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Kindergartenplatz

Kita-Plätze werden rar im Kreis Lindau

Lindau / Lesedauer: 4 min

Kommunen müssen auf steigende Geburtenzahlen und Zuzüge mit mehr Krippen und Kindergärten reagieren
Veröffentlicht:22.04.2018, 20:34

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Nimmt man das reine Zahlenmaterial, dann liest sich diese Statistik gut: Für 3132 Krippen- und Kindergartenplätze gibt es derzeit im Kreis Lindau eine Betriebserlaubnis. 2724 Kinder zwischen ein und sechs Jahren werden dort betreut. Also jede Menge Luft in der Kita-Landschaft? Jugendamtsleiter Jürgen Kopfsguter und sein Mitarbeiter Andreas Knöpfle schütteln die Köpfe: Etliche Kitas sind ausgebucht, oft gibt es Wartelisten. Und im Landkreis leben gut 4200 Buben und Mädchen in dem Alter. Angesichts steigender Kinderzahlen ist fürs Jugendamt klar: Einige Kommunen müssen sich dringend um mehr Kinderbetreuung kümmern.

Nach dem bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, kurz Baykibig, müssen die Landkreise darauf achten, dass es in ihrem Bereich ein „bedarfsgerechtes Angebot an Plätzen der Kindertagesbetreuung“ gibt. Vor diesem Hintergrund trägt die Kreisverwaltung regelmäßig zusammen, wie viele Krippen- und Kindergartenplätze es in welchen Landkreiskommunen gibt und wie viele Buben und Mädchen zwischen ein und sechs Jahren dort leben. Denn seit August 2013 gibt es bekanntlich einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung für diese Altersgruppe.

Andreas Knöpfle , im Jugendamt zuständig für die Organisation der Kindertagesbetreuung im Landkreis, sieht eine klare Tendenz: „Die Geburtenzahlen steigen merklich an.“ So haben im Januar dieses Jahres 1772 Ein- und Zweijährige im Kreis Lindau gelebt und damit 328 Kleinkinder mehr als noch zwei Jahre zuvor. Für sie gibt es auf dem Papier 596 Krippenplätze – was eine Angebotsquote von einem Drittel ausmacht.

Dass dieses gerade so ausreicht, liege daran, dass es im ländlichen Bereich oft noch Großeltern in erreichbarer Nähe gebe, die sich um die Enkel kümmern können, während deren Eltern arbeiten. Ganz anders sieht es nach den Zahlen des Jugendamtes in der Stadt Lindau aus: Hier wird inzwischen fast jedes zweite Kleinkind stundenweise oder ganztags in einer Krippe betreut. Zwar gibt es in Lindau offiziell 223 Krippenplätze, also fast für jedes zweite Kleinkind. Doch die sind komplett belegt.

Kritisch sieht das Jugendamt, dass die Plätze in den Kitas erst im Mai vergeben werden: „Wir hätten das gerne früher“, stellte Knöpfle im Jugendhilfeausschuss fest. Doch das sei wegen des Zeitpunkts der Schuleinschreibung leider nicht möglich.

Besonders Stadt Lindau muss mehr Betreuung bieten

In der Stadt Lindau ist der Bedarf an Kindergartenplätzen nicht gedeckt: Für 865 drei- bis sechsjährige kleine Lindauer (Stand Januar 2018) gibt es derzeit nur 755 Kindergartenplätze. Zwar verweist die Stadtverwaltung darauf, dass einige unter Sechsjährige bereits in die erste Klasse gehen. Doch deren Zahl ist nach Ansicht von Schulrat Elmar Vögel gering: Die Regel sei eher, dass Eltern ihre Kinder vom Schulbesuch zurückstellen und noch ein Jahr länger im Kindergarten lassen, also fast bis zum siebten Geburtstag.

Verwundert reagierte mancher Kreisrat im Jugendhilfeausschuss auf eine Zahl: Nur 655 Buben und Mädchen werden derzeit in Lindauer Kindergärten betreut. Danach müsste es in Lindau rund 100 freie Kindergartenplätze geben.

Doch die Kindertagesstätten in Lindau sind fast alle voll, überall gibt es Wartelisten“

hat Jugendamtsmitarbeiter Andreas Knöpfle erfahren. Die Plätze stehen nach Knöpfles Informationen zum einen nicht zur Verfügung, weil Fachpersonal, also Erzieherinnen und Kinderpfleger fehlen. Sie existieren aber auch deshalb nur auf dem Papier, weil Kinder mit besonderem Förderbedarf auf zwei oder teilweise sogar drei Plätze angerechnet werden. So lasse sich erklären, dass nur drei von vier der Drei- bis Sechsjährigen in Lindau wirklich einen Kindergartenplatz haben. Mit ihrer Betreuungsquote von 75 Prozent liegt die Stadt Lindau deutlich hinter der kreisweiten Quote von gut 88 Prozent.

Gemeinden haben teilweise schon gut vorgesorgt

Gut vorgesorgt auch für künftigen Nachwuchs haben übrigens Wasserburg und Sigmarszell. Die Kitas in den drei Ortsteilen der Gemeinde Sigmarszell bringen es zusammen auf 110 Plätze für 80 Kinder der Altersgruppe drei bis sechs Jahre. Das ergibt die kreisweit höchste Angebotsquote von 137 Prozent. Dicht dahinter liegt Wasserburg: Die Seegemeinde verfügt über 128 Kindergartenplätze, dabei leben derzeit nur 94 Drei- bis Sechsjährige in Wasserburg. In Weißensberg stehen 78 Plätze für 66 Kindergartenkinder zur Verfügung, in Hergensweiler 55 Plätze für 48 Kinder. In Bodolz, Hergensweiler und Nonnenhorn gibt es jeweils in etwa genauso viele Kindergartenplätze wie Kinder in diesem Alter.

Mehr Nachwuchs und neue Herausforderungen

Für Kopfsguter, Knöpfle und Kollegen ist klar: „Der Bedarf an Kita-Plätzen wird weiter steigen.“ Und das nicht nur wegen der höheren Geburtenzahlen. Auch neue Baugebiete für Familien tragen dazu bei und neue Herausforderungen in der Kinderbetreuung. So möchte das Jugendamt dringend den Nachwuchs sogenannter bildungsferner Familien deutlich früher in Kindertagesstätten sehen.

„Da Prognosen zu erstellen, wird schwierig“, das weiß Knöpfle. Dennoch müsse man zusammen mit betroffenen Kommunen, in denen Ausbaubedarf besteht, konkrete Lösungen erarbeiten – so hat es letztlich auch der Jugendhilfeausschuss einstimmig beschlossen.

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