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Islanders-Präsident Marc Hindelang: „Die Oberliga ist das Maximum“

Lindau / Lesedauer: 7 min

Marc Hindelang, Präsident der EV Lindau Islanders, lebt Eishockey in seiner Heimatstadt
Veröffentlicht:26.11.2019, 18:13

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Wer sich Marc Hindelangs zahlreiche Engagements anschaut, fragt sich, ob er nicht immer an zwei Orten gleichzeitig sein muss, um alle Herausforderungen zu bewältigen. Warum ihm ausgerechnet das Amt als Präsident der EV Lindau Islanders so wichtig ist, erzählt der 52-jährige Hindelang im Interview mit Martin Deck .

Herr Hindelang, Sie arbeiten als Pressesprecher bei Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt, sind Vize-Präsident des DEB und schreiben nach wie vor über Eishockey. Warum tun Sie sich da zusätzlich auch noch das Ehrenamt als Präsident des EV Lindau an?

In Lindau hat für mich alles begonnen. Hier habe ich zum ersten Mal im Eishockey gearbeitet. Als Mitarbeiter der „Schwäbischen Zeitung“ habe ich die ersten Schritte Richtung Sportjournalismus gemacht. Bis heute habe ich eine enge Verbindung zu meiner Heimat und möchte etwas zurückgeben. Außerdem haben meine Mitstreiter und ich den Ehrgeiz und die Vision entwickelt, den Verein nach oben zu bringen.

Wie sehr sind Sie überhaupt noch ins operative Geschäft eingebunden?

Ich bin zwar nicht mehr so viel vor Ort, aber immer involviert – sei es per Telefon, Mail oder WhatsApp. Es war von Anfang an so definiert, dass ich vor allem strategischen Input gebe, viel beobachte und eine Art Außenminister bin, was die Arbeit in den Verbänden oder das Knüpfen von Kontakten betrifft. Das funktioniert, weil wir in Lindau super aufgestellt sind.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Oberligamannschaft in den vergangenen Wochen?

Eindeutig positiv. Die Mannschaft hat jetzt eine andere Herangehensweise als in den ersten Spielen. Aber wir sind noch lange nicht da, wo wir sein wollen.

Der Trainerwechsel von Chris Stanley zu Franz Sturm war für Sie also die richtige Entscheidung?

Absolut, dieser Schritt war alternativlos. Natürlich ist es nie die Schuld des Trainers allein, dass er gehen muss, das hat auch viel mit der Mannschaft zu tun. Aber man muss einfach festhalten, dass sich seit dem Wechsel einiges zum Positiven verändert hat. Der neue Trainer lässt ein anderes Eishockey spielen, das besser zur Mannschaft passt.

Sie haben vorhin von einer Vision für den EV Lindau gesprochen. Wo soll, beziehungsweise wo kann es noch hingehen?

Ich denke, die Oberliga ist für uns das Maximum. Das Ziel kann nur sein, in der Oberliga eine bessere Rolle zu spielen. Wir haben im letzten Jahr gesehen, wie toll es ist, Play-offs zu spielen. Das wollen wir dauerhaft erreichen. Vielleicht kann irgendwann mal das Ziel sein, Oberligameister zu werden. Aber höher zu spielen, halte ich nicht für realistisch – zumindest nicht mit dieser Infrastruktur.

Sie sprechen die veraltete Halle an. In dieser Saison wurde ein Spiel wegen Nebels fast abgebrochen, zwei Wochen später gab es einen Stromausfall. Dass der EV Lindau gerne eine neue Halle hätte und seit Langem dafür kämpft, ist kein Geheimnis. Welche Erfolgsaussichten sehen Sie?

Die Angelegenheit ist natürlich kräftezehrend. Uns ist dabei aber wichtig zu betonen, dass es nicht nur um den Erfolg der ersten Mannschaft geht, sondern um Eishockey insgesamt. Das ist ein toller Sport und der EV Lindau bietet für viele Jugendliche eine sportliche Heimat. Deshalb haben wir immer noch die Hoffnung, dass wir das hinbekommen. Aber es sind viele Kräfte, die da zusammenarbeiten müssen.

Am Ende entscheidet aber vermutlich mal wieder das Geld?

Naja, heutzutage ist es eigentlich so, dass neue Hallen oder zumindest neue Konstruktionen die Kosten fast von selbst tragen – gerade was die Energie betrifft. Was da derzeit verloren geht, ist enorm. Deshalb ist es manchmal sinnvoll, etwas Neues zu bauen, damit es sich über die Jahre hinweg rechnet. Unsere Aufgabe ist es, dies vorzurechnen und eine Finanzierungsidee zu liefern, dann kann man das schaffen.

Ist mit einer neuen Halle auch die Hoffnung verbunden, dass Eishockey in Lindau attraktiver wird und mehr Zuschauer kommen?

Ganz klar. Natürlich musst du sportlich gute Leistungen bieten, damit die Zuschauer kommen. Aber es ist definitiv so, dass bei mehr Komfort mehr Menschen kommen, als wenn sie sich den Hintern abfrieren oder wegen Nebels gar nichts sehen. Und natürlich hat man auch ganz andere Möglichkeiten, Sponsoren zu betreuen, was ein weiterer wichtiger Punkt für die Finanzierung ist. Aber wir wollen nie etwas Hochnäsiges werden und VIP-Sachen setzen.

Ist die veraltete Infrastruktur ein typisch Lindauer Problem oder beobachten Sie das im Eishockey generell?

Spontan sage ich, wir haben das einzige Stadion auf diesem Niveau mit einer offenen Seite, auch wenn es hierzulande die schönste Lage von allen hat... Aber es ist ein grundsätzliches Problem in Deutschland, dass viele Eishallen veraltet und marode sind und einer Renovierung bedürfen.

Diese Einschätzung betrifft hoffentlich nur die Hallen. Wie sehen Sie als DEB-Vizepräsident das deutsche Eishockey generell aufgestellt?

Ich glaube, wir schauen einer sehr guten Zukunft entgegen. Man hat das jetzt beim Deutschland-Cup gesehen, mit welch talentierten jungen Mannschaften wir angetreten sind. Sicherlich spricht man viel von den herausragenden Talenten wie Tim Stützle, Lukas Reichel oder John-Jason Peterka, aber auch in der Kategorie dahinter sind wir in der Breite mittlerweile viel besser aufgestellt. Deshalb können wir inzwischen selbstbewusst sagen, dass es mittelfristig Sinn machen würde, die Zahl der Kontingentspieler in der DEL langsam zu reduzieren. Es kann mir keiner sagen, dass man in der DEL sportlich nicht auf den neunten Importspieler verzichten kann. Wichtiger noch: Wenn ein Verein auf einen jungen deutschen Spieler statt auf einen neunten Kontingentspieler setzt, könnte er locker bis zu 90 000 Euro im Jahr sparen.

Welche Zahl an Kontingentspielern hält der DEB denn aktuell für sinnvoll?

In unserem Programm „Powerplay 2026“ haben wir sechs als Vision genannt. Das geht aber nur langsam. Denn rechnerisch ist ja klar, dass mit jeder Ausländerposition, die wegfällt, 14 deutsche Spieler, also je einer pro Team, nachrücken müssen. Da braucht es eine bestimmte Anzahl und Qualität an Spielern, weshalb man es behutsam machen muss. Die DEL erhöht ja die Anzahl der U23-Spieler schrittweise. Man muss aber eben auch in Richtung der Zeit denken, wenn diese Spieler aus der U23-Regel herausfallen und weitere nachrücken. Dann könnte das mittlere Alterssegment ausdünnen – und die Spieler sind meistens das Rückgrat der Nationalmannschaft.

Und die Talente kommen auch wirklich nach?

Absolut. Eine neue Studie zeigt, dass es seit Olympia 2018 im U10-Bereich einen Zuwachs von 15 Prozent bei den Jungs und 25 Prozent bei den Mädchen gibt. Am anderen Ende spielen schon Talente in den oberen drei Ligen, die noch DNL spielen könnten. Tendenz steigen.

Das heißt, die Nationalmannschaft ist mit Erfolgen wie der Silbermedaille in Pyeongchang das Zugpferd?

Die Nationalmannschaft ist das Maß aller Dinge. Allein schon wegen der Medienpräsenz. Außer vielleicht einem DEL-Finale wird es in Deutschland kein Spiel schaffen, die Nationalmannschaft zu übertreffen. Und die kann nur erfolgreich sein, wenn wir Spieler haben, die in der Liga auf höchstem Niveau spielen.

Einer davon hat sogar Lindauer Vergangenheit. Tim Brunnhuber hat vor zwei Jahren noch bei den Islanders in der Oberliga gespielt, dann bei den Towerstars in der DEL2 und ist jetzt bei den Straubing Tigers in der DEL aktiv. Beim Deutschland-Cup durfte er auch für die Nationalmannschaft ran. Wie sehr freut Sie das als EVL-Präsident?

Das ist natürlich super. Es freut uns, dass wir ein Teil seiner Entwicklung waren. Für uns ist das natürlich ein gutes Aushängeschild, mit dem es uns gelingt, Spieler nach Lindau zu locken, weil sie wissen, dass sie hier in einer verantwortungsvollen Rolle spielen, gefördert werden und in ihrer Karriere weiterkommen. Lindau soll ja nicht nur für mich ein Sprungbrett gewesen sein (lacht).