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Ein Urgestein des EVL sagt Servus auf dem Eis

Lindau / Lesedauer: 4 min

Sascha Paul, Sportlicher Leiter der Islanders, gibt am Sonntag (18 Uhr) gegen den EV Füssen sein Abschiedsspiel
Veröffentlicht:21.09.2018, 18:15

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Kein anderer Spieler hat dem EV Lindau in der jüngeren Vergangenheit dermaßen die Treue gehalten wie Sascha Paul. Über 13 Jahre hinweg, von der Landesliga bis hinauf zur Oberliga Süd, war der aus Ravensburg stammende Eishockeyspieler für die Islanders auf dem Eis. Auf eigenen Wunsch hin wird der 30-Jährige seine aktive Sportlerkarriere nun beenden. Letztmalig mit Schläger und Helm wird Paul am Sonntag, 23. September, beim abschließenden Testspiel der Lindauer gegen den EV Füssen in der heimischen Eissportarena (18 Uhr) zu sehen sein.

Bereits im November hatte Sascha Paul verkündet, zum Saisonende als Spieler aufhören zu wollen. Über Jahre hinweg musste der EVL-Stürmer mit der Trikotnummer 9 seinen Beruf, das Privatleben und den aktiven Eishockeysport unter einen Hut bringen. Als gelernter Koch in der Kantine eines Ravensburger Unternehmens war er bis zum Ende der Vorsaison unter der Woche von 7 bis 15 Uhr gefordert. Nach einem kurzen Mittagsschlaf ging es dann nach Lindau zum Training, spätabends ging es zurück zur Wohnung nach Ravensburg. Und am Wochenende während der Saison war er ebenfalls viel unterwegs. „Auf die Dauer wäre Berufliches und das Eishockeyspielen für mich so nicht mehr vereinbar gewesen“, sagt Paul rückblickend.

Dem Eishockey-Oberligisten am Bodensee bleibt er – in der Nachfolge von Bernd Wucher – als hauptamtlicher Sportlicher Leiter und darüber hinaus als Teammanager sowie Cotrainer weiterhin verbunden. „Sascha war mein Wunschkandidat. Er hat beim Eishockey eine ähnliche Denkweise wie wir“, so Wucher. Zentraler Bestandteil sei die Überzeugung, die Islanders als Ausbildungsverein zu positionieren. „Ich will junge Spieler fördern und integrieren“, betont Paul den Schwerpunkt seiner Arbeit.

Hier sieht er die größtmögliche Schnittmenge nicht nur zum EVL-Vorstand um den Ersten Vorsitzenden Bernd Wucher, sondern auch zum neuen Lindauer Headcoach Chris Stanley.

Von Kindesbeinen an war Eishockey Leidenschaft und Lebensmittelpunkt für Sascha Paul. Kein Wunder, orientierte er sich hier doch an seinem älteren Bruder David Volek. Den heute 40-Jährigen, der in Ravensburg und beim EHC Freiburg auch in der 2. Bundesliga auflief, „habe ich damals immer spielen sehen“. Sascha durchlief in der Folge sämtliche Jugendmannschaften, stand zudem in der baden-württembergischen Auswahl. Vor allem Nachwuchscoach Frieder Schüle habe er viel zu verdanken.

Das ehemalige Natureisstadion am St. Christinahang kannte Paul wie seine eigene Westentasche. Nach der Schulzeit an der Wilhelmschule absolvierte er eine Ausbildung als Koch in der Gastronomie der neu gebauten Eishalle, bei Henry Leible. Und er kam auch zu Einsätzen in der EVR-Oberligamannschaft – damals unter Coach Gerhard Brunner und Kapitän Mike Muller.

„Eine eingeschworene Truppe“

Nach Lindau verschlug es Sascha Paul ebenfalls wegen David Volek („er hat mich bei Bernd Wucher empfohlen“). Der spielte seit 2003/04 für die Islanders, zwei Jahre später heuerte der jüngere Bruder an. Und fand sich in den Folgejahren in bester Gesellschaft mit Ex-Ravensburger Spielern wie Tobias Fuchs, Philipp Haug, Stefan Vogt oder Marco Miller. „Wir waren eine eingeschworene Gruppe und hatten Riesenspaß“, so Paul, der in den vergangenen Jahren das Unterzahlspiel zu seiner Spezialstärke machte. „Das ist zu meinem Steckenpferd geworden.“

Höhepunkte seiner aktiven Zeit war zweifelsohne der bayerische Meistertitel in der Spielzeit 2014/15 („das war eine geile Saison“). Gerne erinnert er sich auch zurück an die Zeiten, wo es im Bayernkrug-Pokal gegen Mannschaften wie Selb oder Regensburg ging – aktuelle Konkurrenten der Islanders in der Oberliga. Gerne erinnert er sich auch an die Zusammenarbeit mit Ex-Coach Willy Bauer, der ihn nachhaltig geprägt hat. Als rasant erlebt er die Entwicklung des EVL seit seinem Wechsel nach Lindau. „Damals war alles noch Hobby. Jetzt ist der Verein eine Firma geworden.“

Sascha Paul war, wenn es darauf ankam, jedoch nicht nur bei den sportlichen Highlights der Lindauer zur Stelle, sondern auch in Krisensituationen. Als er sich einmal eine kleine Auszeit gönnte und im Work&Travel-Status in Australien weilte, bekam er dort mit, dass seine Islanders in den Play-downs mitten im Abstiegskampf standen. Da konnte er seine Mannschaftskameraden nicht im Stich lassen, buchte seinen Flug um und kehrte vorzeitig zurück.