StartseiteRegionalRegion LindauLindauDie Geschichte von „Cool Runnings“ und deren Neuauflage

Neuauflage

Die Geschichte von „Cool Runnings“ und deren Neuauflage

Lindau / Lesedauer: 3 min

Lindauer Sportjournalist Wolfgang Harder berichtet aus Südkorea von den Olympischen Winterspielen
Veröffentlicht:19.02.2018, 14:58

Artikel teilen:

Den Film „Cool Runnings“ muss man nicht erklären, die Geschichte über die vier Jamaikaner, die ausgezogen waren, im Jahr 1988 als Bobsportler die Winterwelt zu erobern, kennt nahezu jeder. Die Produktion des Filmes kostete etwa 15 Millionen US-Dollar. An den Kinokassen spielte „Cool Runnings“ weltweit mehr als 155 Millionen US-Dollar ein. Der Film basiert lose auf einer wahren Begebenheit. Die Jamaikaner gingen tatsächlich bei den Olympischen Winterspielen im Jahr 1988 in Calgary an den Start. Das war’s dann aber auch. Fast, denn es gibt da einen Darsteller, der in „Cool Runnings“ sich selbst spielt. John Morgan heißt im Film und in der Realität jener TV-Reporter, der zuerst 1988 an der Bobbahn im Calgary Olympia Park (COP) und später dann im Film das Geschehen als Experte analysiert. Jetzt, 30 Jahre später, bei den Winterspielen in Pyeongchang ist John Morgan einmal mehr als TV-Reporter vor Ort, und ein Damenbob aus Jamaika lässt den Disney-Film fröhliche Urstände feiern. Und schon ist von „Cool Runnings reloaded“ in vielen Schlagzeilen die Rede.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ist Jamaikas Steuerkünstlerin Jazmine Fenlator-Victorian früher für die USA an den Start gegangen. Mit der einstigen Hürden-Weltrekordlerin Lolo Jones kam sie bei Olympia 2014 in Sotschi auf Rang elf ins Ziel. Doch als sie in den USA ihre Chancen schwinden sah, sich noch einmal für Olympia zu qualifizieren, erinnerte sie sich an ihren aus Jamaika stammenden Vater. Seit 2016 startet sie nun für die Karibik-Insel und haut in Erinnerung an den Kino-Film kräftig auf die PR-Pauke.

Inklusive einer unschönen Trennung von Deutschlands Turn-Olympiasiegerin Sandra Kiriasis , die als Beraterin oder Trainerin fungieren sollte. So genau weiß das keiner. Auf jeden Fall gehen Jamaikas Bob-Ladies und Kiriasis ab sofort getrennte Wege. Wobei Kiriasis in der Szene auch nicht dafür bekannt ist, Schlagzeilen zu verhindern.

Vor 30 Jahren hieß der Pilot jedenfalls Dudley Stokes, war Hauptmann bei der Luftwaffe seines Heimatlandes, seine Mitstreiter Michael White und Devon Harris waren ebenfalls Soldaten, nur Samual Clayton verdiente sein Geld als Eisenbahntechniker. Finanziert wurde das Unternehmen „Bob Jamaika“ damals mit dem Verkauf von Memorabilien wie T-Shirts, Schals und Sweaters. Ich war damals in Calgary auch Kunde und lernte völlig normale Leute kennen. Ohne jenen Hollywood-Glanz, den ihnen später der Kino-Film verlieh.

Anders als im Disney-Film war im wahren Leben dem Ausflug von der Karibik-Insel ins winterliche Calgary kein Happy End beschieden. Wolfgang Hoppe, 1984 in Sarajevo Doppelolympiasieger, ist noch heute davon überzeugt, dass der Sturz des jamaikanischen Viererbobs ihn die dritte Goldmedaille seiner Laufbahn gekostet hat. Weil er mit seinem Bob „DDR 1“ nach dem Jamaika-Crash minutenlang auf die Startfreigabe warten musste, war der Schweizer Ekkehard Fasser, ein 35 Jahre alter Maurer aus Glarus, am Ende sieben Hundertstelsekunden schneller als Hoppe. Fasser fuhr mit Kufen aus Österreich. Aber das ist eine andere Geschichte - aber auch filmreif.