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Geldautomat in Fischbach fällt weg

Ummendorf / Lesedauer: 4 min

Ortschaftsrat fordert in einem offenen Brief, die Entscheidung zu überdenken
Veröffentlicht:16.02.2018, 19:36

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Zur geplanten Ausdünnung des Geschäftsstellennetzes der Raiffeisenbank Biberach gehört, dass der Geldautomat in Fischbach wegfällt. Nach dem Infoabend am Donnerstag wendet sich der Fischbacher Ortschaftsrat in einem offenen Brief an Vorstand, Aufsichtsrat und Mitglieder der Bank und fordert sie auf, diesen Schritt „nochmals kritisch zu hinterfragen“. Der Vorstandssprecher Gerolf Scherer erwidert, an den Entscheidungen werde sich nichts mehr ändern.

Namens des Ortschaftsrats schreibt die Ortsvorsteherin Karin Schraivogel, der Rat äußere sich normalerweise nicht zu unternehmerischen Entscheidungen. „Aber in diesem Falle sehen wir uns gezwungen, unsere Meinung klar aufzuzeigen. Denn mit dem geplanten Abbau des Geldautomaten geht ein wichtiges Stück Infrastruktur verloren – und dazu zählen wir den jederzeit möglichen Zugang zu Bargeld auch für mobil eingeschränkte Personen.“ Der Wegfall mindere die Lebensqualität, die Pläne sehe der Rat „mit großer Bestürzung und mit Unverständnis“. Fischbach hat knapp 700 Einwohner. Eine Filiale mit Personal gibt es längst nicht mehr.

Bringservice überzeugt nicht

Raymund Aich , Ortschaftsrat und Raiba-Mitglied, unterstreicht die Bedeutung der Bargeldversorgung: „Wir haben jahrelang dafür gekämpft, dass es wieder ein Lebensmittelgeschäft bei uns gibt.“ Das bringt in seinen Augen aber nur etwas, wenn die Fischbacher auf dem Weg zum Laden oder in die glücklicherweise vorhandene Gastwirtschaft schnell Bargeld holen können. Der als Ersatz angekündigte Bargeld-Bringservice überzeugt ihn nicht: Abgesehen von den Uhrzeiten werde schon allein aus Furcht vor Einbrechern kaum jemand dieses Angebot nutzen, prophezeit er. „Es ist unfair, das als Lösung vorzugaukeln.“

Die Räte bestreiten nicht, dass die Bank sparen muss. In dem Brief verweisen sie indes auf den satzungsmäßigen Zweck der Genossenschaft, ihre Mitglieder wirtschaftlich zu fördern. Wenn der Geldautomat wegfalle, fragt der Ortschaftsrat und Bankgenosse Aich, „was hindert mich dann eigentlich noch, zur Deutschen Bank zu gehen?“ Die regionale Verankerung zeichne die Raiba aus, mit dem Wegfall des Automaten „verlieren wir auch ein Stück Kultur und Heimat“.

Wo bleiben die Mitglieder?

Umso mehr ärgert es ihn, dass die Bank zwar die Mitglieder einlädt und informiert – aber erst, nachdem die Entscheidungen gefallen seien. „Es hat uns enttäuscht, dass sie sich nicht die Mühe gemacht haben, im Vorfeld die Kunden und Genossen zu fragen.“ Immerhin gehe es hier um die strategische Ausrichtung einer Mitgliederbank, sagt er. Und es könnte doch sein, dass die Kunden bereit wären, fürs Geldabheben Gebühren zu entrichten. Oder dass die Genossen bereit wären, für die Kosten des Automaten durch den Verzicht auf einen Teil der Dividende aufzukommen.

Die Ortschaftsräte fordern in ihrem Brief konkrete Angaben zu den Kosten des Geldautomaten. Aich glaubt nicht, dass die eingesparte Summe – seiner nicht bestätigten Hochrechnung zufolge grob 20 000 Euro pro Jahr – über das Wohl und Wehe entscheide. Er fügt die eingestandenermaßen ketzerische Frage an, ob die Zahl von fünf Vorstandsposten nicht mehr Einsparpotenzial biete.

Statistik nicht verzerrt

Raiba-Vorstandssprecher Scherer sagt, am Automaten in Fischbach gebe es weniger als 7500 Geschäftsvorfälle pro Jahr, er sei nicht kostendeckend. Ihm lag der offene Brief am Freitagmittag noch nicht vor, aber er widerspricht dem darin erhobenen Vorwurf, die Statistik werde durch tagelange Betriebsausfälle des Automaten verfälscht: Die Frequenz aller Geschäftsstellen sei über ein Jahr hinweg ausgewertet und verglichen werden.

Außerdem dürfe man nicht jeden Automaten für sich betrachten. „Das ist nur ein Mosaikstein, wir müssen ein Gesamtkonzept im Auge haben.“ Die Raiba Biberach komme nicht umhin, auf das für die gesamte Branche verschärfte wirtschaftliche Umfeld und das anhaltende Zinstief zu reagieren. „Wir sind eine der letzten Banken, die das tun.“ Auch nach den Anpassungen werde jeder Kunde in maximal fünf Kilometer Entfernung eine Grundversorgung erreichen, ergänzt durch den Bargeld-Bringdienst.