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Marionettenoper

Lasst die Frösche, Priester und Könige nicht hängen!

Lindau / Lesedauer: 3 min

Lindauer Marionettenoper sucht dringend Puppenspieler
Veröffentlicht:05.09.2018, 17:44

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Ob Papageno, Riese Tunichtgut oder Carmen: Seit 18 Jahren lässt Bernhard Leismüller in Lindau die Puppen tanzen. Nun sucht die Marionettenoper dringend neue Mitspieler.

Bestimmt 50 Puppenspieler hat Leismüller schon ausgebildet. Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Männer und Frauen, Junge und Ältere, Künstler und Mechaniker ließen die Puppen tanzen. Was sie alle eint, ist die Faszination am Puppenspiel. Trotzdem legt immer mal wieder jemand die Fäden aus der Hand, aus den unterschiedlichsten Gründen. Daher ist der Chef der Marionettenoper immer auf der Suche nach Mitstreitern.

Momentan hat die Marionettenoper zehn Spieler, gerade genug, um alle Vorstellungen zu bewältigen. Allerdings sei es „kritisch“, wenn mal jemand ausfällt. Und nachdem nun eine Spielerin schwangerschaftsbedingt aussteigt, ist die Lage „akuter“. Zumal man auch nicht von heute auf morgen zu einem guten Puppenspieler werde.

Nach drei bis vier Monaten Einzelunterricht geht’s los

Wer neu zur Marionettenoper kommt, bekomme am Anfang zunächst Einzelunterricht, um die Spieltechnik zu erlernen. Die Neuen müssen auch die nötigen Handgriffe während einer Vorstellung kennenlernen. Nach drei, vier Monaten könnten sie dann schon bei den Aufführungen mitspielen. „Man ist dann halt noch kein Papageno“, sagt Leismüller. Die erste größere Rolle gebe es erst nach zwei bis drei Jahren. Bis zu einem gewissen Grad könne jeder das Marionettenspiel lernen, versichert er. Ein Solist werde allerdings nicht jeder. Da müsse man schon das entsprechende Talent mitbringen.

Die Marionettenoper sucht Leute, die in Lindau verwurzelt sind. Wer jetzt schon weiß, dass er in zwei Jahren wegzieht, ist nicht der Richtige für Leismüller. Außerdem sollten die Menschen körperlich fit sein, da Puppenspieler lange Zeit gebeugt stehen müssen. Eine gewisse Musikalität und Liebe zur klassischen Musik seien zudem von Vorteil. Und natürlich brauche ein Puppenspieler viel Zeit und Engagement. Schließlich gibt die Lindauer Marionettenoper 120 Vorstellungen im Jahr, dafür muss genügend geprobt werden.

„Bisher haben wir immer tolle Leute gefunden“, sagt Leismüller, der großen Wert auf Teamfähigkeit legt. Da man hinter der Bühne auch körperlich sehr nah zusammenarbeite, „müssen wir uns riechen können“, sagt er. Doch neben der Arbeit in einem engagierten Team und einem interessanten Hobby erwarte die Puppenspieler noch mehr: Wer sich bei der Marionettenoper einbringt, bekommt auch als Anfänger eine Gage. Bei entsprechender Eignung sei sogar ein „Anstellungsmodell“ möglich, sagt Leismüller.

Dem Reiz des Puppenspiels erlegen

Wichtig sei für Neulinge, erst mal in die Welt der Puppenspieler reinzuschnuppern. Um sich mit dem Spielkreuz und der Technik vertraut zu machen und zu testen, ob man mit dem Stress während der Aufführung klarkommt. Und um zu spüren, ob man dem Reiz des Puppenstils erlegen ist. Bernhard Leismüller ist es, auch noch nach 18 Jahren. Auf der Bühne zu stehen, ohne selbst sichtbar zu sein und in jede Rolle schlüpfen zu können, unabhängig von Geschlecht, Alter und Aussehen – das ist es, was ihn immer noch so fasziniert. Beim Figurentheater sei man, anders als in der Schauspielerei, auf keinen Typ festgelegt. Leismüller: „Ich gehe als würdevoller Priester von der Bühne und komme als hüpfender Frosch wieder.“