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Alle drei Jungstörche sind gut geraten

Uttenweiler / Lesedauer: 3 min

Nachwuchs in Uttenweiler wurde beringt – Weiteres Storchenpaar brütet auf Strommasten
Veröffentlicht:07.06.2021, 05:00

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Fernes Grollen: Hinter dem Bussen und über der Donau bauen sich dunkle Wolken auf, die dann Richtung Ehingen und Ulm abziehen. Doch in Uttenweiler sticht die Sonne, als am Freitag gegen 11 Uhr das Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Bad Buchau mit dem Fahrer Rainer Sobel und dem Storchenbeauftragten für die Vogelschutzwarte Radolfzell, Konrad Frosdorfer, in den Schlosshof einbiegen. Gerufen hat sie der Biologe und Storchenbeauftragte Rainer Deschle, damit die drei Jungstörche auf dem Dach der Seniorenwohnanlage beringt werden. Neben Nabu-Mitgliedern haben sich noch interessierte Passanten eingefunden, und im obersten Stockwerk des gläsernen Erschließungstrakts zur Wohnanlage brachten sich etliche Heimbewohner in Stellung um dem Ereignis gespannt beizuwohnen.

Wie die Tiere leichter identifiziert werden

Jungstörche werden in der Regel in einem Alter von etwa vier bis sechs Wochen beringt. Dabei werden so genannte ELSA-Ringe aus Plastik mit Klicksystem oberhalb des Fersengelenks, landläufig auch als Knie des Storches bezeichnet, angebracht, wie Frosdorfer erklärt. Die schwarzen Ringe mit weißer Schrift tragen folgende Kennzeichen: DE für Deutschland, W steht für die Vogelwarte, in dessen Einzugsgebiet der Storch beringt wurde. Es gibt drei Vogelwarten in Deutschland: Radolfzell (Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland, Berlin und Österreich) Hiddensee (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen), Wilhelmshaven (Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holsein, Bremen und Hamburg). OXXXX ist eine individuelle Erkennungsnummer. Für die Jungstörche in Uttenweiler waren es dieses Jahr die Endnummern -45 /- 46 /- 47. Wobei die Beringung in ungeraden Jahren linksseitig und in geraden Jahren rechtsseitig vorgenommen werden. Somit können die Tiere später leichter mittels Fernglas oder Teleobjektiv identifiziert werden.

Ein Tuch zur Stressvermeidung

Geschickt dirigierte Konrad Frosdorfer die Kanzel an der Drehleiter nach oben bis direkt an das Nest heran. Als er eben den Dachtrauf erreichte flüchtete der Altvogel, verließ den Horst und beobachtete das weitere Geschehen sichtlich erregt von einer nahegelegenen Giebelwarte aus. Am Nest angekommen, fielen die Jungtiere sofort in Bewegungslosigkeit und legten sich flach auf den Nestboden. Daraufhin legte der Storchenbeauftragte den Vögeln behutsam ein weiches Tuch über die Köpfe. Somit wird Stress bei den Küken entgegengewirkt, denn jede Beringungsaktion bedeutet ja eine Störung am Brutplatz. Da sich die Vögel völlig ruhig verhielten, entnahm Frosdorfer nun einen nach dem andern, um ihn zu wiegen und zu beringen. Alle drei Tierkinder sind wohlauf, gut geraten und haben das für ihr Alter angemessene Gewicht: 3000 Gramm.

Altvogel kehrt sofort zurück

Nach der Datensicherung war die Aktion erfolgreich abgeschlossen, und der Storchenbeauftragte konnte sich zusammen mit dem Fotografen vom Nest entfernen. Kaum war die Drehleiter wieder eingefahren, kehrte der besorgte Altvogel wieder zu seinem Nachwuchs zurück, was zeigt, dass sich nach einer solchen Aktion das natürliche Verhalten der Störche schnell wieder normalisiert.

Auf Sichtweite in der St.-Uta-Straße hat ein weiteres Storchenpaar, das wie schon Jahre zuvor auf dem Kamin des „Gasthaus Rössle“ brüten wollte, nun sein Nest auf einem Strommasten errichtet. Das alte Nest musste abgebaut werden, da hier für das Gebäude ein gewisses Gefahrenpotenzial aufgetreten war. Wie mit Abstand nicht ganz eindeutig zu erkennen, ist zieht dieses Storchenpaar ebenfalls drei oder sogar vier Junge auf. Allerdings muss dieser Nachwuchs unberingt bleiben, da die Stromleitungen unterhalb des Nestes nicht isoliert sind. Die Arbeit dort wäre also viel zu gefährlich. Bleibt für das nächste Jahr zu hoffen, dass das Paar seinen Eigensinn aufgibt und das Angebot auf dem Pfarrhaus annimmt.