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Fahrgastverbände halten Bahnhofsplanung für untauglich

Lindau / Lesedauer: 4 min

Pro Bahn, Initiative Bodensee-S-Bahn und Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof fordern mehr und längere Gleise auf der Insel und in Reutin
Veröffentlicht:27.08.2018, 18:12

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Die Bahn soll in Reutin und auf der Insel mehr und längere Gleise bauen. Sonst könnten dort gar nicht alle heute schon fahrenden Züge halten. Außerdem würde sonst der Knoten nicht funktionieren. Das beklagen Fahrgastverband Pro Bahn und die Initiative Bodensee-S-Bahn im laufenden Planfeststellungsverfahren. Ähnlich hat sich auch bereits die Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof geäußert.

Die Bahn plane zu wenige und zu kurze, teilweise auch zu enge Bahnsteige, kritisiert Christian Moritz, bei Pro Bahn Beauftragter für Lindau . Ihn stört vor allem, dass die Bahn AG auf der Insel für viel Geld Gleise abbauen wolle, während in Reutin das Geld fehle, um einen ausreichend großen Bahnhof zu bauen. Als problematisch bezeichnet es Pro Bahn in seinem Einwand, dass die Bahn für den Knoten Lindau nur die Mindestanforderungen erfülle. Es bleiben aber „keinerlei Spielräume mehr für Verspätungen, Baumaßnahmen an den Bahnsteigen selbst, touristische Sonderzüge, hoffentlich wachsenden Güterverkehr oder Bauzüge“.

Laut Pro Bahn könnten nicht mal alle Züge, die schon heute in Lindau ankommen, künftig auf der Insel oder in Reutin so halten, dass Fahrgäste an jeder Tür aus- und einsteigen können. Nach derzeitiger Planung seien einige der Züge länger als die Bahnsteige. Noch schlimmer werde es für die Fahrgäste, weil die Bahnsteige nur auf 80 Metern Länge überdacht werden sollen. „Wenn der Lokführer gut zielen kann, bringt er die beiden Waggons der ersten Klasse sowie den Speisewagen dort zum Stehen“, heißt es in der Stellungnahme von Pro Bahn. Die anderen Reisenden müssten im schlimmsten Fall durch strömenden Regen zu ihrem Waggon eilen. Dabei hat sich Pro Bahn die Mühe gemacht und Wetterdaten ausgewertet, um zu dem Schluss zu kommen, dass es in Lindau zwar weniger Regentage gibt, dass diese aber viel häufiger heftiger ausfallen als andernorts.

Platz reicht nur, wenn alle Züge pünktlich sind

Pro Bahn verweist außerdem darauf, dass drei Bahnsteigkanten in Reutin nicht ausreichen werden – weil die Züge in der Praxis nicht so pünktlich kommen, wie die Bahn das in ihren Berechnungen zu Grunde lege. Verspätungen würden sich so künftig auf nachfolgende Züge übertragen, die dann keinen Platz hätten, um überhaupt in den Bahnhof einzufahren.

Kritik übt Pro Bahn auch am geplanten Steg, der zu den Bahnsteigen des neuen Bahnhalts Reutin führen soll: Der sei viel zu eng für die zu erwartende Menge an Fahrgästen. Zudem seien die Aufzüge – wenn sie denn funktionieren – viel zu klein, weil da höchstens zwei Räder auf einmal hineinpassten. Dabei werbe die Bodenseeregion ausdrücklich und verstärkt Radtouristen an, zudem vermarkte die Bahn Fahrradmitnahme in den Zügen. Infolgedessen fordert Pro Bahn überdachte Rampen und Wege, die mehr als doppelt so breit sein wollen wie bisher geplant. Andernfalls würden sich Fußgänger und Radfahrer dauernd in die Quere kommen.

Auf der Insel stört sich Pro Bahn – wie schon die Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof Lindau – daran, dass die Bahn dort die Gleise verkürzen will. So gibt die AG Inselbahnhof in ihrer offiziellen Stellungnahme zum Anhörungsverfahren zu bedenken, dass schon jetzt „aufgrund bescheidener Anreize wie der Echt-Bodensee-Card und neuer Möglichkeiten im Rahmen des Verkehrsverbunds Bodo“ deutlich mehr Menschen in den Zügen unterwegs sind. Wenn Fahrgastzahlen steigen, würden längere Züge bestellt – für die aber die geplanten künftigen Inselbahnsteige dann zu kurz wären, darauf verweist Karl Schweizer als Sprecher der Aktionsgemeinschaft.

Schnelles Umsteigen über neuen Steg

Pro Bahn ist überzeugt, dass die DB jenes Geld, das fürs Kürzen der Inselgleise nötig ist, lieber für einen besseren Bahnhof in Reutin ausgeben sollte. Gleis 1 und die alte Zollmauer könnten entfallen: Dann würde der Platz laut Fahrgastverband reichen, um einen ebenerdigen Durchgang und eine Notzufahrt auf die Hintere Insel zu schaffen.

An Stelle des alten Stegs sollte ein neuer her, der zusätzlich Abgänge zu jedem Bahnsteig hat, um schnelles Umsteigen zu ermöglichen. Für wichtig hält Pro Bahn auch dort eine ausreichend Überdachung. Zudem soll die Bahn AG alle Bahnsteige auf 55 Zentimeter anheben, damit ein einfaches Ein- und Aussteigen möglich werde.

Pro Bahn sieht die Planungen damit ähnlich kritisch wie die Initiative Bodensee-S-Bahn, die zudem grundsätzlich davon ausgeht, dass der geplante Bahnknoten besser auf der Insel bleiben soll als nach Reutin umziehen. Der in der Schweiz ansässige Verein fordert deshalb, dass auch die Fernzüge weiterhin auf die Insel fahren sollen. In Reutin könnte das nur funktionieren, wenn der Bahnhof mindestens doppelt so viele Bahnsteige bekäme wie bisher dort geplant sind.