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Schadenszahlung

Verunreinigter Tettnanger Hopfen: Schadenszahlungen sind angelaufen

Tettnang / Lesedauer: 2 min

Verunreinigter Tettnanger Hopfen: Schadenszahlungen sind angelaufen
Veröffentlicht:03.08.2012, 14:15

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Gute Nachricht für geschädigte Hopfenpflanzer: Im Zusammenhang von Captan-belastetem Hopfen der Ernte 2011 sind von der Herstellungsfirma Feinchemie die ersten Zahlungen bei Tettnanger Hopfenpflanzern eingegangen. Allerdings: Die neue Ernte steht schon in drei bis vier Wochen an, die Schadensregulierung ist aber erst jetzt in die Gänge gekommen, ist nach Einschätzung von Pflanzergeschäftsführer Jürgen Weishaupt „bei weitem noch nicht abgeschlossen.“ Für die betroffenen Pflanzer „ist das sehr qualvoll“, meint Weishaupt.

Getroffen hat die Verunreinigungs-Problematik an die 50 Pflanzer. Auch sie sind wie ihre Kollegen für die neue Ernte finanziell in Vorleistung gegangen - das Geld für die zurückliegende Ernte ist aber noch nicht auf dem Pflanzerkonto. Da es schnell um Summen von 50 000 Euro und mehr geht, ist das Damoklesschwert von Existenzbedrohung bei dieser und jener Pflanzerfamilie nicht weit.

Pünktlich zum morgen stattfindenden Hopfenwandertag und zehn Tage vor der traditionellen Hopfenschätzung im Anbaugebiet „steht die Feinchemie zu ihrem Wort, hat für erste Zahlungen gesorgt“, sagte Pflanzeranwalt Konrad Renz am Freitag gegenüber der SZ. Der Rechtsanwalt geht inzwischen davon aus, „dass der Schaden vollständig ausgeglichen wird.“ Die genaue Schadenshöhe kann weder Weishaupt noch der Pflanzeranwalt taxieren. Wie berichtet geht es um Summen in Millionenhöhe.

Nach Worten von Renz hat sich die Schadensregulierung zwar sehr in die Länge gezogen, weil jeder einzelne Fall von den Versicherungen genau untersucht werde, aber inzwischen sei „der allergrößte Teil der verunreinigten Partien zur Entschädigung bestätigt.“ Insgesamt geht es um eine Erntemenge nicht marktfähigen Hopfens von rund 150 Tonnen.

Der Pflanzeranwalt sieht im Hinblick auf die Zahlungen bisher keine Einschränkung hinsichtlich bestimmter Chargen oder eines Herstellungsjahres des verunreinigten Pflanzenschutzmittels. Renz: „Die Feinchemie Schwebda geht davon aus, dass es keine chargenweise Abwicklung der Schadenfälle erfolgt, sondern dass es für den geschädigten Pflanzer ausreichend ist, wenn er den Nachweis führt, dass das von ihm bezogene Pfanzenschutzmittel Folpan 80 WDG von der Feinchemie in den Verkehr gebracht wurde.“

Dass nun Geld fließt, für Konrad Renz ist dies insbesondere der Solidaraktion von Tettnanger Hopfenpflanzern zu verdanken. Die hatten sich Anfang des Jahres zusammengetan, ließen (auf eigene Kosten) alle noch vorhandenen Restbestände des in die Schusslinie gekommen Pflanzenschutzmittel Folpan von betroffenen und nicht betroffenen Pflanzern analysieren. Und lieferten den Beweis, dass nicht die Pflanzer im Umgang mit dem Pflanzenschutzmittel Schindluder getrieben haben, sondern dass die verunreinigte Chemie zu Lasten des Herstellers geht. „Die Solidaraktion und ihre Ergebnisse waren der Schlüssel zum letztendlichen Einlenken der Pflanzenschutzmittelindustrie“, resümiert Renz.