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Zeltschule

Zeltschule könnte erstes Projekt sein

Gestratz / Lesedauer: 3 min

Gemeinderat Gestratz befasst sich mit einer Idee des Libanon-Ausschusses
Veröffentlicht:22.03.2018, 16:43

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Als erste von fünf Westallgäuer Gemeinden beschließt am Donnerstag Gestratz über den Start eines konkreten Projekts im Rahmen der Inititative „Kommunales Know-How für Nahost“. Zu Gast bei der Gemeinderatssitzung ist unter anderem Jacqueline Flory, Gründerin und Kopf der Organisation „Zeltschule“, die improvisierte Schulen in Flüchtlingscamps im Libanon einrichtet. Eine solche Schule soll mit Unterstützung des Interkommunalen Libanon-Ausschusses Allgäu in Barelias in der Bekaa-Ebene (Ostlibanon) entstehen.

Jacqueline Flory lebt in München, hat aber Kindheit und Jugend in Weiler verbracht. Auf sie und ihre Hilfsorganisation aufmerksam wurden die in der Flüchtlingsarbeit engagierten Westallgäuer durch einen Artikel in der Heimatzeitung. Als im November Vertreter aus Gestratz, Heimenkirch, Hergatz, Opfenbach und Amtzell in den Libanon reisten, um im Rahmen des von Entwicklungsminister Gerd Müller gestarteten Programms „Kommunales Know-How für Nahost “ erste Kontakte zu knüpfen, trafen sie in Beirut auch Jacqueline Flory, die sich um die Gründung einer weiteren Zeltschule kümmerte.

Die Westallgäuer waren beeindruckt von Florys Ansatz, in Flüchtlingscamps einfache Schulen einzurichten, in denen syrische Lehrer unterrichten, die selbst als Flüchtlinge dort leben. Zur Seite steht dem deutschen Hilfsverein die von einer Syrerin gegründete libanesische Organisation „Alphabet“. Inzwischen war Jacqueline Flory auch im Westallgäu. Sie besuchte die Laubenbergschule, deren Leiter Rainer Hölzel mitsamt dem Lehrerkollegium erklärte, gerne eine Partnerschaft mit einer Zeltschule im Libanon einzugehen.

Die Westallgäuer Libanon-Initiative möchte eine solche in der 50 000-Einwohner-Stadt Barelias in der Bekaa-Ebene gründen. In und um Barelias, das nur 60 Kilometer von der syrischen Hauptstadt Damaskus entfernt liegt, haben über 200 000 syrische Flüchtlinge Zuflucht gefunden. Mit Repräsentanten der Stadt knüpften die Westallgäuer vor Kurzem erste Kontakte. Das Entwicklungsministerium hatte dorthin Vertreter von Partnergemeinden aus Nahost und Deutschland zu einer Konferenz eingeladen.

Am Donnerstag wird Jacqueline Flory gemeinsam mit Bürgermeister Johannes Buhmann dem Gemeinderat Gestratz die Projektidee erläutern. Das Gremium entscheidet dann darüber, ob die Gemeinde dafür einen Antrag auf das sogenannte „Starterpaket 1“ stellt. Für dieses stellt das Entwicklungsministerium 50 000 Euro bereit. Obwohl der Antrag über die Gemeinde Gestratz läuft, liegt es in der Verantwortung des gesamten Interkommunalen Libanon-Ausschusses Allgäu. Bürgermeister Buhmann schwebt denn auch vor, dass die neue Schule „Zeltschule Allgäu“ heißt.

Neben der Bildung für Flüchtlingskinder wollen die Westallgäuer auch die Gesundheitsvorsorge in Barelias verbessern. Laut Johannes Buhmann soll mit dem Fördergeld nicht nur die Zeltschule eingerichtet, sondern auch ein Workshop für Lehrer und medizinisches Personal im Westallgäu finanziert werden. Als nächsten Schritt könnte sich Buhmann vorstellen, im Rahmen des „Starterpakets 2“ ein Röntgengerät für die Krankenstation in Barelias zu beschaffen.

Die Gemeinderatssitzung in Gestratz beginnt am Donnerstag, 22. März, um 19.30 Uhr im Florianstüble. Neben Jacqueline Flory ist auch Schulleiter Rainer Hölzel zum Thema „Zeltschule“ eingeladen.