Ökopunkt

Krötentunnel für Ökopunkte

Uttenweiler / Lesedauer: 3 min

Amphibientunnel helfen Uttenweiler, Baumaßnahmen wie Bucheschle II auszugleichen
Veröffentlicht:22.03.2018, 13:54

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Eine Art Leitplankensystem, Stopprinnen und mehrere kleine Betonschächte, die unter die L 270 durchführen: Ein ganz besonderes „Straßenbauprojekt“ möchte die Gemeinde Uttenweiler noch in diesem Jahr zwischen dem Kernort und Sauggart anpacken. Die „Zielgruppe“: Frösche und andere Amphibien. Mit der etwa 160 000 Euro teuren Maßnahme sollen sogenannte Ökopunkte geschaffen werden, die dann wieder für Bauvorhaben wie die Erschließung des Baugebiets Bucheschle II zur Verfügung stehen.

„Wir haben uns intensiv mit Fröschen beschäftigt“, wandte sich Daniel Trautmann vom Ingenieurbüro Funk in der Sitzung an die Gemeinderäte. Wie hoch und weit Frösche springen, wie sie sich orientieren, in welchem Radius sie sich bewegen – all das sei in die Planung für die Amphibiendurchlässe eingeflossen, mit der die Gemeinde das Riedlinger Ingenieurbüro beauftragt hat.

Der Bau von Amphibiendurchlässen – im Volksmund auch Krötentunnel genannt – entspringt nicht einzig dem grünen Gewissen der Gemeinde. Dahinter steht hauptsächlich die Notwendigkeit, Ökopunkte zu generieren. Sie sind nach der Ökopunkteverordnung Bedingung dafür, um Bauvorhaben, die immer auch einen Eingriff in die Natur darstellen, auszugleichen. Um die künftige Flächenversiegelung des geplanten Baugebiets Bucheschle II zu kompensieren, werden laut Verwaltung etwa 400 000 Ökopunkte benötigt.

Während Kommunen klassischerweise Streuobstwiesen anlegen oder Bachläufe renaturieren, hat die sich die Gemeinde für die Krötentunnel als Lösung entschieden. Eine Maßnahme, die wie Bürgermeister Werner Binder in einer früheren Sitzung betonte, ökologisch sinnvoll sei. In diesem Bereich begeben sich die Kröten tatsächlich im Frühjahr auf Wanderschaft. Zwei bereits vorhandene Durchlässe hätten sich dabei als nicht zweckmäßig erwiesen, so Binder. Auch ein Vertreter des Nabu sei bei einer früheren Ortsbegehung in die Planung mit einbezogen worden. Für die Maßnahme spreche zudem, dass die Gemeinde dafür der Landwirtschaft keine Flächen entziehen muss.

„Leitplanken“ für die Kröten

160 000 Euro hat Uttenweiler für den Bau der Krötentunnel in den Haushalt eingestellt. Planer Daniel Trautmann setzte die Kosten für acht Durchlässe allerdings bei 380 000 Euro an. Schließlich gestaltet sich das Vorhaben aufwendig: Abgrabungen sind notwendig, neben den Betonschächten selbst werden Leiteinrichtungen angebracht und eine Stopprinne, in die auf Abwegen geratene Kröten plumpsen und die außerhalb der Krötenwanderung verschlossen wird.

Der Gemeinde riet Trautmann, trotz der höheren Kosten doch alle acht Durchlässe zu bauen: „Man muss sich überlegen, ob man die Maßnahme nicht vorfinanziert, das wäre gut investiertes Geld.“ Noch erhalten Kommunen bei Ausgleichsmaßnahmen nämlich pro investiertem Euro Baukosten vier Ökopunkte auf ihr Ökokonto gutgeschrieben. Mit der geplanten Änderung der Ökopunkteverordnung gibt es Überlegungen, den Umrechnungsschlüssel zu verändern. Dann ergibt ein investierter Euro möglicherweise nur noch zwei Ökopunkte. Den jetzigen Schlüssel bezeichnete auch Bürgermeister Binder als „sehr gut“, verwies aber auf die Zwänge des Haushaltsplans.

Mit einstimmigem Beschluss beauftragte der Gemeinderat das Büro Funk, die Maßnahme auszuschreiben. Der Baubeginn ist für September/Oktober vorgesehen, die Bauzeit gab Trautmann mit zwei Monaten an.