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Kirche geht neue Wege: Taufen im See

Lindau / Lesedauer: 3 min

Synodalen befassen sich mit mehreren Projekten im Allgäu und am Bodensee
Veröffentlicht:27.03.2019, 15:41

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Wie kann die Taufe wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die evangelisch-lutherische Landeskirche schon seit mehreren Jahren. Auch die Landessynode, die noch bis Donnerstag in Lindau tagt, befasste sich mit diesem Thema. Als die Synodalen für ein paar Stunden ausschwärmten, um verschiedene Projekte in Lindau kennenzulernen, begab sich eine Gruppe ins Gemeindehaus St. Johannes nach Wasserburg. Dort ging es um die Taufe.

Das Dekanat Kempten gilt nämlich als eine Art Erprobungsregion für neue Wege und kreative Zusatzangebote, die die klassischen Taufgottesdienste nicht ersetzen, sondern ergänzen sollen. Gremien und Arbeitsgruppen haben unter anderem erkannt: „Die Taufe steht im Wettstreit mit anderen Angeboten rund ums Kind“, berichtete Pfarrerin Jutta Martin aus Kempten. Zugleich treffe die Kirche gerade bei der Taufe auf eine emotionale Aufgeschlossenheit für religiöse Themen. Daraus folgte die Erkenntnis, dass die Taufe besser und interessanter dargestellt werden müsse – übers Internet, in gedruckten Info-Schriften oder auch über Ausstellungen rund um den Taufstein.

Eine Besonderheit war im vergangenen Jahr das Tauffest von fünf Oberallgäuer Gemeinden im und am Alpsee bei Immenstadt. 23 Menschen im Alter von einem bis 46 Jahren ließen sich dabei taufen – aber nicht in einer Massenveranstaltung, sondern in familienbezogenen Kleingruppen und bereits im Vorfeld individuell begleitet. Pfarrerin Marlies Gampert aus Immenstadt und Pfarrer Gerhard Scharrer aus Sonthofen berichteten, dass so ein großes Gemeinschaftserlebnis entstand, das zugleich sehr persönlich war. Die beiden betonten, dass keinesfalls ein Tauftourismus entstehen solle. Vielmehr sollen die Taufen bodenständig und in die Gemeinden eingebettet bleiben. Es gehe auch nicht um ein Event, sondern um einen Prozess, bei dem die Familien dauerhaft begleitet werden. Deshalb soll ein Tauffest am Alpsee allenfalls im Zwei-Jahres-Rhythmus und im Wechsel mit Tauferinnerungsgottesdiensten stattfinden. Geplant seien zudem, dass Ehrenamtliche die Kinder bis zum Eintritt ins Schulalter jeweils an ihrem Tauftag besuchen.

Über weitere Projekte im Allgäu berichtete Pfarrerin Jutta Martin. So können Eltern am Klinikum Kempten ihre neugeborenen Babys segnen lassen. Dabei handle es sich nicht um eine Taufe, sondern um eine Art Willkommensgruß. Zudem gebe es im Dekanat Kempten Überlegungen, wie sich die Taufe im Religions- und Konfirmandenunterricht sowie in Kindertagesstätten thematisieren lasse.

Tauffeste in Lindau und Wasserburg

Dass sich die Synodalen mit diesem Thema ausgerechnet in Wasserburg befassten, passt zu den Plänen der dortigen Pfarrerinnen Petra Harring und Ulrike Lay: Am 30. Juni wird die Gemeinde St. Johannes mehrere Kinder an einer gut zugänglichen Stelle im Bodensee in Nonnenhorn taufen und mit den Familien ein gemeinsames Tauffest feiern. „Mein Traum ist es, dass wir Kirchengeschichte schreiben und sich ein ökumenisches Tauffest daraus entwickelt“, sagte Petra Harring am Rande des Treffens. Für den 21. Juli plant auch die Lindauer Kirchengemeinde St.-Stephan-Christuskirche ein Tauffest am Bodensee.

Unter dem Titel „Begegnungen“ haben sich die Synodalen in Gruppen noch sechs weitere Projekte in Lindau angeschaut: Dazu gehörten die Jugendkirche luv in Aeschach als ein von der Landeskirche besonders gefördertes Projekt, die Friedensräume in Schachen passend zum Synodenthema „Frieden“ und der Reformationspfad aus dem vergangenen Jahr. Weitere Gruppen informierten sich auf der Lindauer Insel über das Thema „Kirchlicher Dienst an Gästen“ und über das vom Maria-Mar-tha-Stift geplante Demenzdorf-Projekt „Hergensweiler Heimelig“. Im Gemeindehaus Lugeck in Reutin befasste sich eine weitere Gruppe mit dem sogenannten „Lindau-Prozess“, bei dem es um die Vernetzung der hiesigen Kirchengemeinden geht.