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Möschen

In Sierra Leone gehört der Tod zu Möschens Alltag

Lindau / Lesedauer: 3 min

Lindauer Krankenpfleger wird vier Wochen lang bei der Behandlung afrikanischer Ebola-Kranker helfen
Veröffentlicht:01.02.2015, 13:55

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In den Medien ist es nicht mehr das große Thema. Doch die Krankheit Ebola ist in etlichen Staaten Afrikas weiter allgegenwärtig. „Und zu 90 Prozent für die Betroffenen tödlich“, weiß Sebastian Möschen. Der 33-Jährige ist von Beruf Krankenpfleger – und im Moment auf dem Weg nach Sierra Leone: Dort will der Lindauer vier Wochen lang Ärzte und Berufskollegen unterstützen, die alles Menschenmögliche leisten, um Ebola-Kranken zu helfen.

Es ist für den gebürtigen Dortmunder, der seit einem Jahr in Lindau lebt, nicht der erste Auslandseinsatz: Vor zwei Jahren ist Möschen schon einmal nach Afrika geflogen. Damals engagierte sich der Krankenpfleger im Kongo. Für seinen neuen Einsatz hat das Deutsche Rote Kreuz den 33-Jährigen angestellt. Zunächst galt es, sich auf die Arbeit in Sierra Leone vorzubereiten.

So hat Möschen nicht nur eine ganze Reihe an Untersuchungen absolviert und diverse Impfungen auffrischen lassen, was alles das DRK bezahlt habe. Eine Woche lang hat er sich in Würzburg intensiv mit dem auseinandergesetzt, was in Freetown oder einem Krankenhaus in der Umgebung der Hauptstadt von Sierra Leone auf ihn zukommt. Dort hat er Ärzte kennengelernt, die gerade aus den von Ebola betroffenen Gebieten nach Deutschland zurückgekehrt sind. Hat zudem vieles aus den Bereichen Mikrobiologie und Psychologie erfahren.

Dort hat Möschen aber auch trainiert, wie beispielsweise der überlebenswichtige Schutzanzug an- und vor allem ausgezogen wird: Denn wenn sich medizinisches Personal selbst an der zumeist tödlich verlaufenden Krankheit anstecke, dann deshalb, weil es mit den Erregern in Kontakt komme, die außen am Anzug sitzen können. „Biostufe vier“ nennt es der Krankenpfleger sachlich-trocken – dahinter steht das Wissen, dass es sich dabei um die höchste Ansteckungsstufe handelt. „Da drin, das ist schon ein beklemmendes Gefühl.“ Auch wenn man wisse, dass der Schutzanzug eine gewisse Sicherheit biete.

Zu den notwendigen Vorbereitungen gehört nach Möschens Worten auch das sogenannte „worst case management“: Für den Fall, dass sich der Lindauer bei seinem Einsatz doch selbst mit Ebola ansteckt und daran stirbt, musste er vorab einiges an Formularen ausfüllen. Doch Sebastian Möschen ließ sich davon nicht abschrecken: „Ich habe einen geschlossenen Kern in mir, durch den Tod und Leid nicht durchdringen“, hofft der Mann, der von sich selbst sagt, dass er vor allem „aus Nächstenliebe“ diesen Einsatz wagt.

Wo genau der Ort sein wird, an dem er sein Wissen als Krankenpfleger einbringt, das hat Möschen erst kurz vor dem Abflug in Berlin erfahren. Dorthin wird er in vier Wochen auch zunächst zurückkehren: Dann stehe zunächst eine Woche in einer Art Quarantänestation an. Auch wenn das in Deutschland gesetzlich nicht vorgeschrieben ist, lege das DRK darauf Wert. Dabei werde das in Afrika Erlebte auch psychologisch aufgearbeitet. Anschließend kann Möschen noch drei Wochen in einer Reha-Einrichtung auf Usedom verbringen, um sich vom Einsatz zu erholen.

Nach Lindau zurückkehren wird Möschen unterdessen vorerst nicht: Seine Wohnung hat der 33-Jährige gekündigt. Unter anderem, weil der Vermieter sich nicht vorstellen könne, dass dort dann ein Mann lebt, der direkt aus einem Ebola-Land kommt. Wo der Tod Hunderter und Tausender zum Alltag gehört.