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Nominierungsversammlung

Die grüne Kandidatin heißt Anja Reinalter

Ummendorf / Lesedauer: 4 min

Grüne im Wahlkreis Biberach ziehen mit der 46-jährigen Diplom-Pädagogin aus Laupheim in den Bundestagswahlkampf 2017
Veröffentlicht:21.10.2016, 21:36

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Die Grünen im Wahlkreis Biberach ziehen mit der Kandidatin Anja Reinalter in den Bundestagswahlkampf 2017. In der Nominierungsversammlung am Donnerstag in Ummendorf setzte sich die 46-jährige Laupheimerin knapp gegen Robert Wiest durch.

Anja Reinalter erhielt im zweiten Wahlgang zwölf Stimmen, der 23-jährige Robert Wiest aus Erlenmoos elf. Es gab eine Enthaltung. Im ersten Wahlgang war die Stimmverteilung exakt gleich, die in Runde eins erforderliche absolute Mehrheit damit nicht erreicht. Die Beteiligung von 25 Leuten war geringer als vor fünf Jahren, aber gut: Grob 80 Parteimitglieder hätten nach Angaben von Michael Gross vom Biberacher Kreisvorstand über den Kandidaten mitbestimmen dürfen.

Reinalter selbst nicht, denn sie ist kein Grünen-Mitglied – noch nicht: Ihr Aufnahmeantrag liegt seit Kurzem beim Kreisvorstand. Voraussetzung ist ein Parteibuch nicht. „Ich bin grün im Herzen“, warb sie um Vertrauen. Sie habe seit Schülerzeiten grüne Positionen verfochten. Reinalter ist Stadträtin in Laupheim und Fraktionsvorsitzende der dortigen Offenen Liste. 2014 wurde sie auf der Liste der Frauen in den Biberacher Kreistag gewählt.

Die verheiratete Mutter von drei „fast erwachsenen“ Kindern hat Rechts- sowie Erziehungswissenschaften studiert. Als Bildungsreferentin der Katholischen Erwachsenenbildung ist die Diplom-Pädagogin in Kindergärten und Schulen der Kreise Biberach und Ravensburg unterwegs; „ich versuche, jungen Eltern bei der Wertevermittlung den Rücken zu stärken“. Dadurch kenne sie den gesamten Wahlkreis, der außer dem Landkreis Biberach noch Aichstetten, Aitrach, Bad Wurzach und Kißlegg aus dem Kreis Ravensburg umfasst. Daneben unterrichtet sie an der Berufsschule in Biberach und als Lehrbeauftragte an der Hochschule Ravensburg-Weingarten.

Reinalter: Einen Rechtsruck verhindern ist Antriebsfeder

Das Soziale treibe sie auch politisch um, sagte sie in ihrer zehnminütigen Bewerbungsrede. Sie kämpfe für Chancengleichheit, „damit die Schere zwischen oben und unten und zwischen links und rechts nicht weiter aufgeht“. Ein wahlentscheidendes Thema ist für sie der Umgang mit Flüchtlingen. Integration beginne mit dem Abbau von Vorurteilen. Einen Rechtsruck zu verhindern, sei für sie Antriebsfeder. Als weiteres Top-Thema nannte Reinalter den Klimaschutz. Zu ihren Werten zählt sie Heimatliebe sowie Respekt für die Menschen, die Schöpfung und das Leben. Wichtig sei ihr Transparenz in der Politik.

Bei den Freihandelsabkommen mit Kanada und den USA habe es hieran gemangelt, inhaltlich verteufelt Reinalter Ceta und TTIP indes nicht. In der Fragerunde antwortete sie der Biberacher Grünen-Kreisvorsitzenden Cornelia Furtwängler, sie würde „mit den Menschen ehrlich reden“, falls in einem transparenten Verfahren Riedlingen als geeigneter Standort für ein Atommülllager befunden werden sollte.

Auch der unterlegene Bewerber Robert Wiest verteidigte die wissenschaftsbasierte Standortsuche und verwies in diesem Zusammenhang gar auf Arbeitsplätze und Kaufkraft: „Ein bisschen mehr Kapitalismus täte Riedlingen gut“, antwortete er einem Fragesteller. Der 23-Jährige hat International Business studiert und ist für einen Biberacher Maschinenbauer im Vertrieb tätig. Bei der Landtagswahl 2016 war er Zweitkandidat im Wahlkreis Biberach und unterstützte Josef Weber.

Wiest will die Bürger und das Land fit machen für den Wandel

Wiest empfahl seiner Partei, „das Verbotsimage abzustreifen“ und die Menschen nicht zu bekehren. Stattdessen möge man den Bürgern durch kleine Schritte zeigen, dass grüne Konzepte in die Zukunft weisen. Durch Industrie 4.0 stehe enormer Wandel bevor, „viele fürchten berechtigterweise um ihren Job“. Die Antwort heiße nicht Abschottung, sondern „Deutschland fit machen für diesen Wandel und die Leute mitnehmen“. Stichworte dabei: Bildungsoffensive, Breitbandausbau und Bürokratieabbau. „Nicht auf die AfD eindreschen, sondern glaubhafte Lösungen bieten“, forderte Wiest. Statt der derzeitigen wirkungslosen Förderung von Elektroautos solle der Staat lieber Stromtankstellen bauen.

Nach seiner Abstimmungsniederlage gratulierte Wiest der Kandidatin und sagte: „Wir gehen geschlossen in den Wahlkampf. Es geht um ein gutes Ergebnis im Kreis.“ Er sei sicher, dass Anja Reinalter von der Basis breit getragen werde.