wir wollten ab dem 18. September Eis haben, hatten aber erst am 25. September welches. Wir mussten zum Training nach Füssen fahren, was natürlich sehr aufwendig war.

Schwarzbart: In diesem Jahr war es zum ersten Mal so, dass wir den Termin nicht einhalten konnten. Der Kompressor für das Eis läuft über die Becken des Eichwaldbads. Und wenn das Wasser darin zu warm ist, funktioniert es nicht. Aber unsere Helfer haben schließlich die kühleren Nächte genutzt, eine Nacht haben sie sogar durchgearbeitet. Jetzt ist das Eis da und die Außentemperatur spielt keine so große Rolle mehr.

Wünschen Sie sich eine neue Eishalle?

Schwarzbart: Also ich hab noch niemanden nein sagen hören.

Wucher: Die Stadträte wissen, welche Substanz wir hier haben. Aber prinzipiell ist das Thema bei den Bäderbetrieben aufgehängt. Alles andere muss sich entwickeln.

Wie empfinden Sie den Rückhalt der Lindauer Bevölkerung?

Wucher. Perfekt. Wenn Du zehn Prozent der Bevölkerung als Fan auf Deiner Facebookseite hast, ist das perfekt. Wir haben für diese Saison 300 Dauerkarten verkauft. Damit ist ein Viertel des Stadions ausverkauft. Die Region hier identifiziert sich ungemein mit dem Eishockey.

Macht sich dieser Rückhalt auch bei den Sponsoren bemerkbar?

Wucher: Wir haben knapp 130 Sponsoren, von klein bis riesengroß. Seit wir in der Oberliga sind, sind noch 15 dazugekommen – ohne, dass wir gesagt hätten, dass wir dringend mehr brauchen. Wir haben einen wahnsinnigen Zulauf an Firmen hier vor Ort. Durch diese 130 Pfähle steht unser Haus stabil. Und wenn einer dieser Pfähle morsch wird und wegbricht, stehen wir immer noch. Uns war immer wichtig, dass wir wirtschaftlich arbeiten. Durch die vielen Sponsoren können wir die Eintrittspreise auf einem niedrigen Level halten. Aber der Sport ist nicht planbar. Habe ich fünf Verletzte, dann verliere ich. Dann beginnt ein schlechter Kreislauf. Denn wenn ich verliere, brechen leider auch Zuschauer weg.

Was wünschen Sie sich denn für die Zukunft?

Wucher: Unsere Fans sollen Geduld mit uns haben. Wir werden verlieren, auch wenn wir es nicht mehr gewohnt sind. Ich wünsche mir, dass unsere Fans trotzdem hinter uns stehen.

Schwarzbart (lacht): Vielleicht werden wir ja gar nicht so oft verlieren.