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Sonnenenergie

Kreis will Klimaschutz in den Herzen verankern

Lindau / Lesedauer: 3 min

Klimaschutzmanagerstelle verlängert – Sonnenenergie nutzen und Pendlermobilität verbessern stehen ganz oben
Veröffentlicht:22.10.2018, 12:12

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Mehr Sonnenenergie nutzen, öfter das Auto stehen lassen, Strom sparen und den Nachwuchs verstärkt sensibilisieren: So will der Landkreis Lindau in den nächsten Monaten zum Klimaschutz beitragen. Klimaschutzmanager Steffen Riedel erinnerte in der jüngsten Sitzung des Energie- und Umweltausschusses daran, dass Bewohner und Firmen im Kreisgebiet ihren Strombedarf rein rechnerisch komplett mit Sonnenenergie decken könnten – wenn denn jedes Dach mit Fotovoltaik bestückt wäre. Dabei sieht Riedel den Klimaschutz in den Köpfen durchaus angekommen, „aber noch nicht in den Herzen“.

Sein Vertrag als Klimaschutzmanager des Landkreises Lindau ist verlängert. So kann sich Steffen Riedel weitere zwei Jahre lang mit Nachdruck darum kümmern, dass die vielen Ideen des vor vier Jahren vom Kreistag beschlossenen Klimaschutzkonzepts auch umgesetzt werden. Wie etwa in diesem Jahr das Solarpotenzialkataster, das jeder Bürger seit dem Sommer auf der Internetseite des Landkreises aufrufen kann: Dieses Programm berechnet, auf welchen Dächern im Kreisgebiet wie viel Sonnenenergie erzeugt werden kann.

Riedel schilderte den Kreisräten, dass gut 60 Prozent der knapp 47 000 Gebäudedächer zwischen Maierhöfen, Scheidegg und Nonnenhorn fürs Erzeugen von Sonnenenergie geeignet sind. Damit ließen nach Riedels Aussage im Energieausschuss rund 590 000 Megawattstunden erzeugen, während derzeit etwa 400 000 MWh verbraucht werden: „Der Landkreis könnte sich mithilfe der Sonne komplett versorgen“, ist der Klimaschutzmanager überzeugt. Doch bisher würden nur etwa zehn Prozent davon wirklich erzeugt, bedauerte Riedel. Der Kreis selbst will als nächstes eine Fotovoltaikanlage auf seinem Amtsgebäude an der Bregenzer Straße installieren lassen.

Noch längst nicht am Ziel ist das seit drei Jahren laufende Projekt Pendlermobilität: Es will ein Umdenken erreichen, damit möglichst viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit (oder auch zur Schule) ihr privates Auto stehen lassen und stattdessen öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad benutzen. Riedel muss erkennen, dass auf dem Weg zur umweltfreundlichen Pendlermobilität eine ganze Reihe Hürden steht. So sei ein sogenanntes Job-Rad im öffentlichen Dienst nicht möglich, weil Gewerkschaft und Arbeitgeberverband nicht mitmachen. Und einen Mobilitäts-Check in den Schulen des Landkreises habe das Kultusministerium abgelehnt: „Eine solche Aktion habe keinen pädagogischen Nutzen“, hat sich Riedel anhören müssen.

Dennoch soll die Parksituation für Radler am Bodensee- und Lindenberger Gymnasium wie auch am Amtsgebäude am Stiftsplatz im kommenden Jahr verbessert werden. Dafür möchte Riedel fürs kommende Jahr ein Budget von 75 000 Euro erhalten. Weitere gut 30 000 Euro hat er veranschlagt für Klimaschutzprojekte wie den Kurzcheck für private Haushalte, die kommunale Energieallianz der Gemeinden (bei der pro Jahr bis zu zehn kommunale Gebäude auf ihre Energieeffizienz untersucht werden), für den Klimaschutz-Schulwettbewerb (mit dem der Kreis den Nachwuchs für das Thema Klimawandel sensibilisieren möchte) und den Stromsparcheck für Haushalte mit wenig Einkommen.

Stromsparcheck steht vor dem Aus

Das Interesse an letzterem hat jedoch in diesem Jahr spürbar nachgelassen. 212 der rund 1500 Bedarfsgemeinschaften im Landkreis, die dieses Angebot zum Verringern ihrer Energiekosten kostenlos nutzen dürfen, haben sich bis Ende vergangenen Jahres im Rahmen des Stromsparchecks beraten lassen. In diesem Jahr jedoch ist bisher nur eine Handvoll hinzugekommen, bedauerte Riedel. Offiziell läuft das Angebot, das im Unternehmen Chance angeboten wird, Ende März nächsten Jahres aus. In den Augen der Kreisräte bedeutet diese nur noch geringe Nachfrage: Im kommenden Kreisetat wird kein Geld mehr für dieses Projekt des Klimaschutzkonzepts eingestellt. Damit wird der Ansatz für die Projektumsetzung im Klimaschutz auf 25 000 Euro gekürzt.