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Totentafel

Der Cavazzen zeigt Lindaus Geschichte eindrücklich

Lindau / Lesedauer: 2 min

Heiner Stauder erklärt die Bedeutung von Lindauer Beweinung und Totentafel der Familie Deller
Veröffentlicht:13.09.2016, 09:30

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Im Lindauer Stadtmuseum Cavazzen gibt es viele Schätze. Zwei davon hat Heiner Stauder, Vorstandsmitglied des historischen Vereins, beim Tag des offenen Denkmals vorgestellt: Das Tafelbild mit dem Titel „Lindauer Beweinung“ und die Totentafel der Familie Deller.

Ersteres hängt ein wenig unscheinbar im ersten Stock des Cavazzen. Dabei handelt es sich bei der „Lindauer Beweinung, so Stauder, um eines der herausragendsten Werke der Spätgotik.

Und das, obwohl der Maler, der das Tafelbild um 1420 gefertigt hat, nicht bekannt ist. „Aber er hat die verschiedenen künstlerischen Einflüsse, die während des Konstanzer Konzils am Bodensee zusammengekommen sind, in seinem Werk vereint“, erklärt Stauder.

Bei der Restaurierung wurden übertriebene Wunden entfernt

Das Gemälde zeigt Jesus als Schmerzensmann. Seine Augen sind halb geschlossen. „Er befindet sich an der Schwelle zwischen Leben und Tod“, erklärt Stauder. In diesem Zustand wird die Jesusfigur von drei Assistenzfiguren gestützt: Auf der linken Seite steht Maria, rechts Johannes der Täufer und in der Mitte ein Engel.

„Wer sich ältere Versionen des Bildes Bild im Internet ansieht, wird sich wundern, weil es dort teilweise anders aussieht“, erklärt Stauder. Denn das Gemälde sei 2012 aufwendig restauriert worden. „Und dabei sind die riesigen, blutenden Wunden auf der Jesusfigur entfernt worden“, so Stauder. Denn die Wunden seien nachträglich aufgebracht worden, um die Wirkung des Bildes noch dramatischer zu machen.

Im Zuge der Restaurierung wurde das Bild wieder in seinen Urzustand geführt. Und das scheint gut gelungen, schließlich wurde die „Lindauer Beweinung“ 2014 zur großen Konzilausstellung nach Konstanz verliehen.

Nur ein Zimmer weiter hängt ein weiteres, ebenso bedeutendes Schmuckstück: die Totentafel der Familie Deller. Sie ist schon deswegen etwas Besonderes, weil solche Totentafeln selten sind. Im Cavazzen gibt es sogar vier davon.

Doch während die übrigen drei Tafeln Szenen aus dem Jenseits darstellen, ist auf der Totentafel der Familie Deller aus dem Jahre 1604 eine Szene aus dem Diesseits abgebildet. Auf 2,35 Metern zeigt sich dem Betrachter dort die Lebenswelt der Familie: Lindau .

Die Stadt ist zwar weder perspektivisch korrekt noch maßstabsgetreu dargestellt. Für Lindauer bietet sie aber trotzdem einige spannende Details. Denn wer sich in der Stadt auskennt, braucht nicht lange zu suchen, um deren prägnante Gebäude, wie Altes Rathaus oder Rainhaus, zu erkennen.