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Interview: Von Ummendorf auf die sieben Weltmeere

Ummendorf / Lesedauer: 4 min

Jürgen Neff arbeitet als Showmanager für das Kreuzfahrt-Unternehmen Aida
Veröffentlicht:18.11.2014, 12:34

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Barbados, New York , Hongkong – der Ummendorfer Jürgen Neff kommt herum in der Welt: Der 42-Jährige arbeitet als Showmanager auf Kreuzfahrtschiffen. Zuerst hat er Kfz-Elektriker gelernt, dann Philosophie und Literatur studiert. Frank Wiesner traf Jürgen Neff auf Heimaturlaub.

Finden Sie unsere oberschwäbische Heimat so schrecklich oder warum wollten Sie unbedingt weg von daheim?

Das hat sich beruflich einfach so ergeben. Mein Philosophie- und Literaturstudium habe ich ja noch ganz in der Nähe gemacht, in Tübingen. Aber dann wechselte ich ins Theaterfach und in dem muss man flexibel sein. Ich bin allerdings als Ex-Bürgerwehrler ein treuer Schützenheimkehrer und auch in den anderen vier Jahreszeiten immer gern zu Besuch bei meiner Familie und in der Heimat.

Hätten Sie sich jemals träumen lassen, dass Sie ein Leben führen zwischen New York, Rio und Tokio?

Es gibt ja Menschen, die ganz früh den Drang haben, die Welt zu entdecken. Ich war eigentlich gar nicht so versessen darauf. Ich finde Deutschland und unsere Region sehr schön, Philosophieren kann man überall und Theaterliebe lebt man ja eher in geschlossenen Räumen und im eigenen Sprachkreis aus. Aber wenn man erst mal Seeluft geschnuppert hat und die wundervolle Möglichkeit erhält, die Liebe zur Bühne und zur Unterhaltung damit zu verbinden, die schönsten Orte und spannendsten Länder dieser Welt zu sehen, dann kommt man nur schwer wieder davon los.

Wie sieht Ihr Arbeitstag aus?

Als Entertainment Manager für das Kreuzfahrt-Unternehmen Aida hatte ich bis zu 120 Events pro Reise. Da ist den ganzen Tag was los, von der 70er-Jahre-Party in der Disco übers Offiziers-Shaken und die Anmoderation der Theatershows bis hin zum Flitterwochentreff. Als Fachbereichsleiter einer ganzen Abteilung fällt natürlich noch recht viel administrative Arbeit an. Es ist schon ein Fulltime-Job an Bord. Dieses Jahr trete ich ein wenig kürzer. So finde ich zwischen den Einsätzen Zeit, ein ganz anderes Projekt zu verfolgen: meine Schreiberei.

Haben Sie da überhaupt Zeit, die schönen Orte zu erkunden, an denen Sie anlegen?

Man ist ja zum Arbeiten auf dem Schiff. Aber natürlich kann man sich einige Arbeitsabläufe so gestalten, dass man die Gelegenheit erhält, sich das eine oder andere anzusehen. Ich verlängere ab und zu gern meine Arbeitszeit am Abend, damit ich mich dann am nächsten Morgen eine Weile an einen schönen Strand legen oder eine spannende Stadt ansehen kann. Und die Crew hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Gästen: Wir fahren eine Destination ja oft bis zu zehn Mal an.

Schon mal irgendwelche Stars getroffen bei Ihrer Tätigkeit?

Auf speziellen Reisen wird das Show-Programm um besondere Highlights ergänzt. Viele unserer Gastkünstler sind bekannt aus dem Fernsehen oder aktuellen Musik- und Theaterproduktionen. Ich hatte auch schon Howard Carpendale und Mike Krüger gemeinsam auf einer Reise an Bord. Auf der Reise war Eva Padberg auf dem Schiff.

Ursprünglich haben Sie Kfz-Elektriker gelernt. Das hat Sie nicht ausgefüllt?

Das sollte man nicht gegen einander ausspielen. Aber ich habe gemerkt, dass da noch ein kreatives Potential in mir schlummert und ehrlich gesagt glaube ich, dass das auch jetzt noch nicht ausgeschöpft ist. Zurzeit wird mein Theaterstück „Angst“ am Landestheater Bregenz aufgeführt, ein weiteres ist gerade in Arbeit und mein erster Thriller soll bis zum Frühjahr fertig sein.

Warum das Philosophie- und Literaturstudium?

Die Liebe zur Philosophie habe ich in meiner zweiten Schulphase entdeckt, als ich das Abitur nach der Lehre nachholte. Ich habe erst auf Lehramt studiert, damit etwas Solides dabei rauskommt. Dann habe ich gemerkt, dass in diesen Kursen nicht tief genug gegraben wird und mich umgeschrieben. Und wie man sieht, kann man es als Magister der Philosophie und Literatur zu etwas bringen.