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Gedenkfeier

Gedenkfeier am Denkmal für die Vertriebenen

Zwiefalten / Lesedauer: 2 min

Weltweit sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht
Veröffentlicht:22.06.2015, 19:44

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In Zwiefalten ist am Sonntag der Opfer von Flucht und Vertreibung gedacht worden. Die Teilnehmer folgten ergriffen den Erinnerungen von Dr. Werner Andreas.

Das Gedenkkreuz für die Vertriebenen im La Tessoualler Park war erst vor Kurzem wieder gestrichen worden. Franz Josef Bauer als Vertreter der Reservistenkameradschaft und Reinhold Braun für den Geschichtsverein hatten gemeinsam zwei Eiben links und rechts vom Denkmal angepflanzt. Vor 16 Mitbürgern forderte Dr. Werner Andreas, Zwiefalten, die Teilnehmer auf „die Erinnerung weiterzutragen“.

Dr. Werner Andreas (88) war jahrzehntelang Arzt und Leiter im damaligen Landeskrankenhaus in Zwiefalten. Er war Zeitzeuge mitten im Flüchtlingselend am Ende des 2. Weltkrieges. „Der Krieg hat mich erheblich geprägt“, rief er zu den Teilnehmern. Mit 17 Jahren wurde er zur Heimatflak eingezogen und gehörte zur Flakhelfergeneration wie Günther Grass und Papst Benedikt. Seinen 18. Geburtstag verbrachte er in einem Erdloch im Einsatz gegen einen Partisanenaufstand in der Hohen Tatra. Wenig später war er im mittleren Tschechien im Lager Tabor und litt, wie viele andere Kameraden, unter Durchfall und Krankheiten. Ähnliche Verhältnisse herrschten auch im Lager Brünn, wo sich 27000 Deutsche aufhielten. Die Tschechen gebärdeten sich als Patrioten und waren echte Deutschenhasser. Der 60 Kilometer lange Weg in Richtung österreichische Grenze wurde für 5200 Menschen zum Todesmarsch. Es spielten sich unmenschliche Szenen ab, erschwert durch Entkräftung, Hunger, Durst und ganze Orgien mit Gewalt und Schießübungen. Trotz vieler Bemühungen: Diese Gewalttaten wurden nie gesühnt. In diesen Wirren haben 15 Millionen Deutsche ihre Heimat verloren, 2,2 Millionen Menschen starben auf der Flucht. Dr. Werner Andreas rief an dem renovieren Gedenkkreuz dazu auf, die Erinnerung weiterzutragen und der vielen Flüchtlinge und Toten zu gedenken.

Bruno Auchter, stellvertretender Bürgermeister von Zwiefalten, forderte in einer Zeit, „in der an allen Ecken der Welt großes Leid herrscht, dazu auf, mit gutem Beispiel voranzugehen“. Gerade im La Tessoualler Platz mit einem Gedenkstein aus einem römischen Sonnengott-Tempel, dem Wiedervereinigungsdenkmal und dem Platz der deutsch-französischen Freundschaft ist dieser Aufruf wichtig. Sein Dank galt für die würdigen Worte zum Gedenktag an Dr. Andreas und auch an die Reservistenkameradschaft für ihren Einsatz zur Sanierung.