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Der erste Platz geht an Spanien

Lindau / Lesedauer: 3 min

Sieben Burlesque-Tänzerinnen stellen sich im Club Vaudeville einer internationalen Jury
Veröffentlicht:17.10.2018, 15:45

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Nach sechs Jahren hat die sich Welt der Burlesque wieder einmal im Club Vaudeville gedreht, anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums wurde dieses Event der speziellen Art wieder einmal aufgelegt. Sieben Burlesque-Tänzerinnen aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Spanien waren dem Aufruf gefolgt, sich hier in Lindau einer ebenso internationalen Jury, bestehend aus renommierten Burlesque-Tänzerinnen aus England und Kroatien, im Wettbewerb zu stellen. Für das diesjährige Festival, das auf einen langen Abend komprimiert worden war, richtete der Club Vaudeville das Foyer her. Was etwas schade für all diejenigen war, die weiter hinten stehen mussten und nicht zu den längsten im weiten Rund zählten, aber „wenn wir das im großen Saal durchgeführt hätten, hätte sich ein trostloses Bild abgezeichnet“, waren sich die Verantwortlichen, Anja Pirnaja und Marc Jehnes sicher. Denn so war die Atmosphäre im vollen Foyer bestens, im Saal hätte sich das verloren.

So startete der Contest der sieben Tänzerinnen, die sich spezielle Choreografien und Geschichten ausgedacht hatten, die sie rund um das Ausziehen der teils aufwändig gestalteten Kleider – ganz im Stile des ersten Drittels des vergangenen Jahrhunderts – gestrickt hatten, alle mit Witz, derb oder hintergründig, mal mit eher verhaltener oder auch mit offener Erotik. Diese Kunst des Striptease, der hauptsächlich von dieser Burlesque-Ära übriggeblieben ist, lebt ja von grotesken und parodierenden Elementen, nicht vom vollständigen Entkleiden. Die Tänzerinnen entledigen sich nur bestimmter Kleidungsstücke, Brustnippel sind dekorativ verklebt oder verhüllt, so auch hier in Lindau . Ebenso verspielt sind natürlich auch die Künstlernamen wie Polinka Petite, oder Noéline la Bouche, Lady Wildflower und viele andere.

Publikum zieht voll mit

Auch im Publikum fanden sich dem Anlass entsprechend die eine oder andere fantasievolle Kostümierung, die Stimmung jedenfalls war prächtig und ließ sich auch durch den Auftritt der englisch-schwedischen Frauenband „The Franklys“ nicht den Abend verderben, die die Zeit zwischen Wettbewerb und Preisverleihung überbrücken half.

Kurz bevor die drei Siegerinnen gekürt wurden, zeigten Lady Wildflower und `Celeste de Moraine von der Jury, was sie in Sachen Burlesque draufhaben, Lady Wildflower mit gleich zwei verschiedenen Nummern.

Racy Ros gewinnt

Mit Racy Ros aus Barcelona ging der erste Platz nach Spanien. Das bedeutete für die junge Katalanin neben einer Holzschale und einer Flasche Schampus auch die Einladung nach Kroatien nächstes Jahr, um dort beim Burlesque- Festival aufzutreten. Holly’s Good freute sich als Zweitplatzierte darüber, dass sie bei Rockabilly-Bombardement 2019 in Hohenems auftreten darf und die Fotografin Tiger Lilly macht mit Noéline la Bouche, der Drittplatzierten, ein Fotoshooting.

Schampus gab es natürlich für alle, bevor eine ganz spezielle Band die kleine Bühne erklomm, die Soap-Girls, die den einzigen Mann dabeihatten, der an diesem Abend auf der Bühne zu tun hatte. Die beiden südafrikanischen Schwestern Camille und Noemie Debray, spielen trotz fast engelsgleicher Erscheinung einen harten Rock, der Einflüsse aus dem Punk, Grunge und Hard Rock durchhören lässt. Als I-Tüpfelchen treten die beiden grundsätzlich spärlichst bekleidet auf, was sie ebenfalls als Provokation gegen Sexismus und Gewalt verstehen. Insofern auch ein Kontrapunkt zum vorangegangenen Programm, denn Provokation ist nicht die Sache der Burlesque, höchstens mit einem verschmitzt zwinkernden Auge. Auch sind die Tänzerinnen figürlich eine ganz andere Kategorie als die beiden spindeldürren hinter ihrer Gitarre und dem E-Bass.

Das Publikum jedenfalls hatte Spaß an beidem, auch wenn sich das Foyer bald mehr und mehr lichtete und einem kleinen Grüppchen genug Platz vor der Bühne ließ, die der Ausstrahlung der Soap-Girls vollkommen erlegen waren.