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Höhne missbilligt Minister-Aussagen zur Pflege

Lindau / Lesedauer: 3 min

Lindauer Pflegeheimleiter: Kommunale und kirchliche Häuser können kaum Gewinne erzielen
Veröffentlicht:21.08.2018, 16:10

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Mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn würde der Lindauer Heimleiter Klaus Höhne gerne mal persönlich diskutieren. Denn dass sich Spahn vor kurzem zu Gewinnzielen im Pflegebereich geäußert hat, stößt Höhne ziemlich sauer auf. „Der unbescholtene Leser mag den Eindruck gewinnen, dass auf Kosten der Pflege zweistellige Gewinne erzielt werden“, moniert er. Doch davon seien kommunale und kirchliche Heime weit entfernt: „Wir haben Pflegenotstand. Und wir brauchen mehr qualifizierte Fachkräfte“, fordert Höhne.

Spahn hatte in einem Beitrag fürs „ Handelsblatt “ hohe Gewinnziele in der Pflege kritisiert, die nach seiner Ansicht auf Kosten von Personal und Pflegebedürftige gingen. „Da könnte sich der Gedanke aufzwängen, dass wir gar keinen Pflegenotstand haben, sondern auf Kosten der Mitarbeiter Gewinne erzielt werden sollen“, kontert Höhne. Bei kommerziell betriebenen Heimen möge Spahns Kritik vielleicht zutreffen. Vielen anderen Häusern, zumeist in Trägerschaft von Kommunen, Kirchen oder Stiftungen, „würde allerdings schon der kostendeckende Betrieb reichen“, gibt der Leiter zweier Lindauer Pflegeheime zu bedenken.

Dass auf Kosten von Mitarbeitern Gewinne erzielt würden, sei auch deshalb nicht möglich, weil die Heimaufsicht sehr genau schaue, ob die vom Gesetz vorgegebene Fachkräftequote auch eingehalten wird. „Wenn zu wenig examinierte Pflegekräfte in einem Haus arbeiten, kann die Heimaufsicht einen Aufnahmestopp vorgeben“, so Höhne im Gespräch mit der LZ. Dieses Vorgehen hält der Pflegefachmann auch für sinnvoll, um die Qualität der Versorgung der Bewohner nicht zu gefährden und das Pflegepersonal nicht ständig zu überlasten.

„Wo sollen denn diese Leute herkommen?“

In der Pflege auf Kosten von Mitarbeitern Gewinne zu erzielen, hält Höhne aber auch deshalb nicht für möglich, weil es deutschlandweit viel zu wenig Pflegefachkräfte gebe und „die sich mittlerweile ihre Arbeitgeber sehr genau aussuchen können“. Wenn der Bundesgesundheitsminister und andere Politiker großzügig von 8000 und mittlerweile bis zu 15 000 neuen Fachkräften sprechen, die in nächster Zeit in der Pflege entlasten sollen, dann entlockt das Höhne nur ein Lächeln: „Wo sollen denn diese Leute herkommen?“

Höhne verweist aber auch auf die Kehrseite der Diskussion: „Es ist auch für kleinere Heime unabdingbar, gewisse Gewinne zu erzielen – um etwa größere Investitionen in den Häusern finanzieren zu können.“ Auflagen wie Brandschutz, Hygiene, Wohnqualitätsgesetz und ähnliches sind nach Höhnes Worten ein ziemliches Risiko für die Betreiber von Pflegeheimen.

Der Lindauer Heimleiter beobachtet dabei, dass „die Expansion der privaten Heimketten zunimmt und die Kreativität, Gewinne erzielen zu wollen, weiterwächst“. Da gebe es durchaus Häuser, in denen der Eigenanteil der Bewohner bei weit über 5000 Euro im Monat liege. „Das ist halt ein anderes Geschäftsmodell“, so Höhne. Die Finanzdecke von Hospital und Altersheim Reutin, jene Heime, für die er die Verantwortung trägt, „ist jedoch äußerst knapp kalkuliert. Ohne Spenden und Unterstützung durch Institutionen und Privatpersonen könnte ich da den Standard nicht halten.“