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Kunstfotografie

Der Warthauser Johnny Krüger erhält Auszeichnung als einer der besten Kunstfotografen

Warthausen / Lesedauer: 5 min

Der Warthauser Johnny Krüger erhält Auszeichnung als bester Kunstfotograf Europas
Veröffentlicht:28.05.2018, 18:41

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Der Warthauser Johnny Krüger wurde mit dem höchste Titel der internationalen Kunstfotografie ausgezeichnet. Den Preis hat sich der 56-Jährige mit einer Reise ins düstere Mittelalter erarbeitet. Begonnen aber hat alles bei einer Schlossbesichtigung und Begegnungen auf dem Biberacher Schützenfest.

Manche Gesichter fielen Krüger sofort ins Auge. Beim Tanz der Jahrhunderte scannte er die Darsteller ab. „Sie sehen doch aus wie Casanova“, sagte er zu einem Mann. Die Augen, Nase, Gesichtsausdruck – Krüger hatte das fertige Foto schon im Kopf und erzählte dem Mann von seiner Idee.

Insgesamt 20 Kunstporträts hat Johnny Krüger für seine Serie „Zeitreise der Männlichkeit“ erstellt, darunter auch Bilder mit Gerhard Schuster als Mittelständler in der Renaissance, Markus Scheffold als Casanova und Jürgen Dussler als Marshall v

Diese war freilich schon vorher geboren. Nach zahlreichen Auszeichnungen von der Laupheimer Vereinsmeisterschaft bis zu Preisen bei überregionalen Wettbewerben wollte Krüger sich die Krone der internationalen Kunstfotografie ergattern: den „Meister der Fotografie“ der Fédération Internationale de l’Art Photographie (Fiap). „Ich war auf der Suche einem Thema“ , erzählt der Warthauser.

Bei einer Führung durch das Warthauser Schloss kam ihm dann die Idee: Die Vorfahren der Schlossherrn starrten von den Wandgemälden herab, Krüger war beeindruckt: „Ich bewunderte diese Kunst.“ Die Ehrwürdigkeit und ein starker Ausdruck stand den Menschen noch immer ins Gesicht geschrieben. Der Trick dahinter war die Lichtstimmung. Bereits der bekannte Barockmaler Rembrandt von Rijn hatte Menschen in einem besonderen Licht porträtiert: der Hintergrund in düsteren Farben, eine Gesichtshälfte hell ausgeleuchtet, die andere in schwachem Licht, so dass zwischen Nasenschatten und Wangenknochen ein kleines Lichtdreieck entsteht. Was Künstler zu Barockzeiten mit dem Farbpinsel bewerkstelligten, bedeutet für Fotografen heute technische Millimeterarbeit, bis Leuchten und Scheinwerfer richtig gesetzt sind. Doch die Feinarbeit war für Krüger der Schlüssel zum Erfolg: „Ich wollte zeigen, dass die Männer durch die Jahrhunderte in der Mimik und Gestik ähnlich geblieben sind“, erzählt er, „stolz, erhaben, mächtig, bis hin zu bedrohlich“. „Zeitreise der Männlichkeit“ hat er seine Serie getauft.

Der Warthauser Bildkünstler Johnny Krüger hat historische Persönlichkeiten mit seinen Fotografien und Laiendarstellern aus der Region wieder zum Leben erweckt (von links): Ralph Wannagat als Kreuzritter, Hagen Ritter als türkischer Großwesir und Eri

Mehr als 20 Personen hat Krüger schließlich für seine Fotoserie gefunden, die alle ihre eigenen Kostüme mitgebracht haben. „Meine Models sind Laiendarsteller, die viel Wert auf die Authentizität ihrer Gewandung legen“, sagt Krüger. Die meisten von ihnen stammen aus der Region Biberach und wurden auf dem Schützenfest gecastet, manche kamen aber auch aus Tirol oder aus Frankreich nach Warthausen.

Krüger wälzte Geschichtsbücher und suchte nach passenden Charakteren zu den Personen. Von einem Kelten, einem Kreuzrittern bis zu Dschingis Khan und einem preußischen Offizier, „das sind alles Typen, die es tatsächlich gegeben hat“, betont er. „In der Schule war ich eine Niete in Geschichte, aber jetzt hab ich wirklich viel gelernt.“

Bis zu drei Stunden benötigte Krüger, bis ein Bild im Kasten war. Die Figuren fotografierte in einem kleinen Studio unter dem Dach seiner Wohnung, die Hintergründe zum Teil im Warthauser Schloss, zum Teil auf seinen zahlreiche Fotostreifzügen. Diese fügte er später am Computer hinzu. „Nur mit einem Foto alleine gewinnt man heute keinen Blumentopf“, sagt er, vor allem nicht in der Kunstfotografie. An seiner Serie arbeitete er insgesamt drei Jahre. „Natürlich war ich anfangs nervös, weil ich weiß, dass viele abgelehnt wurden.“ Seit 1982 haben gerade einmal 15 Fotografen in Deutschland den Titel der Fiap erhalten. Krüger wird seine Urkunde offiziell auf der Deutschen Meisterschaft in Essen überreicht bekommen. Preisgeld gibt es dafür nicht, „aber der Preis öffnet Türen“, sagt er und fügt hinzu: „Das ist für mich die größte Würdigung.“ Und sei auch ein Lebensziel gewesen.

Aufgewachsen in Südafrika

Zur Fotografie ist Krüger vor 35 Jahren gekommen. Als Kind wuchs er in Südafrika auf, damals lief er auf dem Schulweg an einem kleinen Fotoladen vorbei und träumte von der Fotografie. „Spinnst ja, lern’ was Vernünftiges!“, habe sein Vater gesagt. Später fotografierte Krüger in den Nationalparks, vor allem große Katzen. Doch erst über die Laupheimer Fotofreunde fand Krüger zur Wettbewerbsfotografie. Die Freude an den Tierfotos ist geblieben. Doch auch die Kunstfotografie begeistert ihn seit Jahren. Den Meisterpreis will Krüger nun auch als Sprungbrett in die Freiberuflichkeit nutzen, und seine eigene Firma für Fotografie, Web und Grafikdesign aufbauen.

Neben der Kunstfotografie geht Johnny Krüger auch regelmäßig mit dem Teleobjektiv auf die Fotospirsch nach Tieren.

Früher im Job habe er oft „nicht die Erfüllung gefunden“. Manchmal sei er bereits „mit Argwohn“ zur Arbeit gefahren, erzählt er. Heute wohnt er mit seiner Frau, die er ihm Fotoclub kennengelernt hat, und seiner Tochter, in Warthausen. „Bei uns dreht sich alles um die Fotografie.“ Und wenn sein verstorbener Vater noch lebte, glaubt Krüger, „dann wäre er sicher stolz auf mich.“