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„Ein ganz besonderes Erlebnis“

Zwiefalten / Lesedauer: 3 min

Vier „Fagott-Gladiatoren“ auf der Bühne der Wimsener Mühle
Veröffentlicht:06.09.2020, 16:31

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Ein ausverkauftes Konzert, begeisterte Zuschauer und vier hochprofessionelle „Fagott-Gladiatoren“ auf der Bühne der Wimsener Mühle – so kann man in aller Kürze diese wunderbare Veranstaltung zusammenfassen. Aus Corona-Schutzgründen musste dieses in der Prälatur Zwiefalten geplante Konzert nach Wimsen verlegt werden, aber dies war beileibe keine Verlegenheitslösung. Die Zuhörer saßen locker in nach Haushalten gruppierten Sitzen, der Saal war gut durchlüftet und angenehm kühl. Für manchen zu kühl, doch die Veranstalter hatten auf jedem Sitz eine warme Decke bereitgelegt.

Hubertus-Jörg Riedlinger, Zwiefaltens rühriger Ex-Bürgermeister, lobte die Wimsener Veranstalter für ihr qualitativ hochwertiges und abwechslungsreiches Programm, mit welchem sie seit 2006 Kulturbegeisterte locken. Mit „Fagotissimo“ ist den Veranstaltern wiederum ein ganz großer Wurf gelungen, kennen die meisten doch das Fagott nur als Teil eines Orchesters. Doch vier Fagottisten gleichzeitig auf der Bühne – dieser Klang, dieses Tempo, diese Spielfreude, dieses Zusammenspiel – war umwerfend gut. „Ein ganz besonderes Erlebnis“, sagte ein Zuschauer und Riedlinger resümierte in seinem Schlusswort: „Vier Fagotte auf oim Haufa, des klingt einfach klasse!“

Besetzt ist „Fagotissimo“ mit vier hochrangigen Profimusikern: Marc Engelhardt ist seit 2001 Professor an der Musikochschule Stuttgart und seine Frau Marianne seit 1988 Solofagottistin im Staatsorchester Stuttgart. Albrecht Holder hat seit 1997 eine Professur für Fagott an der Musikhochschule Würzburg inne und Frank Lehmann ist erster Fagottist der Stuttgarter Philharmoniker.

Schon seit 1991 spielen die Vier zusammen und sind perfekt aufeinander abgestimmt. Sehr charmant führte Albrecht Holder durchs Programm und vermittelte den notwendigen Hintergrund zu den ausgewählten Musikstücken. Eine „Reise durch die Musikgeschichte“ haben die vier Musiker mitgebracht und er versprach gleich zu Beginn: „Es wird nicht zu modern“. Auftakt war Barockmusik mit Michael Corette, der mit „Le Phenix“ ein Konzert für vier Fagotte geschrieben hat, und bei dieser strahlenden Musik wurde der wunderschöne warme Klang der Instrumente deutlich. Als weitere Stationen der „musikalischen Reise“ haben „Fagottissimo“ Werke des Klassikkomponisten Joseph Haydn ausgewählt und ein ganz kurzes temporeiches Allegro für vier Fagotte von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), einst Hofkapellmeister an der Staatsoper in Stuttgart .

Wie schnell man die Lippen bewegen muss, sahen fast alle Zuhörer, denn die Bühne war quer zum Saal aufgebaut und niemand saß sehr weit entfernt von den Künstlern. Rossinis „Largo al Factotum“ aus dem Barbier von Sevilla zeigte diese Geschicklichkeit ganz besonders sowie auch die hohe Kunst eines perfekten Zusammenspiels. Albrecht Holder hatte nicht zu viel versprochen mit seiner Ansage: „Sie werden sehen, es klingt super!“ Aus dem 20. Jahrhundert war „leichtere“ Musik zu hören, wie Holder erklärte, doch schwer oder gar schwermütig war das Gebotene gar nie.

Die vier Musiker mussten sich nur mit kleinen Gesten und Blicken verständigen und jeder entlockte seinem Instrument so schöne warme Töne, egal ob er solistisch gefordert war oder eher im Hintergrund begleitete. Der Marsch „Einzug der Gladiatoren“ von Julius Fucik geriet zum „Einzug der Fagott-Gladiatoren“ und unter Beweis gestellt wurde an diesem Abend auch, dass ein Fagott-Medley mindestens genauso mitreißend klingt ist wie eine ganze Big-Band von Glenn Miller. „Zum Schluss werden wir wieder seriöser“, sagte Holder und mit Auszügen aus Verdis Oper „Attila“, sollte der Abend ausklingen. Dies ließ das Publikum natürlich nicht zu und mit viel Beifall gelang es, die vier Musikern zu drei Zugaben hinreißen zu lassen. Bravissimo, Fagottissimo, hoffentlich hören wir Sie bald wieder!